Ghana: Mit Biokohle Ernteerträge steigern
Bochumer Forscher haben einen Weg gefunden, mit Biokohle die Landwirtschaft in den Städten Afrikas nachhaltiger zu machen und dabei gleichzeitig die Erträge zu steigern.
Wassermangel und sandiger Boden erschweren das Leben der Bauern in Afrika. Hinzu kommt der Klimawandel, der mit zunehmenden Dürreperioden für Ernteausfälle sorgt. Im Projekt UrbanFoodPlus versuchen Wissenschaftler daher Wege zu finden, die Landwirtschaft in Städten und Randgebieten Afrikas produktiver, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen. Forscher der Ruhr-Universität Bochum scheinen nun eine Lösung gefunden zu haben, die Bodenfruchtbarkeit von kargen Äcker zu erhöhen – und zwar mit Biokohle. In die Erde gebracht, sorgte die Biomasse aus verkohlten Ernteabfällen für einen verbesserten Wasserhaushalt sowie mehr Nährstoffhaftung in den Böden. Bei Feldversuchen in Ghana konnte damit die Salatproduktion um 20 Prozent gesteigert werden. Das Projekt UrbanFoodPlus wird im Rahmen der Forschungsinitiative „GlobE – Globale Ernährungssicherung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 2012 unterstützt.
Auf unserem Planeten leben derzeit etwa 7,3 Milliarden Menschen. Das sind fast dreimal mehr als noch 1950. Und die Zahl der Erdbewohner wird weiter wachsen. Nach aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen wird die Zahl der Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,4 Milliarden steigen. Dabei werden allein neun Länder, darunter auch Ghana, die Hälfte des prognostizierten Bevölkerungswachstums ausmachen. Die Sicherung der weltweiten Ernährung zählt daher zu den größten Herausforderungen unserer Zeit.
Mit Blick auf die rasant wachsende Zahl der Weltbevölkerung suchen Forscher schon heute nach Wegen, das Ernährungsproblem zu lösen. Dabei spielt das Thema Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Bodenkunde und Bodenökologie der Ruhr-Universität Bochum arbeiten im Rahmen des Projektes UrbanFoodPlus mit Kollegen der Universität Kassel zusammen, um die urbane Landwirtschaft in Afrika produktiver, nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten. Ein Teilprojekt konzentriert sich dabei auf die Frage, wie Ernteerträge in der städtischen Landwirtschaft Westafrikas gesteigert werden können.
Biokohle als Hoffnungsträger für bessere Ernte
„Wasser ist in Westafrika der limitierende Faktor Nummer eins für die Landwirtschaft“, sagt Häring. Neun Monate war der Bochumer Bodenkundler in Burkina Faso und Ghana unterwegs, um sich einen Überblick über die Bodenbeschaffenheit, den Einsatz von Dünge- und Pestizidmittel sowie Ernteerträge zu verschaffen. Die Bodenfruchtbarkeit ist ein weiteres Problem, mit dem die Bauern vor Ort zu kämpfen haben. Denn der rötliche Sandboden kann Nährstoffe meist nur schlecht speichern.
Verkohlte Ernteabfällen als Bodendünger
Häring ist überzeugt: Biokohle könnte die Lösung der Probleme sein. Dabei handelt es sich um verkohlte Biomasse, die entsteht, wenn pflanzliches Material in sauerstoffarmer Atmosphäre verbrennt. Bei Feldversuchen in Afrika wurden konkret Ernteabfälle wie Maiskolben und Reiskörnerhülsen gesammelt und verbrannt. Später wurde die erzeugte Biomasse wie Dünger in den Boden eingearbeitet und Salat angebaut.<br/
Die Ernte war vielversprechend: Auf den mit Biokohle behandelten Testfeldern des UrbanFoodplus-Teams in Tamale wuchsen tatsächlich größere Salatköpfe als auf den unbehandelten Feldern. Der Grund: Die Biokohle sorgte dafür, dass sich der Wasserhaushalt der Böden verbesserte und die Nährstoffe besser haften blieben. Dadurch konnten Wasser und Düngemittel gespart werden.
Weniger CO2-Ausstoß durch Biokohleproduktion
Die Verwendung von Biokohle zur Ertragsteigerung in der Landwirtschaft hat gleich mehrere Vorteile: zum einen sind Pflanzenabfall meist in großen Menschen kostenlos verfügbar. Zum anderen wird bei der Biokohleproduktion die Hälfte des klimaschädlichen CO2 stabil in der Biomasse gespeichert und somit nicht an die Umwelt abgegeben. Aber nicht nur das: „Alle Ghanaer kennen die Kohleproduktion, weil sie Holzkohle zum Kochen verwenden“, berichtet Häring. In jedem Dorf gebe es Leute, die sich auf die Herstellung spezialisiert hätten. Nach diesem Prozess könnte Häring zufolge auch Biokohle hergestellt werden.