Handbuch für zirkuläre Geschäftsmodelle

Handbuch für zirkuläre Geschäftsmodelle

Die Circular-Economy-Initiative Deutschland hat Geschäftsmodelle entwickelt, die Unternehmen beim Ausstieg aus der „Wegwerfgesellschaft“ hin zu einer zirkulären Wirtschaft helfen sollen.

Plastikflaschen
Recyceln und Reparieren statt Wegwerfen und Neukaufen: ein Modell für zirkuläre Geschäftsmodelle

Ressourcenknappheit und Klimawandel zeigen dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem seine Grenzen auf. Die Bioökonomie, als eine moderne und nachhaltige Form des Wirtschaftens, setzt nicht nur auf die effiziente Nutzung biologischer Ressourcen, sondern auch darauf, Produkte und Rohstoffe nach Gebrauch nicht einfach wegzuwerfen, sondern so lange wie möglich zu nutzen – also im Kreislauf zu halten. Doch wie gelingt der Ausstieg aus der Wegwerfgesellschaft hin zu einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft? Diese Frage stand im Fokus eines Projektes, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde – und das nun seine Ergebnisse präsentiert.

Der Bericht „Zirkuläre Geschäftsmodelle: Barrieren überwinden, Potenziale freisetzen“ wurde von der Circular-Economy-Initiative Deutschland (CEID) erstellt und von der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften und SYSTEMIQ herausgegeben. Auf knapp 30 Seiten hat das Autorenteam zahlreiche Geschäftsmodelle festgehalten, mit denen Unternehmen den Übergang in die Kreislaufwirtschaft einleiten können. Der Bericht identifiziert aber auch bestehende Barrieren und Treiber und gibt Handlungsempfehlungen für die Umsetzung der zirkulären Geschäftsmodelle.

Zirkuläre Geschäftsmodelle bringen neue Aufgaben für Akteure

Insgesamt werden 22 Hauptgeschäftsmodelle genannt, mit denen ein Paradigmenwechsel weg von einem linear strukturierten „Take-Make-Waste“-Wirtschaftsmodell hin zu mehr Zirkularität und damit weniger Abfall gelingen kann. Hier wird auch beschrieben, wie sich die Aufgaben derer, die transportieren, produzieren oder reparieren, durch die Kreislaufwirtschaft ändern können und neue Aufgabenfelder entstehen können. Im Bericht wird das am Beispiel eines Fernsehers veranschaulicht: „Bisher kaufen wir einen Fernseher und entsorgen ihn dann irgendwann. Wir könnten ihn aber, wenn Unternehmen entsprechende Angebote schaffen, genauso gut leasen und später ans Unternehmen zurückgeben, so wie wir es zum Beispiel schon mit Autos tun“, erläutert Patrick Wiedemann, Co-Leiter der Arbeitsgruppe der CEID.

Bericht „Zirkuläre Geschäftsmodelle: Barrieren überwinden, Potenziale freisetzen“

Neue Leistungsangebote für Unternehmen

Auch für Produzenten würde sich durch die Etablierung zirkulärer Geschäftsmodelle einiges verändern. So könnte beispielsweise unter dem Gesichtspunkt „Produkte wie neu“ ein neues Leistungsangebot geschaffen werden, das auf Produkte oder Maschinen basiert, die vom Kunden zurückgeschickt, repariert und technologisch aufgerüstet werden müssen. Diese „Produkte wie neu“ könnten dem Bericht zufolge anschließend zu wettbewerbsfähigeren Preisen wiedervermarktet werden. Der Wandel vom Produzenten zum Reparateur würde auch bedeuten, dass Unternehmen über die übliche Garantiezeit hinaus Kunden Wartungs- und Reparaturdienstleistungen anbieten und damit an der längeren Nutzung ihrer Produkte wirtschaftlich partizipieren können.

„Die Weiterentwicklung von produktionsorientierten Unternehmen zu Dienstleistungsökosystemen, in denen in unterschiedlichen Partnerkonstellationen gemeinsam innovative Dienstleistungen für die aufeinanderfolgenden Phasen im Produktlebensweg angeboten werden – das heißt, die Produktverantwortung über den gesamten Produktlebensweg wahrzunehmen und ökonomisch nutzbar zu machen – ist der Schlüssel zur Circular Economy“, schreiben die Autoren.

Neue Qualitätsstandards schaffen

Die Geschäftsmodellmuster zeigen aber auch, welche Barrieren das zirkuläre Wirtschaften noch erschweren. Um diese Hürden abzubauen, müssten zum Beispiel „transparente, international gültige Qualitätsstandards für Materialien, Komponenten und Produkte mit Unterstützung der Bundesregierung von der Wirtschaft auf nationaler und internationaler Ebene etabliert werden“. Die Transformation des Wirtschaftssystems sei nur möglich, wenn alle relevanten Akteure und Akteurinnen aktiv und eng zusammenarbeiten, heißt es. Der Einsatz digitaler Technologien ist dem Bericht zufolge nicht nur ein We, Barrieren abzubauen, sondern auch ein Treiber, den Paradigmenwechsel in Unternehmen voranzutreiben.

Praktiken der Circular Economy gezielt fördern

Die Autoren geben daher Handlungsempfehlungen für verschiedene Interessengruppen. Sie raten dazu, Praktiken der Circular Economy gezielt zu unterstützen, indem für Unternehmen wirtschaftliche Anreize geschaffen werden. Unternehmen, welche der Umwelt jedoch schaden und einen hohen Ressourcenverbrauch aufweisen, sollten demnach stärker finanziell belastet werden. Gleichzeitig sollten arbeitsintensive Prozesse, die in der Circular Economy erforderlich seien, steuerlich entlastet werden.

Die Autoren verweisen zudem auf die Verantwortung von Verbrauchern und Verbraucherinnen und appellieren, dass öffentliche Institutionen eine Vorbildrolle im Einkaufsverhalten einnehmen sollten. Langfristig müsse der Übergang zu einer Circular Economy durch eine zentrale Stelle auf nationaler und europäischer Ebene institutionalisiert werden, so das Fazit.

bb