Gliederfüßer-Vielfalt steigert Produktivität der Wälder

Gliederfüßer-Vielfalt steigert Produktivität der Wälder

Eine Studie Göttinger Forschender zeigt erstmals, welche Bedeutung die Artenvielfalt bei Insekten, Spinnen und Tausendfüßern für das Ökosystem Wald hat.

Radnetzspinne: eine Feindin für pflanzenfressende Arthropoden
Radnetzspinne: eine Feindin für pflanzenfressende Arthropoden

Ob Bienen, Mücken, Spinnen oder Tausendfüßer: Insekten und Co. sind unersetzlich für den Erhalt des Ökosystems Wald. Diese sogenannten Gliederfüßer oder Arthropoden übernehmen zahlreiche Dienstleistungen: Sie agieren als Bestäuber, beseitigen abgestorbene Pflanzenreste und verwerten diese Stoffe, so dass sich neue, fruchtbare Erde bilden kann. Und sie sind die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tiere wie Vögel, Fledermäuse oder Igel. Doch die Artenvielfalt in den Wäldern ist bedroht. „Artenreiche Gruppen wie die Arthropoden gehen zurück, weil Waldflächen zerstört werden und die Artenvielfalt der Pflanzen abnimmt“, erklärt Andreas Schuldt, Professor für Waldnaturschutz an der Universität Göttingen.

Bedeutung der Insektenvielfalt für Produktivität der Wälder

In einem über fünf Jahre dauernden Großexperiment hat ein Team um Schuldt Daten zum Vorkommen baumbewohnender Arthropoden und zum Baumwachstum im Südosten Chinas erhoben und analysiert. „Bislang befassten sich die meisten Untersuchungen zur Bedeutung der Vielfalt für das Ökosystem nur mit der Pflanzenartenvielfalt. Die ökologische Bedeutung von Lebewesen entlang der Nahrungskette wurde vernachlässigt“, erklärt der Forscher. Mit ihrer Studie zeigen die Forschenden nun erstmals, welche Bedeutung die Vielfalt von Insekten und Co. für die Produktivität des Ökosystems Wald hat.

Insektenvielfalt fördert in artenreichen Wäldern Baumwachstum

Demnach wirkt sich eine hohe Vielfalt an Baumarten positiv auf die Artenvielfalt und die Häufigkeit von Arthropoden wie Insekten, Spinnen und Tausendfüßern aus. Aber nicht nur das: Die Arthropoden tragen entscheidend dazu bei, dass eine hohe Baumartenvielfalt auch die Produktivität im Wald fördert. Wie das Team in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution schreibt, wird in artenreichen Wäldern die Ausbreitung der pflanzenfressenden Arthropoden effektiver von jagenden und parasitären Arthropoden unterdrückt. Das wiederum begünstigt das Wachstum der Bäume.

Basis für Schutz und Erhalt der Artenvielfalt

„Die Erkenntnisse unterstreichen die entscheidende Rolle von Schutzmaßnahmen zur Förderung und zum Erhalt der Artenvielfalt in Wäldern“, erklärt die Leiterin des Experiments, Xiaojuan Liu von der Chinese Academy of Sciences in Peking. Für die Forschenden steht fest, dass eine Optimierung der Waldbewirtschaftung für eine stärkere Bindung von Kohlenstoff effektiver sein kann, wenn die Vielfalt der Arthropoden zusammen mit der Vielfalt der Bäume gefördert wird.

bb