Gläserne Mikroalge als Bioindikator für Küstenmoore
Forschende der Universität Rostock konnten anhand der Kieselalge die positiven Umweltveränderungen nach der Wiedervernässung eines Küstenmoores auf Rügen aufzeigen.
Moore sind nicht nur einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Sie binden große Mengen des klimaschädlichen CO₂ und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Doch der Anteil intakter Moore in Deutschland ist mit knapp 5 % eher gering. Vielerorts gibt es daher Bestrebungen, einst trockenlegte Moore wiederzubeleben. Anhand des Küstenmoores „Polder Drammendorf“ auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern zeigen Forschende der Universität Rostock, wie sich die Umwelt durch die Wiedervernässung in diesem Gebiet verändert hat.
Im Rahmen der Studie hatte ein Team um Prof. Dr. Ulf Karsten die Mikroalgen-Gemeinschaften vor und nach der Wiedervernässung untersucht. Im Fokus standen dabei das sogenannte Mikrophytobenthos. Dabei handelt es sich um Mikroalgen, die auf dem Grund von Gewässern leben. Sie leisten bis zu 30 % der Photosynthese in Küstenökosystemen und tragen damit maßgeblich zur ökologischen Stabilität von Sedimenten bei.
Kieselalgen als Bioindikatoren
Zu dieser Mikrobengemeinschaft zählen auch Kieselalgen, die bei der Bewertung des Ökosystems „eine zentrale Rolle spielen“, wie die Studie der Rostocker Forschenden zeigt. Der Grund: Kieselalgen reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen. Wie das Team in der Fachzeitschrift Science of the Total Environment schreibt, dienen die Mikroalgen mit ihrer glasartigen, mineralisierten Zellwand damit „als Bioindikatoren, die Veränderungen im Lebensraum dokumentieren und interpretierbar machen“.
„Durch ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Rolle als Bioindikatoren leisten Kieselalgen einen wichtigen Beitrag zur Identifizierung der wichtigsten sich ändernden Umweltfaktoren, zum Küstenschutz und letztendlich zum Verständnis dieser empfindlichen und einzigartigen Ökosysteme“, betont Karsten.
Mikroalge reagiert auf Wiedervernässung der Moore
Auskunft über die neuen Umweltbedingungen im wiedervernässten Moor gaben demnach die sogenannten Glasschalen der Kieselalgen, die nach der Wiedervernässung des Küstenmoores Polder Drammendorf gesammelt und analysiert wurden. Die Studie zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig diese Mikroorganismen „auf Überflutungen reagieren und wie gut sie Umweltveränderungen in dynamischen Küstensystemen abbilden können“.
„So konnten wir die Auswirkungen der Überflutung im Küstenmoor und im angrenzenden Kubitzer Bodden aufzeigen und eine hohe Artenvielfalt dokumentieren, darunter auch einige bisher unbekannte Arten“, so Konrad Schulz, Erstautor der Studie. „Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Flutung zu dauerhaften Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrophytobenthos im Moor und sogar zu vorübergehenden Veränderungen im Bodden geführt hat.“
Hilfe für künftige Renaturierungsprojekte
Die Studie der Rostocker Forschenden liefert nicht nur wichtige Einblicke in die ökologischen Veränderungen von Küstenmooren nach der Wiedervernässung. Mit ihrer Hilfe könnten auch zukünftige Renaturierungsprojekte gezielter geplant werden, heißt es.
bb