Feldstudie stützt Insektizid-Verbot

Feldstudie stützt Insektizid-Verbot

Das in der EU verbotene Insektizid Clothianidin schädigt Hummeln - wohingegen Honigbienen sich robust zeigen. Das belegt eine Feldstudie.

Überprüfung der Volksstärke der Honigbienen neben einem Rapsfeld.
Überprüfung der Volksstärke der Honigbienen neben einem Rapsfeld.

Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide sind Studien zufolge für das Bienensterben verantwortlich. Drei von fünf solcher Präparate sind deshalb in der Europäischen Union für den Einsatz im Freiland verboten – zu Recht, wie jetzt eine internationale Studie unter Beteiligung der Universität Halle-Wittenberg (MLU) zeigt. Allerdings betreffen die Folgen des untersuchten Insektizids Clothianidin weniger die Honigbiene als vielmehr Wildbienen wie die Hummel.

Wichtige Hinweise schon 2015

Bereits 2015 berichtete das Team unter Leitung der Universität Lund in Schweden von negativen Auswirkungen des Clothianidins auf Wildbienen. „Die meisten vorherigen Studien zu den negativen Folgen von Neonicotinoiden auf Bienen fanden im Labor statt. Das Projekt sollte die Frage klären, ob sich die Ergebnisse aus dem Labor auch im Feld bestätigen lassen“, erläutert die Erstautorin der Studie, Julia Osterman von der MLU. Die Forscher hatten deshalb 96 Bienenvölker auf Rapsfeldern angesiedelt, manche zwei Jahre in Folge. Ein Teil der Felder war mit dem Insektengift behandelt worden. Anschließend untersuchten die Forscher die Bienenvölker auf Krankheitserreger und analysierten die gesammelten Pollen.

Kaum Einflüsse auf Honigbienenvölker

In einer Folgestudie analysierte das Team nun weitere Details und weitete seine Untersuchungen auf Hummeln aus. Entgegen der Erwartungen fanden sich keine Hinweise darauf, dass Clothianidin die Honigbienen anfälliger für Krankheiten macht. Im Umfeld der Honigbienenvölker, deren Pollen den Kontakt mit dem Insektizid belegte, wiesen die Forscher sogar weniger Krankheitserreger nach. Die Größe der Honigbienenvölker blieb unbeeinträchtigt.

Fataler Einfluss auf Hummelnachwuchs

Ein ganz anderes Bild zeigte sich allerdings bei den Hummeln. Tiere, die in der Nähe von Feldern lebten, die mit Clothianidin behandelt worden waren, zeugten kleinere Nachkommen. Außerdem brachten ihre Völker weniger Königinnen und Drohnen hervor. „Da bei Hummeln nur die neugeborenen Königinnen überwintern, ist der negative Einfluss auf deren Anzahl besonders besorgniserregend“, erklärt Dimitry Wintermantel vom Französischen Institut für Agrarwissenschaften INRA, der maßgeblich an der neuen Studie beteiligt war. Kollegin Osterman hat auch eine Erklärung für den Unterschied zwischen Honigbienen und Hummeln: „Honigbienenvölker können wohl aufgrund ihrer enormen Größe negative Auswirkungen auf individuelle Bienen deutlich besser kompensieren als Solitärbienen oder Hummeln“, so die Biologin.

Konsequenzen für Zulassungsstudien

Die Studie legt somit nahe, dass bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln Ergebnisse aus dem Labor nicht immer auf das Freiland übertragbar sind. Vor allem aber verdeutlichen sie, das Zulassungsstudien besonders die Wildbienen in den Blick nehmen sollten.

bl