Euglenoide als neue Rohstoffquelle erschließen

Euglenoide als neue Rohstoffquelle erschließen

Ein globales Konsortium unter Beteiligung der Universität Erlangen-Nürnberg will die Genomsequenzierung der eukaryotischen Einzeller vorantreiben und diese als Ressource für die Bioökonomie nutzbar machen.

Fluss mit Algenblüte
Euglenoide sind vielfältige einzellige Organismen, die vor allem im Süßwasser vorkommen und in großen Mengen als Algenblüte auch sichtbar sind.

Euglenoide sind vorwiegend in flachen und süßen Gewässern wie Tümpeln und Dorfteichen zu finden, aber auch im Meer oder Brackwasser und sogar in Salzseen. Die außergewöhnlich weite Verbreitung dieser einzelligen Organismen macht sie zu Überlebenskünstlern, die die Forschung weltweit seit langem fasziniert. Von den 1.000 bekannten Arten sind jedoch nur 20 erforscht. Das Euglena International Network (EIN) will das ändern. Hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt arbeiten hier zusammen, um die Forschung an Euglenoiden voranzutreiben.

Ungenutzte Ressource mit enormem Potenzial

Aus Sicht des EIN-Konsortiums sind Euglenoide eine potenzielle, bislang ungenutzte Ressource, die mit ihrer großen Bandbreite an Lebensweisen beträchtliche Möglichkeiten bietet. Die einzelligen Organismen, deren bekannteste Art das Augentierchen ist, haben zudem ein ähnlich großes Potenzial für neue Biokraftstoffe, innovative Krebsmedikamente oder nachhaltige Lebensmittel. Um dieses Potenzial nutzen zu können, sind jedoch Kenntnisse über die Genstruktur dieser Einzeller-Klasse, die grundlegende Biologie sowie die Evolution der Euglenoiden Voraussetzung. Daran mangelt es derzeit noch.

Genom-Sequenzierung aller bekannten Euglenoiden

Im Laufe des nächsten Jahrzehnts strebt das globale Konsortium EIN daher die Sequenzierung der Genome aller bekannten Eugleonid-Arten an. Beteiligt sind nun auch Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Schub für Mikroalgenforschung

Hier forscht Mikrobiologe Michael Lebert seit langem an dem Augentierchen Euglena gracilis. Gemeinsam mit seinem Team hat er ein autarkes System für das Wachstum von Pflanzen konstruiert, das auch unter Weltraumbedingungen funktioniert. Lebert ist überzeugt, dass die Arbeit der internationalen Euglena-Initiative erfolgreich sein wird: „In den vergangenen Jahren ist die kommerzielle Nutzung von Euglena gerade in Japan stark forciert worden. Die Kombination von Grundlagen und angewandter Forschung sowie das industrielle Engagement wird einen erheblichen Schub für Mikroalgenforschung und besonders Euglena bewirken.“