EU stimmt für Verbot von Einwegplastik

EU stimmt für Verbot von Einwegplastik

Das EU-Parlament hat grünes Licht für das geplante Plastik-Verbot in Europa erteilt. Wegwerfprodukte aus Kunststoff könnten ab 2021 vom Markt verschwinden – auch Bioplastiktüten. 

Einwegprodukte aus Plastik wie Trinkhalme könnten in der EU schon bald verboten sein.
Einwegprodukte aus Plastik wie Trinkhalme könnten in der EU schon bald verboten sein.

150 Millionen Tonnen Plastikmüll treiben weltweit auf den Meeren und Ozeanen. Ganze Müllinseln driften auf dem Wasser, mit einer Fläche größer als Deutschland. Selbst die Arktis ist davon nicht verschont. Die Verschmutzung der Weltmeere ist zu einem globalen Problem geworden, denn Plastik baut sich nur sehr langsam ab. Es zerfällt in winzige Mikroplastikpartikel, die über Fische in den Nahrungskreislauf des Menschen gelangen. Den Beweis dafür lieferten soeben österreichische Forscher. Sie konnten im Darm von Menschen Spuren von Mikroplastik nachweisen.

Mit einem Verbot zahlreicher Einwegprodukte aus Plastik will die EU die Verschmutzung der Weltmeere eindämmen. Ende Oktober stimmten die Abgeordneten des EU-Parlaments mit großer Mehrheit für das von der EU-Kommission im Mai vorgeschlagene Einwegplastik-Verbot. Demnach sollen ab 2021 Essgeschirr, Trinkhalme, Wattestäbchen und Cocktail-Rührstäbchen sowie Luftballonhalterungen aus Plastik vom europäischen Markt verschwinden. Mehr als 70% des in den Weltmeeren schwimmenden Mülls wird nach Angaben des EU-Parlaments von diesen Einwegplastikartikeln verursacht; in Europa beträgt ihr Anteil etwa 43%.  

EU-Parlamentarier verschärfen Plastik-Verbot 

Mit einer verbindlichen Recyclingquote und einer Erweiterung der Liste der verbotenen Plastikprodukte verschärften die Parlamentarier den ursprünglichen Plan sogar noch. Demnach sollen bis 2025 90% aller Einweg-Plastikflaschen in der EU recycelt sowie der Verbrauch bestimmter Einwegprodukte wie Plastikbecher um ein Viertel gesenkt werden. Um die Nutzung anderer Wegwerfprodukte aus Kunststoff zu reduzieren, sollen die einzelnen Mitgliedstaaten die Preise für Einwegplastikartikel erhöhen und verstärkt für plastikfreie Waren werben. 

Auch Bioplastiktüten auf Verbotsliste

Neu auf der Verbotsliste sind Ultraleichtplastiktüten wie hauchdünne Obst- und Gemüsebeutel sowie Getränke- und Lebensmittelverpackungen aus Polystyrol wie To-go-Kaffeebecher oder Take-away-Essensboxen. Auch biobasierte sogenannte oxoabbaubare Tragetaschen wollen die EU-Parlamentarier verbieten. Dabei handelt es sich um Einweg-Bio-Plastik-Tüten, etwa auf Mais-Basis, die unter Licht und Sauerstoff schnell in Mikroplastikpartikel zerfallen, die sich wiederum nur langsam abbauen. Unserer Umwelt nützt es nichts, wenn Wegwerfartikel aus Plastik eins zu eins durch Wegwerfartikel aus Biokunststoff ersetzt werden. Biologisch abbaubares Plastik baut sich – anders als der Name vermuten lässt – zumeist unter natürlichen Bedingungen nur sehr langsam ab und darf normalerweise nicht in der Biotonne entsorgt werden“, erklärt der stellvertretende Leiter der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Philipp Sommer.

DUH fordert verbindliche Mehrwegquoten für Deutschland

Die Deutsche Umwelthilfe sieht die Vorgaben des EU-Parlaments grundsätzlich positiv. Sie seien ein „starkes politisches Signal“ und „wirksame Maßnahmen im Kampf gegen zu viel Plastikabfall in der Umwelt“, heißt es in ihrer Presseerklärung. Darin fordert der Verband Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf, sich im Europäischen Rat für verbindliche Mehrwegquoten sowie Abfallvermeidungsmaßnahmen stark zu machen und diese bereits jetzt in Deutschland umzusetzen.

Anstieg der Recyclingquote auf 63% bis 2022

Der Kampf gegen Plastikmüll und der Schutz der Meere stehen seit langem auf der politischen Agenda der Bundesregierung. Sie sind auch ein wichtiger Eckpfeiler der neuen europäischen Bioökonomie-Strategie, die erst kürzlich verabschiedet wurde. Mit dem im Januar 2019 in Kraft tretenden neuen Verpackungsgesetz sollen mehr biobasierte Verpackungen auf den Markt kommen und die Recyclingquote erhöht werden. Bundesumweltministerin Schulze plant das Recycling von Kunststoffverpackungen im dualen System bis 2022 von derzeit 36% auf 63% anzuheben.

Als nächstes werden sich die Umweltminister der EU-Mitgliedstaaten mit den Plastikverboten befassen. Sollte das EU-Verbot für Einwegplastikartikel tatsächlich kommen, könnte das die Nachfrage nach neuen nachhaltigen und umweltfreundlichen Biokunststoffen weiter steigern. Nachhaltige Alternativen zu den herkömmlichen Plastikartikeln, die verboten werden sollen, gibt es bereits. So könnten Trinkhalme aus Kunststoff durch kompostierbare Strohhalme aus Apfelresten oder Essensboxen aus Polystyrol durch Isolierverpackungen aus Stroh ersetzt werden.

bb