ERC: Millionenförderung für Potsdamer Symbioseforscherin

ERC: Millionenförderung für Potsdamer Symbioseforscherin

Die Potsdamer Max-Planck-Forscherin Caroline Gutjahr erhält für die Erforschung des Zusammenlebens von Pflanzen und symbiontischen Pilzen im Boden einen der begehrten Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC).

Portrait Caroline Gutjahr Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie
Caroline Gutjahr will herausfinden, wie das Zusammenleben von Pflanzen und Wurzelpilzen genau funktioniert.

Schätzungsweise 80 % aller Pflanzen leben in Symbiose mit sogenannten Mykorrhizapilzen, die sich an den Wurzeln der Pflanzen ansiedeln. Diese unterirdische Lebensgemeinschaft hat sich über Jahrmillionen bewährt, da sie sowohl für die Pflanze als auch für den Pilz äußerst vorteilhaft ist. Damit die Symbiose zustande kommt, besiedeln die Pilze die Wurzel und bilden in den Wurzelzellen kleine bäumchenartige Strukturen – die Arbuskeln. Über das Feinwurzelsystem im Boden, die sogenannten Hyphen, gelangen dann wichtige Nährstoffe wie Phosphat und Stickstoff in die Pflanze. Im Gegenzug erhält der Pilz von seinem Wirt Kohlenhydrate und Lipide, die dieser aus der Photosynthese gewinnt.

EU fördert Forschung zu Pflanze-Pilz-Interaktion

In der Evolution hat sich die Beziehung zwischen Pflanzen und ihren Pilzpartnern in der arbuskulären Mykorrhiza zu einer der intensivsten Interaktionen zwischen Lebewesen überhaupt entwickelt. Wie dieses Zusammenspiel von Pflanze und Pilz genau funktioniert, erforscht Caroline Gutjahr seit vielen Jahren. In unserer Porträtreihe Die Biopioniere haben wir die Biologin und ihr Forschungsfeld kürzlich genauer vorgestellt.

Für ihre weitere Symbioseforschung erhält die Direktorin am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam-Golm nun den begehrten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Damit werden Spitzenforschende für fünf Jahre lang mit bis zu 2 Mio. Euro unterstützt.

Nährstofftransport und Umweltbedingungen im Fokus

Im Rahmen des Projekts „SymbioticExchange“ wird die Forscherin das enge Zusammenleben und vor allem den Nährstoffaustausch von Pflanzen und Wurzelpilzen im Boden genauer untersuchen. Sie will klären, wie Fette, Zucker und Mineralien von einem Organismus zum anderen transportiert werden, welche Gene und Proteine von Pflanzen und Pilzen dem Nährstofftransport und welche der Wahrnehmung des Partners dienen und wie dies in Abhängigkeit von Umweltbedingungen, insbesondere der Nährstoffverfügbarkeit in Boden, gesteuert werden kann.

Video: Caroline Gutjahr – Die Symbiosespezialistin

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Potenziale für die Landwirtschaft

Das Wissen um die Pflanzen-Pilz-Symbiose im Boden kann auch dazu beitragen, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. „Wenn wir verstehen, wie Pflanzen bestimmen ob und wie viel sie mit Pilzen austauschen, können wir vielleicht Nutzpflanzen züchten, die effizienter mit arbuskulären Mykorrhizapilzen zusammenarbeiten. Wenn wir die Pilze dann zusammen mit den Pflanzen auf die Felder bringen, könnten die Pflanzen viel besser auf die Nährstoffe im Boden zugreifen. Das könnte helfen, Dünger einzusparen und Umwelt und Klima zu schonen“, sagt Caroline Gutjahr.

Der Europäische Forschungsrat (ERC) ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Zu den begehrten Förderformaten zählen die Consolidator Grants, die sich an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Mitte ihrer Laufbahn richten. Der Consolidator Grant des Forschungsrates der Europäischen Union wird seit 2007 vergeben und fördert herausragende Forschungsprojekte in Europa. Zusammen mit „SymbioticExchange“ wurden in diesem Jahr europaweit insgesamt 321 Consolidator-Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 657 Millionen Euro gefördert. In der diesjährigen Runde wurden zudem die Bioökonomie-Projekte von vier weiteren Forschenden in Deutschland mit dem Consolidator Grant ausgezeichnet.

bb/pg