Das Potenzial von Pflanzenextrakten erschließen
Der Markt mit Pflanzenextrakten boomt. In einem Positionspapier der Fachgesellschaft DECHEMA setzen sich die Autoren für den Ausbau von Forschungsaktivitäten ein.
Tinkturen aus Lavendel, Kamille und Arnika sind längst nicht mehr Heilmedizin und Wellness vorbehalten. Auch Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sowie Pharmaunternehmen und Agrarchemie-Hersteller setzen auf die Vielfalt der Pflanzenextrakte. Doch das Potenzial der pflanzlichen Extrakte könnte noch besser genutzt werden. Denn die Nachfrage wächst stetig. Das zeigt die ein aktuelles Positionspapier der ProcessNet-Initiative von DECHEMA und VDI.
Enormes Potenzial für neue innovative Produkte
Als Nachfolge einer Untersuchung im Jahr 2012, in der die Autoren den deutschen Markt analysiert hatten, gibt das nun vorliegende Positionspapier der Fachgemeinschaft "Phytoextrakte - Produkte und Prozesse" einen Überblick über den europäischen Markt. Die Autoren kommen zu den Ergebnis: Das Potenzial der Phytoextrakte sowohl für neue und innovative Produkte als auch die ökonomische und ökologische Zukunft Europas ist enorm.
Wachstumsraten steigen
Das weltweite Handelsvolumen für Pflanzenextrakte wurde von der Welthandelsorganisation FAO bereits in den Jahren 2003 und 2004 auf etwa 1 Billion US-Dollar geschätzt. Die jährlichen Wachstumsraten legten seither zu und liegen heute bei bis zu 15%.
2011 teilten sich die für Phytoextrakte relevanten Marktsegmente wie folgt auf: Phytopharmaka machten ein Viertel des Gesamt-Pharma-Marktes aus und erwirtschafteten einen Umsatz von 100 Mrd. US-Dollar. Mit Lebensmittelzusätzen und den sogenannten Nutraceuticals wurde etwa 500 Mrd. US-Dollar umgesetzt. Die Kosmetik-Branche setzte etwa 200 Mrd. US-Dollar um. Aromen- und Parfumhersteller generierten 10 Mrd. US-Dollar Umsatz. Mit Agrarchemikalien wurden etwa 1 Mrd. US-Dollar umgesetzt.
Den Autoren zufolge wird der Einsatz pflanzlicher Lösungen vor allem durch die hohe Akzeptanz der Verbraucher und das Potenzial der Pflanzenextrakte für die nachhaltige Produktion begünstigt. Aufgund der Analyse der Einsatzmöglichkeiten für Phytoextrakte und pflanzenbasierte Naturstoffe wurden Forschungsziele für die Bereiche Rohstoffe, Desintegration und Vorbehandlung, Extraktion, Prozessentwicklung und Modellierung sowie Formulierung und Verpackung in einer Roadmap zusammengestellt.
Forschung durch Finanzierung ausbauen
Bei der Forschung - insbesondere der Prozesstechnik – sehen die Experten aber noch Nachholbedarf. Vor allem der interdisziplinäre Austausch sei auf diesem Gebiet „nicht besonders ausgeprägt“, heißt es in dem Positionspapier. Viele Forschungsaktivitäten würden sich zudem auf spezielle Materialien oder Technologien konzentrieren, sodass die Wechselwirkungen entlang der Wertschöpfungskette keine Beachtung finden würden. Die Experten von DECHEMA und VDI fordern daher, interdisziplinäre Aktivitäten und gemeinsame Forschungsinitiativen durch eine öffentliche Förderung stärker zu unterstützen. Als beispielhaft beschreiben die Autoren die Situation in Frankreich - hier würden in den Wachstumsregionen der pflanzlichen Ressourcen mit Erfolg auch Zentren für die Extraktion und Weiterverarbeitung aufgebaut.
bb/pg