Computermäuse aus Zuckerrohr

Computermäuse aus Zuckerrohr

Joghurtbecher und Plastikflaschen aus Polymilchsäure liegen im Trend. Hannoveraner Werkstoffforscher haben jetzt das Gehäuse einer Computermaus auf Zuckerrohr-Basis hergestellt. 

Diese Computermäuse bestehen aus Polymilchsäure
Diese Computermaus-Gehäuse bestehen aus Polymilchsäure, die aus Zuckerrohr gewonnen wird.

Während in der Verpackungsindustrie nachwachsende Rohstoffe immer häufiger zum Einsatz kommen, ist die Elektronikindustrie von solch einem Trend noch weit entfernt. Gehäuse von Kaffeemaschinen, Computern oder Handys bestehen auch weiterhin überwiegend aus erdölbasierten Kunststoffen. Doch das könnte sich bald ändern. Wissenschaftler vom Anwendungszentrum HOFZET des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI und dem Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Hochschule Hannover IfBB zeigen, dass es auch anders geht. Sie entwickelten für das Gehäuse einer Computermaus einen Werkstoff auf Basis von Poly-L-Milchsäure (PLLA), der zu 83 % aus dem nachwachsenden Rohstoff Zuckerrohr besteht.

Hohe Anforderungen an das Material

Das neuartige Gehäuse wurde direkt vor Ort zu Prototypen im Spritzgießverfahren verarbeitet. Neben einem möglichst hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe sollte das neue Material noch weiteren Anforderungen gerecht werden. So musste der biobasierte Werkstoff die Warmformbeständigkeit gewährleisten, mehrmaliges Auf- und Zuschrauben des Gehäuses für Montage und Reparatur und eine geringe Abnutzung der Scrollradhalterung ermöglichen. Dafür mussten die Forscher innerhalb der Prototypentwicklung die Rezeptur für das Gehäusematerial stetig anpassen, die Oberfläche modifizieren und zugleich die Möglichkeiten für eine automatisierte industrielle Fertigung ausloten und vor Ort umsetzen. Federführend für die Umsetzung der Ansprüche war die Forschernachwuchsgruppe „Systematische Identifizierung sowie praktische Umsetzung von Synergien im Bereich der Biopolymere, Biopolymerfasern und Verbundwerkstoffe“ am IfBB.

Faire Computermaus für mehr faire Elektronik

Hinter der Innovation der Werkstoffforscher stand eine Idee des Vereins Nager IT, in dessen Auftrag das Gehäusematerial entwickelt wurde. Vergleichbar mit Initiativen zur fairen Herstellung von Textilien oder Lebensmitteln wie Kaffee oder Tee engagiert sich der im Bayrischen Bichl ansässige Verein für mehr Fairness und Nachhaltigkeit in der Elektronikbranche. Neben dem auf Zuckerrohr basierenden Gehäuse besteht auch das Scrollrad der „Nager-Maus“ aus heimischen Holz statt aus Plastik.

PLLA-Textur zertifiziert

Das teilkristalline PLLA-Textur der Computermaus ist von der Zertifizierungsgesellschaft DIN CERTCO der TÜV Rheinland Gruppe und des DIN-Instituts bereits zertifiziert.

bb