Clariant: Kosmetik aus Pflanzenwurzeln
Clariant kooperiert mit einem französischen Unternehmen, um Pflanzeninhaltsstoffe aus Wurzeln zu gewinnen.
Die Industrie setzt zunehmend auf Naturstoffe und entspricht damit dem Wunsch der Verbraucher nach mehr biobasierten und nachhaltig erzeugten Produkten. Vor allem in der Kosmetikbranche sind pflanzenbasierte Produkte und Inhaltsstoffe gefragt. Durch eine neue strategische Partnerschaft mit der französischen Firma Plant Advanced Technologies (PAT) will der Schweizer Chemiekonzern Clariant sein Engagement auf diesem Geschäftsfeld nun ausbauen.
Substanzen aus Pflanzenwurzeln für Kosmetik gewinnen
Wie das Unternehmen Ende November bekannt gab, sieht die Allianz die gemeinsame Entwicklung bestimmter Pflanzeninhaltsstoffe sowie deren Exklusivvertrieb durch Clariant vor. Die Partnerschaft soll die Stärken beider Partner herausstreichen: Die Technologien von PAT zur Erforschung und Herstellung wertvoller Substanzen aus Pflanzenwurzeln gelten als nachhaltig. Mit Clariants Marketing- und Vertriebsexpertise sollen die neuen Premiumprodukte erfolgreich im Markt eingeführt werden.
Im Fokus steht vor allem das Geschäft mit Körperpflegeprodukten: „Wir liefern der Kosmetikbranche Premiumwirkstoffe durch einen überwachten und kontrollierten Prozess, der auf die Gewinnung der unzugänglichsten und gleichzeitig reichhaltigsten Bestandteile von Pflanzen abzielt – der Wurzeln”, so Christian Vang, Leiter der Geschäftseinheit Industrial & Consumer Care (ICS) bei Clariant.
Pflanzen schwitzen Inhaltsstoffe aus
Die Technologie des sogenannten Plant Milking beruht auf der Kultivierung von Pflanzen unter aeroponischen Bedingungen. Aeroponik ist eine bestimmte Form der Hydrokultur, bei der die Nährlösung für die Wurzeln mittels Hochdruckdüsen oder Sprinklern in Luft vernebelt und ausschließlich im Wurzelbereich verteilt wird. Der Vorteil: Die Wurzeln wachsen stärker als die oberirdischen, grünen Teile der Pflanze. An die Inhaltsstoffe der Wurzeln kommt PAT aufgrund eines physiologischen Prozesses: Über die sogenannte Exsudation, das Ausschwitzen, scheidet die Pflanze unterschiedliche Verbindungen wie einfache Zucker, Aminosäuren, Fettsäuren oder organische und anorganische Säuren über die Wurzel aus.
Dank der Plant-Milking-Technologie sind mehrere Ernten pro Jahr möglich. Die nach der Aeroponik-Methode angebauten Pflanzen werden auch nicht zerstört: Die Wurzeln können praktisch unendlich oft nachwachsen. Welche Pflanzen zum Einsatz kommen und vor allem welche für die Kosmetikindustrie interessanten Verbindungen gewonnen werden sollen, gaben PAT und Clariant noch nicht bekannt. Auch der deutsche Chemiekonzern BASF kooperiert seit einigen Jahren mit dem französischen Unternehmen PAT – unter anderem bei der Entwicklung neuer Fungizide.
PAT-Aktienkurs steigt
Clariant wird im Rahmen einer Kapitalerhöhung rund 10% der Anteile der 2005 gegründeten französischen Firma halten. Am Börsenkurs von PAT (EPA:ALPAT) an der Alternext Paris ist abzulesen, dass diese Nachricht für Optimismus sorgt: In der letzten Novemberwoche stieg der Kurs um rund 30% auf 18,60 Euro.
ml/bb