Bodenatlas 2024: Fruchtbare Böden werden knapper
Böden sind eine Schlüsselressource für die Bioökonomie. Doch durch Klimawandel und industrielle Landwirtschaft sind in Europa rund 60% der Böden geschädigt, wie der kürzlich erschienene Bodenatlas 2024 offenbart.
Böden sind eine lebenswichtige Ressource und unverzichtbar für Ökosysteme, Klima und Menschen. Sie speichern nicht nur große Mengen Kohlenstoff und Wasser, sondern versorgen Pflanzen mit Nährstoffen und Menschen mit Nahrung. Doch die industrielle Landwirtschaft und die Folgen der Klimakrise setzen die Böden zunehmend unter Druck. Einer aktuellen Studie zufolge sind weltweit mehr als ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen degradiert, in der Europäischen Union sogar mehr als 60%. Das geht aus dem aktuellen Bodenatlas hervor, der von der grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und TMG Think Tank for Sustainability herausgegeben wird.
Politische Anstregungen zum Bodenschutz neu ausrichten
„Wir brauchen gesunde Böden, um uns an die Klimakrise anzupassen“, betont Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Da die Ressource Land weltweit immer knapper werde, seien „dringend abgestimmte politische Anstrengungen zum Bodenschutz“ notwendig, „die die verschiedenen Nutzungsformen zusammen denken und sich an Menschenrechten orientieren“, heißt es.
Auf insgesamt 50 Seiten beleuchtet der Atlas, welche Bedeutung gesunde Böden für Mensch und Natur haben, wie stark die Ressource weltweit umkämpft ist und warum intakte Böden für den Klimaschutz und die Anpassung an die Klimakrise so wichtig sind. So zeigt die Studie, dass die Wüstenbildung auch in Europa zunimmt. „Dreizehn EU-Mitgliedstaaten sind mittlerweile betroffen. Und zwar nicht nur Südeuropa, sondern auch Länder mit gemäßigtem und feuchtem Klima wie Ungarn und Bulgarien. In Deutschland weist mindestens ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen sehr starke Bodenerosion auf“, sagt Scholz.
Bodenverlust durch Überdüngung und Versiegelung
Darüber hinaus gerate der Boden vor allem durch eine zu intensive Landwirtschaft mit übermäßigem Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln sowie durch Versiegelung unter Druck. 55 Hektar Boden gehen demnach bundesweit täglich für Siedlungs- und Verkehrsflächen verloren. Besonders problematisch sei die Entwässerung von Mooren. Durch die Nutzung entwässerter Moore würden im Jahr 2021 mehr Treibhausgase freigesetzt als durch die deutsche Industrie, so die Studie. Ein weiteres Problem sei die ungerechte Landverteilung in vielen Ländern der Erde, die zu Armut und Hunger führe.
Bodenschutz unterstützen und nachhaltige Nutzung fördern
Neben Daten und Fakten zum aktuellen Zustand der Böden liefert der Bodenatlas auch erste Antworten darauf, wie langfristiger Bodenschutz in der Landwirtschaft gelingen kann und welche politischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen. „Politik muss Böden besser schützen, auch mit Blick auf die enorme Artenvielfalt“, sagt BUND-Vorsitzender Olaf Bandt und verweist auf die Vielzahl der Bodenlebewesen, die allein in einem Hektar Land leben. „National und international müssen neue Wege zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Böden gefunden werden“, appellieren die Autoren.
Ein wirksames Konzept, um Hunger, Klimakrise und Artensterben zu stoppen, seien „agrarökologische Methoden“, die die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig fördern können. Zudem müssten Landwirtinnen und Landwirte beim Bodenschutz unterstützt und bodenverbessernde Maßnahmen gezielt gefördert werden.
Bodenatlas 2024
Mehr Daten und Fakten sowie Lösungsansätze zum Schutz der lebenswichtigen Ressource liefert der Bodenatlas 2024.
Schutz des Bodens gesetzlich verankern
Nachhaltige Bodennutzung dürfe kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern müsse konkret durchgesetzt werden, schreiben die Autoren. So müsse der Boden wie Wasser und Luft als gesetzlich verankertes Schutzgut behandelt und wie andere begrenzte, nicht erneuerbare Ressourcen effizient und nachhaltig genutzt werden. „Die Novellierung des Bundesbodenschutzgesetzes muss den vorsorgenden Bodenschutz deutlich hervorheben, die Gemeinsame Agrarpolitik als Förderinstrument der EU muss Ökosystemleistungen auch für den Boden zukünftig stärker honorieren", so BUND-Vorsitzender Olaf Brandt.
bb