Bioökonomie im Chemiepark Leuna wächst

Bioökonomie im Chemiepark Leuna wächst

Bis zu 2,2 Mrd. Euro werden Unternehmen von 2014 bis 2023 in den Standort Leuna investieren, darunter erhebliche Mittel für eine Bioraffinerie und grünen Wasserstoff.

Sieben Personen beim Spatenstich für die Bioraffinerie von UPM in Leuna
Im Oktober 2020 fiel der Startschuss für die Bioraffinerieanlage von UPM am Chemiestandort Leuna.

Im Oktober 2020 erfolgte der Spatenstich für eine der größten Investitionen im Chemiepark Leuna im vergangenen Jahrzehnt: Der finnische Konzern UPM hat mit dem Bau einer Bioraffinerie begonnen, deren Investitionsvolumen bei rund 550 Mio. Euro liegt. Insgesamt werden Unternehmen zwischen 2014 und 2023 etwa 2,2 Mrd. Euro in den Standort investiert haben, kündigte unlängst die Standortgesellschaft InfraLeuna GmbH an. Ein erheblicher Teil davon betrifft bioökonomische Prozesse.

Bioraffinerie ab 2022

Allein in der neue Bioraffinerie sollen 220 Arbeitsplätze entstehen, wenn sie 2022 in Betrieb geht. Aus Buchenholz und Sägewerksabfällen aus der Region sollen jährlich bis zu 220.000 Tonnen Biochemikalien erzeugt werden, unter anderem für die Kunststoffherstellung. Als Holzlager dient das einstige Kohlenlager des 1995 stillgelegten Kohlekraftwerks – ein gutes Beispiel der wirtschaftlichen Transformation. Zugleich sollen bewirtschaftete Nadelwälder in der Region zu ökologisch wertvolleren Mischwäldern umgebaut werden.

Grüner Wasserstoff ab 2022

Eine weitere große Investition in den Chemiepark stammt von der Linde AG. Für rund 60 Mio. Euro baut das Unternehmen eine Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Die schrittweise Inbetriebnahme ist ab Sommer 2022 geplant. Die Anlage soll mittels Elektrolyse aus Wasser und Sauerstoff jährlich 3.200 Tonnen Wasserstoff erzeugen, der nötige Strom dafür stammt komplett aus regenerativen Quellen. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt möchte das Bundesland zu einer Modellregion für die Wasserstoffwirtschaft entwickeln.

Mehr Forschung gewünscht

Christof Günther, Geschäftsführer von InfraLeuna, freut sich über die Großinvestitionen und die gute Entwicklung des Chemiestandorts. Er bedauert aber zugleich: „Es fehlt noch an Forschung.“ Viele internationale Unternehmen hätten inzwischen in Leuna Produktionsanlagen errichtet, die Forschung aber weiterhin an ihren Hauptsitzen konzentriert. Bezüglich Bioraffinerie und grüner Wasserstoff sieht das etwas besser aus, da öffentliche Forschungseinrichtungen für die Firmen reizvolle Partner sind. So betreibt das Fraunhofer CBP in Leuna eine Lignocellulose-Bioraffinerie als Pilotanlage. Der Bau wurde vom Bundesforschungsministerium gefördert. Auch im Bereich Wasserstoff sind die Fraunhofer-Forschenden aktiv.

Im Chemiepark Leuna beschäftigen heute rund 100 Unternehmen etwa 10.000 Mitarbeitende.

bl