Biomassenutzung in Afrika nachhaltig ankurbeln

Biomassenutzung in Afrika nachhaltig ankurbeln

Das erste deutsch-afrikanische Expertennetzwerk zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse will die Akteure an einen Tisch bringen. Ernährungssicherheit steht ganz oben auf der Agenda.

Maisfeld in Ghana
Mais gehört zu den wichtigsten Nutzpflanzen in Ghana.

Nutzpflanzen wie Raps und Mais sind hierzulande schon heute eine Alternative zu fossilen Rohstoffen. Nicht nur Lebens- und Verpackungsmittelhersteller auch Chemie- und Automobilindustrie sowie Energieversorger setzen zunehmend auf Biomasse aus nachwachsenden Rohstoffen. Die sogenannte „Tank-Teller“- Debatte hat indes den Blick weltweit für Abfall- und Reststoffe geschärft. Das Potenzial dieser Biomasse besser zu nutzen ist längst ein globales Forschungsziel, um Ernährungssicherheit trotz Klimawandel und wachsender Weltbevölkerung auch zukünftig garantieren zu können. Vor allem südlich der Sahara, wo Bauern schon heute klimabedingt gegen karge und unfruchtbare Böden kämpfen, könnte die Biomasse-Nutzung ein vielversprechender Ansatz sein.

Diskurs zur Biomassenutzung anstoßen

Forscher am Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn (ZEF) beschäftigen sich seit Jahren mit Fragen zur Ernährungssicherung in Afrika. Gemeinsam mit dem Forum für Agrarforschung in Afrika (Fara) hat das ZEF nun das erste deutsch-afrikanische Expertennetzwerk zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse in Afrika gegründet. Die Experten machen sich dafür stark, dass das Thema Ernährungssicherheit bei der Entwicklung von neuen Biomassenutzungen nicht aus den Augen verloren wird. Im Zentrum steht daher das interaktive Internetportal BiomasseNet.org, das sich an Nutzer aller Fachrichtungen wendet und neben wissenschaftlichen Publikationen und Erfahrungsberichten auch Ansprechpartner der Biomasseanwender benennt. „Um eine Antwort auf die Frage zu finden, wie eine nachhaltige Landwirtschaft in Afrika gestaltet werden kann, wie Zielkonflikte aufgelöst werden können, müssen Wissenschaftler, Politiker, Unternehmen und Zivilgesellschaft an einen Tisch gebracht und ein Diskurs über das Thema angestoßen werden,“ betont ZEF-Projektleiterin, Christine Schmitt.

Mehr Informationen im Web

BiomassNet bietet eine interaktive Plattform für Experten, die in Afrika an Biomasse arbeiten.

Biomasse doppelt nutzen

Im Fokus der Biomasse-Nutzung stehen derzeit fünf Nutzpflanzen: Bambus, Mais, Maniok, Bananen und Kaffee. Hierbei geht es um eine Doppelnutzung der Biomasse, nämlich  um Ertragssteigerung als auch  um die Frage, wie sich durch Nutzung verderbter Reststoffe der Verlust minimieren lässt. So könnten ungenießbare Maniokschalen als Zuchtmedium für Pilze verkauft und eine neue Einkommensquelle bieten. Gleiches gilt auch für die Weiterverarbeitung von Kochbananen zu Mehl oder von Maisabfällen zu Bio-Öl.

Ausbildung afrikanischer Farmer verbessern

Darüber hinaus wollen sich die Experten auch auf sozioökonomische Fragen konzentrieren, Chancen eines verbesserten Marktzugangs ausloten sowie den Erhalt der Biodiversität und den Einfluss auf die Umwelt bei der Biomasse-Nutzung berücksichtigen. Für den Direktor des BiomassWeb-Projekts am ZEF, Manfred Denich, sind neben einer verbindlichen Landnutzungsplanung und damit gesicherten Eigentumsrechten, vor allem eine bessere Ausbildung der afrikanischen Farmer notwenig, um den Beruf des Landwirts für junge Menschen attraktiver zu machen.

BiomassNet.org wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts BiomassWeb am ZEF in Zusammenarbeit mit dem Fara entwickelt. Neben afrikanischen Partnern sind die Universität Bonn mit dem ZEF, das Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik (ILR) und das Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) daran beteiligt.

bb