Biokunststoff für mehr Nachhaltigkeit im Labor

Biokunststoff für mehr Nachhaltigkeit im Labor

Das in Berlin und Gießen ansässige Start-up Green Elephant Biotech bringt die weltweit erste pflanzenbasierte 96-Well-Mikrotiterplatte auf den Markt.

Eine 96-Well-Mikrotiterplatte wird mit einer Pipette befüllt.
Der Kunststoff für Mikrotiterplatten kann auch aus Maisstärke hergestellt werden.

Pipettenspitzen, Reaktionsgefäße, Petrischalen – in vielen Forschungslaboren geht es nicht mehr ohne Einwegplastik. Eine Schätzung geht von rund 5,5 Millionen Tonnen Kunststoff aus, die jährlich in den Life-Science-Laboren weltweit anfallen. Material, das nicht recycelt werden kann und deshalb verbrannt wird. Das Start-up Elephant Green Biotech bietet nun 96-Well-Mikrotiterplatten aus Biokunststoff an, die die erdölbasierten Produkte ersetzen und dadurch Emissionen einsparen sollen.

Polymilchsäure aus Maisstärke

Mikrotiterplatten gehören zu den am häufigsten verwendeten Einwegprodukten im Labor und werden hauptsächlich für die Hochdurchsatzanalyse verwendet. Üblicherweise bestehen sie aus Polystyrol, einem Kunststoff auf Erdölbasis. Green Elephant Biotech setzt bei der Herstellung seiner Mikrotiterplatten stattdessen auf Maisstärke. Daraus wird der Biokunststoff Polymilchsäure – oder Polylactid (PLA) – hergestellt, aus dem die Platten gefertigt werden. „Wir sind stolz darauf, das weltweit erste Unternehmen zu sein, das Einweg-Labormaterialien aus PLA im Spritzgussverfahren herstellt“, kommentiert Mitgründer und Co-Geschäftsführer Joel Eichmann.

Alternatives Material spart CO2

Im Vergleich zur Herstellung von Polystyrol ist der Produktionsprozess von PLA weniger energieintensiv. Zwar entsteht auch bei der Entsorgung von PLA-Platten das Treibhausgas CO2, doch die Emissionen entsprechen dem, was die Maispflanzen ursprünglich aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Nach Angaben des Unternehmens verursacht der Lebenszyklus seiner 96-Well-Platten daher die Hälfte der CO2-Emissionen herkömmlicher Platten.

Konkurrenzfähiges Produkt

Laborprodukte müssen hohen Qualitätsansprüchen genügen. Die Mikrotiterplatten von Green Elephant Biotech können inzwischen jedoch mit ihren erdölbasierten Pendants mithalten: „Die Herstellung des ersten Produkts, das den hohen technischen Standards von Laborverbrauchsmaterialien entspricht, war mit vielen Herausforderungen verbunden, wie zum Beispiel der Gewährleistung einer hohen Transparenz für optische Anwendungen. Die Tests haben jedoch gezeigt, dass unsere Platten in dieser Hinsicht mit herkömmlichen Kunststoffen konkurrenzfähig sind, was beweist, dass Qualität nicht auf Kosten der Nachhaltigkeit gehen muss“, so Eichmann.

Seit Ende Januar ist das Produkt im Online-Shop des Start-ups erhältlich, das derzeit 14 Mitarbeiter in Berlin und Gießen beschäftigt. Co-Geschäftsführer Felix Wollenhaupt und Joel Eichmann gründeten Green Elephant Biotech 2021 als Spin-off der Technischen Hochschule Mittelhessen.

dpd