Biodiversität von Trockenrasen schwindet

Biodiversität von Trockenrasen schwindet

Auf Grund des Klimawandels ist die Artenvielfalt auf Trockenrasen innerhalb eines Vierteljahrhunderts drastisch zurückgegangen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

elbst am Ende des Sommers 1995 war der Trockenrasen am Schafberg (hier nur aus einer anderen Perspektive) noch grün und es blühten noch zahlreiche Pflanzen (wie die seltene Goldschopf-Aster).
Selbst am Ende des Sommers 1995 war der Trockenrasen am Schafberg (hier nur aus einer anderen Perspektive) noch grün und es blühten noch zahlreiche Pflanzen (wie die seltene Goldschopf-Aster).

Trockenrasen sind besonders artenreiche Habitate, die seltene und gefährdete Pflanzen und Insekten beherbergen. Dort zu finden sind spezialisierte Gräser und Kleearten, aber auch außergewöhnliche Orchideen. „Trockenrasen wachsen auf nährstoffarmen und trockenen Böden. Die Pflanzen sind gut daran angepasst, mit wenig Wasser auszukommen“, erklärt Thomas Becker von der Universität Trier. Heute sind Trockenrasen jedoch stark gefährdet – die Artenvielfalt nimmt immer weiter ab. In einer gemeinsamen Studie der Universitäten Trier und Halle-Wittenberg werden besonders lange Hitzeperioden für den Rückgang verantwortlich gemacht.   

Gefährdete Pflanzenarten um 30% zurückgegangen

Im Rahmen der Studie wurden Daten zur Artenvielfalt eines mitteldeutschen Trockenrasens erhoben und mit Zahlen aus dem Jahr 1995 verglichen. „Wir waren erschrocken, dass der Artenreichtum innerhalb dieser noch nicht einmal 25 Jahre um fast ein Viertel abgenommen hatte. Wir können dies ganz klar auf den Klimawandel zurückführen“, sagt Becker. Gefährdete Pflanzenarten sind der Studie zufolge besonders betroffen. Hier registrierten die Forschenden einen Rückgang von 30%.

Sommerdürren und Stickstoff-Depositionen als Auslöser

Gründe für den massiven Biodiversitätsverlust sind demnach massive Sommerdürren, die seit mehr als zehn Jahren regelmäßig auftreten. „Selbst den hartgesottenen Pflanzen dieses Standorts, die mit Hitze und Wassermangel eigentlich sehr gut zurechtkommen, macht diese Trockenheit zunehmend zu schaffen“, berichtet der Geobotaniker. Hinzu kommt die Überdüngung des Bodens durch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie Stickstoff-Depositionen, die sich aus den Abgasen des Autoverkehrs bilden und mit dem Regen in die Erde gelangen.

Die wenigen Gewinner der Krise

Doch es gibt auch Arten, die an das mediterrane Klima angepasst sind und die Vegetationslücken wieder füllen, welche durch die Dürren entstanden sind. Die meisten davon sind einjährige Pflanzen und stammen aus Südeuropa. Pflanzen wie die Grasart Aufrechte Trespe, die in submediterranen Regionen weitverbreitet ist, haben sich stark vermehrt und andere Pflanzen verdrängt. Auch der hohe Nährstoffgehalt durch Überdüngung spielt den Forschenden zufolge den nicht-einheimischen Arten bei der Verbreitung in die Karten. Insgesamt listet die Studie neun Arten auf, die von den Klimaveränderungen profitieren. Die Zahl der Verlierer ist mit 29 jedoch dreimal so hoch.

Globale Angelegenheit: Schutz der Artenvielfalt

Der Rückgang der Biodiversität lässt sich Becker zufolge auch auf andere Habitate in Deutschland übertragen. „Anscheinend zeigen sich die Konsequenzen des Klimawandels in Trockengebieten lediglich früher“, vermutet der Forscher. Die Studie unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, das Artensterben aufzuhalten und die Ökosysteme zu schützen. Das im Dezember 2022 geschlossene globale Biodiversitätsabkommens von Kumming und Montreal ist dafür ein wichtiger Meilenstein.

kh