Biodiversität: Forscher fordern Umdenken
Passend zum derzeitigen Treffen des Weltbiodiversitätsrates in Bonn plädieren Frankfurter Forscher für eine stärkere transdisziplinäre Zusammenarbeit.
Klimawandel und Industrialisierung haben den Ökosystemen der Erde in den vergangenen Jahrzehnten viel abverlangt. Pflanzen und Tiere sind vom Aussterben bedroht, weil ihnen die natürliche Lebensgrundlage verloren geht. Den Artenverlust signifikant zu reduzieren und deren Ursachen zu bekämpfen sind daher Kernziele des Strategischen Plans der Bundesregierung bis zum Jahr 2020. „Um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, müssen wir uns sehr genau mit den komplexen Beziehungen zwischen Natur und Gesellschaft beschäftigen“, sagt Marion Mehring, Leiterin der Biodiversitätsforschung am Frankfurter ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung.
Anstrengungen unzureichend
Trotz aller Initiativen auf globaler und lokaler Ebene sehen die ISOE-Forscher das für 2020 anvisierte Ziel gefährdet. Weder die Ratifizierung nationaler Biodiversitätsstrategien, noch die Ausarbeitung von Aktionsplänen oder die Einrichtung von Schutzgebieten seien dafür ausreichen, wie die Frankfurter Forscher im Fachjournal „International Journal of Biodiversity Science, Ecosystem Services & Management“ berichten.
Transdisziplinäre Zusammenarbeit empfohlen
Im Vorfeld des dreitägigen Treffens des Weltbiodiversitätsrats IPBES vom 7. bis 10. März 2017 in Bonn rät das Team um Mehring in dem Artikel daher zum Umdenken in der Biodiversitätsforschung. Danach haben aktuelle Untersuchungen gezeigt, dass die Ursachen für den fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt vor allem in fehlendem oder unsicherem Wissen über die komplexen Verbindungen zwischen Natur und Gesellschaft liegen. Die ISOE-Forscher empfehlen daher, die Biodiversitätsforschung stärker am Zusammenspiel verschiedener Disziplinen ausrichten. „Für den Erhalt der Biodiversität ist es unerlässlich, dass Organisationen wie der Weltbiodiversitätsrat die Notwendigkeit von Transdisziplinarität in der Biodiversitätsforschung anerkennen“, betont Mehring.
Nutzungskonflike erkennen
Neue fachübergreifende Bündnisse zwischen den Natur- und Sozialwissenschaften, die Einbeziehung von lokalem Wissen über Biodiversität sowie die Integration von gesellschaftlichen Partnern in den Forschungsprozess sind demnach erforderlich, um Fortschritte zu erzielen und Wissenslücken zu schließen. Mit dem „transdisziplinären Forschungsmodus“ ist es möglich, „Nutzungsdynamiken von Biodiversität in den Blick zu nehmen“, argumentieren die Wissenschaftler. So würden beispielsweise auftretende Konflikte verschiedener Interessengruppen hinsichtlich der Nutzungsansprüche an Ökosystemleistungen schneller wahrgenommen.
bb