Derzeit wird angenommen, dass weltweit zwei von fünf Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Doch während dieser Trend auf globaler Ebene klar erkennbar ist, ist ein Rückgang der Artenzahl lokal oft nicht zu beobachten. Welche Prozesse hinter diesem von Biodiversitätsforschenden als „Biodiversitätsparadox“ bezeichneten Phänomen stehen könnten, blieb bislang weitgehend ungeklärt. Ein internationales Wissenschaftsteam hat diese Frage nun anhand der Verschiebung der Artenzusammensetzung erstmals in drei sehr unterschiedlichen Lebensräumen untersucht: in alpinen Gipfelzonen, in der Krautschicht von Wäldern sowie in artenreichen Wiesen und Weiden im Tiefland.
In der Studie wurde die Entwicklung von 1827 Pflanzenarten über Zeitintervalle von bis zu 78 Jahren an 141 Standorten auf Berggipfeln, in Wäldern und im Flachland in Europa analysiert. Festgestellt wurden Verschiebungen von Arten mit kleinerer durch solche mit größerer Reichweite in verschiedenen Lebensräumen. Die Gemeinschaften verschoben sich parallel zu nährstoffintensiveren Arten, wobei Arten aus nährstoffreichen Lebensräumen größere Verbreitungsgebiete hatten.
Wesentliche Treiber dieses Prozesses sind erhöhte Nährstoffmengen in den Böden, etwa infolge von Stickstoffeinträgen vor allem aus der Landwirtschaft, aber auch aus Verbrennungsprozessen in Verkehr und Industrie sowie durch die Erwärmung der Böden durch den Klimawandel.