Bio-Tablett besteht Härtetest in Mensa
Tabletts in Kantinen bestehen in der Regel aus erdölbasiertem Plastik. An der Fachhochschule Bingen hat jetzt ein biobasiertes Tablett aus Verbundwerkstoffen den Praxistest in der Mensa erfolgreich gemeistert.
Ob Brettchen, Becher oder Schüsseln: viele Gebrauchsgegenstände des Alltags bestehen aus Kunststoffen, die rein auf Erdölchemie basieren. Dafür einen biobasierten Ersatz zu finden, ist eine Herausforderung, der sich Forscher seit Jahren stellen. Unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat ein Team der Fachhochschule Bingen in den vergangenen zwei Jahren nach alternativen Naturmaterialien geforscht und aus einem Verbundwerkstoff ein "biogenes Kantinentablett" hergestellt. Der Prototyp hat erste Härtetests in der Mensa bereits erfolgreich bestanden.
Tabletts in Kantinen und Mensen bestehen in der Regel aus Plastik, also Polymeren, die aus Erdölchemie-Bausteinen hergestellt werden. Dieses Material durch biobasierte Rohstoffe zu ersetzen, haben sich auch Forscher der Fachhochschule Bingen zur Aufgabe gemacht. Im Rahmen eines vom Bundesforschungsministeriums geförderten Projektes entwickelte ein Team um den Naturstoffexperten Oliver Türk ein Kantinentablett aus nachwachsenden Rohstoffen. „Wir sind mit dem Ergebnis überaus zufrieden, der Großteil der Tabletts hat den Einsatz in der Mensa und Spülanlage in zwei Testphasen ohne Schaden überstanden“, fasst Projektleiter Türk zusammen. Er ist Experte für nachwachsende Rohstoffe und Biokunststoffe an der Fachhochschule Bingen und Leiter der Transferstelle (TSB).
Hohe Ansprüche an Naturstoffe
Intensiv suchten Türk und sein Team in den vergangenen zwei Jahren nach Alternativen zum herkömmlichen petrochemischen Ausgangsmaterial eines herkömmlichen Tragebretts. Das ehrgeizige Ziel, einen biobasierten duroplastischen Verbundwerkstoff dafür herzustellen, erwies sich als knifflig. Die Herausforderung: Das neue biobasierte Material durfte im Hinblick auf Feuchtigkeit, Chemikalien und mechanischer Belastung der klassischen erdölbasierten Vorlage in nichts nachstehen. Im Ergebnis entstand ein Verbundwerkstoff, das überwiegend aus epoxidiertem Leinöl als Harzkomponente sowie Naturfasern wie Hanf, Flachs und Kenaf besteht. Vor allem die wasserliebende Eigenschaft der Naturfasern sei für das Projektteam im Hinblick auf die gewünschte Beständigkeit eine große Herausforderung gewesen, so Türk.
Hohes Potenzial für biogenes Material
Gleichzeitig überzeugt das biogene Tablett aber mit einer verbesserten Oberflächenbeständigkeit und kann sogar am Ende der Nutzungszeit thermisch verwertet werden. Türk sieht daher ein breites Einsatzpotenzial für das von seinem Binger Team entwickelte biogene Ausgangsmaterial. Neben Tabletts in Kantinen, Schnellrestaurants und Krankenhäusern könnte das Biokunststoffmaterial auch für die Fahrzeugindustrie interessant sein. Im Rahmen des vom BMBF in der Fördermaßnahme "KMU-innovativ" geförderten Projektes wurde zusätzlich eine Ökobilanz durchgeführt, die innerhalb verschiedener Szenarien unter anderem diverse Eingangsmaterialien und Entsorgungsvarianten unter die Lupe nahm.