Aquakulturen verschwenden Phosphor

Aquakulturen verschwenden Phosphor

Überdüngung in der Fischzucht gefährdet Ökosysteme und Nahrungssicherheit.

In Aquakulturen wie dieser Austernfarm wird häufig Phosphor zugesetzt, der größtenteils im Wasser verbleibt.
In Aquakulturen wie dieser Austernfarm wird häufig Phosphor zugesetzt, der größtenteils im Wasser verbleibt.

In der Landwirtschaft trägt Phosphor als Dünger zu höheren Erträgen bei. Auch in Aquakulturen hat das Element als Dünger oder Futtermittelzusatz diese Funktion. Während die Phosphordüngung in der Landwirtschaft reguliert ist, ist sie für Aquakulturen nicht geregelt. 80% des dort eingesetzten Phosphors werde verschwendet – mit langfristig gravierenden Folgen, wie ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Augsburg jetzt im Fachjournal "Nature Communications" berichtet.

Vier Fünftel verbleiben im Wasser

Ob Fische, Krusten- oder Weichtiere: In Aquakulturen wird durchschnittlich nur ein Fünftel des zugegebenen Phosphors von den Tieren aufgenommen und somit wieder geerntet. Vier Fünftel verbleiben im Wasser, wo der Stoff die Ökosysteme beeinträchtigt und beispielsweise zu Algenblüten führt oder Arten gefährdet.

Wild lebende Fische decken ihren Phosphorbedarf aus ihren natürlichen Nahrungsquellen wie anderem Fisch oder Plankton. Noch in den 1950er Jahren stammten rund 95% des vom Menschen verzehrten Fisches aus Wildfängen. Dadurch gab es einen Phosphorfluss vom Wasser in Richtung Land. Heute wird die Hälfte der verzehrten Fische in Aquakulturen erzeugt und der Phosphorfluss hat sich umgekehrt.

Begrenzt verfügbare Ressource

Diese Form der Rohstoffverschwendung bedeutet nicht nur ökologische Probleme. Die gut zu erschließenden Phosphorquellen sind endlich und der Bedarf für die Nahrungsproduktion ist groß. Die EU hat Phosphor daher unter den 20 kritischen Rohstoffen mit gefährdeter Versorgungssicherheit gelistet. „Der Phosphor, der in Flüsse und Ozeane gelangt, kann als verloren angesehen werden, da es äußerst schwierig ist ihn wiederzugewinnen. Solche Verluste sollten weitestmöglich vermieden werden, um sicherzustellen, dass auch für zukünftige Generationen genügend Phosphor verfügbar ist“, erklärt Geograf Daniel Goll von der Universität Augsburg.

Nutzungseffizienz mehr als verdoppeln

Die Forscher fordern, dass sich die Effizienz der Phosphornutzung in Aquakulturen bis 2050 mehr als verdoppeln müsse. „Phosphor ist ein nicht erneuerbarer, begrenzter und lebenswichtiger Nährstoff für Nutzpflanzen und -tiere. Wir sollten uns überlegen, wie wir Phosphor in der Fischwirtschaft recyceln und wiederverwenden können, um damit mehr Feldfrüchte anzubauen. Gleichzeitig sollten wir den Phosphor, den wir in der Aquakultur ins Wasser geben, auf ein Minimum reduzieren“, resümiert Yuanyuan Huang, Hauptautorin der Studie.

bl