Bioökonomierat: Nutzpflanzenforschung ausbauen

Bioökonomierat: Nutzpflanzenforschung ausbauen

Der Bioökonomierat plädiert in einem Papier dafür, die Pflanzenforschung und intelligente Züchtungsmethoden voranzutreiben, um die Produktion von Biomasse nachhaltig zu steigern.

Pflanzenforschung mit Blick für das Äußere: Im Forschungsverbund DPPN werden Maisgewächse auf bestimmte Merkmale hin durchmustert.
Pflanzenforschung mit Blick für das Äußere: Im Forschungsverbund DPPN werden Maisgewächse auf bestimmte Merkmale hin durchmustert.

Angesichts eines weltweit steigenden Bedarfs an biobasierten Rohstoffen für Ernährung und technische Nutzung müssen die Produktivität und Effizienz im Anbau pflanzlicher Biomasse gesteigert werden. Zu diesem Schluss kommt der Bioökonomierat, ein beratendes Expertengremium für die Bundesregierung, in einer am 3. Juli erschienen Empfehlung zur Förderpolitik im Bereich Pflanzenforschung. Um zu Pflanzensorten mit höheren Erträgen und besserer Anpassungsfähigkeit zu gelangen, sind den Autoren zufolge unter anderem biotechnologische Methoden und Präzisionszüchtung, aber auch ein besseres Verständnis der existierenden genetischen Vielfalt der Pflanzen unverzichtbar.  

Die Pflanzenzüchtung ist ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft. Neue Pflanzen müssen mit weniger Wasser, Nährstoffen sowie chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln oder Dünger auskommen. Darüber hinaus muss die Optimierung pflanzlicher Inhaltsstoffe für die Ernährung von Mensch und Tier, die Verarbeitung in der Industrie für technische Zwecke und die energetische Verwertung ein Kernthema der Pflanzenforschung sein. Damit folgt die Pflanzenzüchtung ambitionierten Zielen. Fortschritte in den Lebenswissenschaften, insbesondere in der Physiologie und Genetik, eröffnen jedoch – auch jenseits der Gentechnik – Chancen, Züchtungsabläufe zu beschleunigen und Pflanzen zu entwickeln, so dass Ernteverluste durch Krankheitserreger und Schädlinge auf dem Feld, im Lager und beim Transport verringert werden.

Food first als Leitmotiv

„Im Rahmen einer nachhaltigen Bereitstellung und Nutzung von biobasierten Rohstoffen geht die Ernährung vor. Ertragssteigerungen dürfen darüber hinaus nicht dazu führen, dass der ökologische Fußabdruck der Landwirtschaft wächst“, betont der Pflanzenzüchtungsexperte Léon Broers, Leiter der Arbeitsgruppe „Rohstoffe, Umwelt und Natur“ des Bioökonomierates. Broers ist einer von insgesamt fünf Bioökonomieratsmitgliedern, die für das Papier verantwortlich zeichnen.

Es komme darauf an, die Produktions- und Nutzungseffizienz in der Landwirtschaft nachhaltig zu erhöhen, heißt es in dem Papier. Es gelte daher, Pflanzen mit höheren Erträgen, besserer Anpassungsfähigkeit und vermindertem Ressourcenbedarf zu entwickeln. Dazu gehörten etwa Pflanzen, die phosphateffizienter gedeihen oder mit Hilfe mikrobiologischer Systeme und Symbiosen Nährstoffe besser erschließen können.

Biotechnische Züchtungsmethoden gefragt

Um solche Züchtungsziele zu erreichen, erachten die Bioökonomieratsexperten die „Entwicklung und Anwendung neuer biotechnologischer Methoden zur gezielten Einbringung spezifischer Pflanzenmerkmale für (...) unverzichtbar“. Die Präzisionszüchtung auf der Basis molekularbiologischer Analysen zählt genauso in diese Reihe wie auch die Erforschung der genetischen Vielfalt in der Natur und der Aufbau von Genbanken und Samenarchiven. Als kritisch erachtet der Bioökonomierat, dass die modernen Kenntnisse und Werkzeuge noch nicht ausreichend in den Züchtungsprozess integriert sind. Public-Private-Partnerships und eine langfristige sowie zuverlässige Orientierung der Förderung sind nötig. „Eine Förderstrategie sollte sowohl die Chancen für den deutschen Standort, als auch die internationalen Erfordernisse für einen bestmöglichen Beitrag zur Deckung des Bedarfs an biobasierten Rohstoffen und Nahrungsmitteln im Blick haben“, sagt Joachim von Braun, Vorsitzender des Bioökonomierates. Eine Studie der Welternährungsorganisation FAO geht davon aus, dass die Nahrungsmittelproduktion bis zum Jahr 2050 um 60 Prozent steigen muss, um eine von den Vereinten Nationen prognostizierte Weltbevölkerung von 9 Milliarden Menschen ernähren zu können.