March for Science erreicht Deutschland
Beim "March for Science" am 22. April zeigen Wissenschaftler weltweit Flagge. In Deutschland sind an 20 Orten Demonstrationen geplant - von Berlin bis Helgoland.
Schon seit 1970 wird der 22. April auch als „Earth Day“ betitelt. Damals gingen erstmals Millionen Amerikaner auf die Straße, um für eine gesunde und nachhaltige Umwelt zu demonstrieren. Seitdem ist diese Bewegung immer mehr gewachsen, und befasst sich inzwischen auch mit den Themen „Globale Erwärmung“ und „Grüne Energie“. In den ersten Wochen nach dem Amtsantritt von Präsident Trump in den USA gab es zahlreiche Kundgebungen – so auch der „Women’s March“. Angespornt von dessen Erfolg und etlichen negativen Äußerungen der Trump-Regierung bezüglich Wissenschaft und Forschung schlossen sich einige Wissenschaftler in den USA zusammen, und planten einen „Scientist’s March on Washington“. Die Idee wuchs jedoch schnell über sich hinaus und wurde zu einem weltweiten Event – dem „March for Science“. Als Termin für die Kundgebung wurde passenderweise der 22. April 2017 – „Earth Day“ – ausgewählt. Mittlerweile sind an dem Tag Kundgebungen in über 500 Städten weltweit geplant.
Forschungsorganisationen, Nobelpreisträger, Politiker dabei
Auch wenn die Kundgebung ursprünglich einer „Anti-Trump-Stimmung" entwachsen ist, so geht es inzwischen doch um viel mehr als das. Mittlerweile geht es den Veranstaltern darum, die Bedeutung der Wissenschaft für unser tägliches Leben, aber auch für unsere Gesundheit, Sicherheit, Wirtschaft und in der Politik hervorzuheben – und das mit Unterstützern weltweit. Allein in Deutschland sind an 20 Orten 21 Veranstaltungen rund um den "March for Science" geplant. Unter anderem auch in Helgoland, wo es vermutlich die weltweit kleinste Kundgebung geben wird.
Die größte deutsche Demonstration ist hingegen in Berlin geplant. Hier werden sich die Teilnehmer um 13:00 Uhr vor der Humboldt-Universität treffen, um dann zum Brandenburger Tor zu marschieren. Unterwegs ist auch ein Zwischenstopp vor der Ungarischen Botschaft geplant, hier wird der Zug sich demonstrativ für die Freiheit der Wissenschaft stark machen, die erst vor Kurzem durch Änderungen des Hochschulgesetzes infrage gestellt wurde. Vor dem Brandenburger Tor werden prominente Akteure sprechen, unter anderem der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, und der Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator Ranga Yogeshwar. Auf der langen Liste der Unterstützer des March for Science in Deutschland finden sich neben den vielen Namen einzelner Wissenschaftler auch Nobelpreisträger, sowie der Deutsche Wissenschaftsrat und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen.
Informationen zum March for Science in Deutschland
Forscher engagieren sich für die Freiheit der Wissenschaft
Es sind jedoch nicht die großen Namen, die die Aktion prägen. Vielmehr sind es die vielen Masterstudenten, Doktoranden und jungen Wissenschaftler aus der ganzen Welt, die den March of Science auf die Beine stellen. Forschung ist ein globales Unterfangen. Daher organisieren sich die Forscher, um an den Orten, wo sie gerade arbeiten, die Wissenschaft zu unterstützen. In Berlin ist es eine Gruppe von etwa 40 Leuten mit einem Kernteam von etwa 15 Leuten, die den March for Science Berlin organisieren.
Sie opfern ihre Freizeit, um für die Freiheit und die Bedeutung der Wissenschaften, aber auch gegen das Verbreiten „alternativer Fakten“ einzustehen. Allerdings versteht sich der deutsche March for Science nicht bloß als Ableger des amerikanischen Originals. Denn hierzulande tun sich auch eigene Probleme auf, etwa die Struktur des Hochschulsystems, oder aber Defizite in der Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Unser Alltag baut auf Forschung auf
Mit den Errungenschaften aus Forschung und Wissenschaft haben wir täglich zu tun: Ob Smartphones, MP3-Dateien, GPS oder regenerative Energiequellen. Auch die moderne Medizin wäre ohne Fortschritte in der Molekularbiologie aufgeschmissen. Ebenso basieren viele neue technologische Errungenschaften für die Nahrungsmittel- oder Textilindustrie auf biologischem Wissen.
Es mehren sich aber auch kritische Stimmen, die den "March for Science" nicht als den richtigen Weg ansehen, um für mehr Unterstützung für die Wissenschaften zu werben. Insbesondere in Deutschland weiß zwar ein Großteil der Wissenschaftler von der Aktion, doch die Informationslage in der allgemeinen Öffentlichkeit ist auch kurz vor dem Event noch relativ gering.
Auch wenn es in Deutschland nicht dieselbe Krise in der Forschungspolitik wie in den USA gibt, so gibt es auch in Europa besorgniserregende Entwicklungen, wie die politischen Ereignisse in Ungarn erst kürzlich wieder gezeigt haben. Der "March for Science" mag nicht die perfekte Lösung sein, doch die Wissenschaft öffentlich und zahlreich zu unterstützen, ist mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung.
Judith Reichel