Millionenförderung für Stechmücken-Forschung
In Europa nimmt die Zahl tropischer Infektionskrankheiten, die von Stechmücken übertragen werden, seit Jahren zu. Unter der Leitung des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts wird nun erstmals ein Verbundprojekt das Verhalten der heimischen Stechmücken erforschen.
Seit Jahren treten in Europa immer häufiger Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber auf, die ursprünglich nur in tropischen oder subtropischen Gegenden grassieren. Auch das Zika-Virus, das Lateinamerika in Atem hält, könnte in Europa Fuß fassen. Beide Erreger werden von Stechmücken übertragen. Ob auch heimische Mücken solche eingeschleppten Infektionskrankheiten verbreiten können, wird nun erstmals erforscht. Am 22. Februar wird der neue Forschungsverbund „CuliFo“ in Hamburg vorgestellt: Das Stechmücken-Forschungskonsortium wird vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin koordiniert und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über drei Jahre mit 2,2 Millionen Euro gefördert.
Kopf- und Gliederschmerzen sind typische Anzeichen für eine Grippe. Doch hinter dieser Erkältung verbirgt sich immer häufiger ein Virus, das ursprünglich nur in tropischen oder subtropischen Gegenden zu finden war. Nicht nur in Deutschland, sondern europaweit werden immer mehr Fälle von Dengue-, West-Nil- oder Chikungunya-Fieber registriert. Ähnlich wie das Dengue-Fieber wird auch das Zika-Virus durch Stechmücken übertragen. Als möglicher .
Verhalten heimischer Mücken im Blick
„Der jüngste Zika-Virus-Ausbruch in Südamerika hat erneut eindrucksvoll die Bedeutung von Stechmücken als Krankheitsüberträger unter Beweis gestellt“, sagt Egbert Tannich, Leiter der Stechmückenforschung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Unter der Leitung der Hamburger Tropenmediziner wollen Wissenschafter nun der Frage nachgehen, ob auch heimische Mücken derartige Viren auf Menschen übertragen können. Dafür hat das Bundeslandwirtschaftsministerium das Verbundprojekt namens „CuliFO“ ins Leben gerufen. „Wir möchten vor allem die ökologisch-klimatischen Bedingungen für die Vermehrung und Verbreitung einheimischer Stechmücken, deren genetische Variabilität und insbesondere deren Fähigkeit, Krankheitserreger zu übertragen, erforschen“, so Tannich über die Ziele des Verbundprojekts. Der offizielle Startschuss für „CuliFo“ fällt am Montag in Hamburg mit der Übergabe des Förderbescheids durch die Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, Maria Flachsbarth.
Infektionsrisiko besser einschätzen
„Die Globalisierung nimmt stetig zu – im Bereich des internationalen Warenhandels, aber auch durch private Reisen. Zeitgleich verändert sich das Klima. Damit steigt in Europa die Gefahr von Krankheiten, die durch Stechmücken übertragen werden“, so Flasbarth. Die Förderung der Stechmücken-Forschung erfolgt im Rahmen des BMEL-Projektes „Stechmücken und Stechmückenübertragene Zoonosen in Deutschland“. Im Rahmen dieses Projektes wurde bereits im Frühjahr 2015 das Stechmücken-Monitoring-Projekt „CuliMo“ gestartet, dass vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) koordiniert wird und die Erfassung sowie Verbreitung aller in Deutschland ansässigen Stechmückenarten zum Ziel hat. „Durch die Verbindung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus beiden Projekten können Risiken zum räumlichen und saisonalen Auftreten der Stechmückenarten in Deutschland und dem damit verbundenen Infektionsrisiko in Deutschland besser eingeschätzt werden“, erklärt Maria Flachsbarth.
Krankheitsüberträger registrieren
In Deutschland gab es bisher weder ein Überwachungs- noch ein Meldesystem zu Mücken, die als Krankheitsüberträger in Betracht kommen. Da es sich bei vielen Krankheiten, die von Stechmücken weitergegeben werden, um Krankheiten handelt, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden (sogenannte Zoonosen), hat das BMEL die beiden Verbundprojekte zur Überwachung und Erforschung von Stechmücken ins Leben gerufen und mehrere Millionen Euro für die Forschung zugesichert.