BASF: Mit 3D-Modellen Kosmetikprodukte testen
BASF wird bei der Entwicklung neuer Hautpflegeprodukte mit dem französischen Start-up Poietis kooperieren. Die Firma hat eine lasergestützte 3D-Bioprint-Technologie entwickelt, mit der sich Gewebemodelle zur Testung kosmetischer Wirkstoffe herstellen lassen.
Organisches Gewebe wie Hautzellen dreidimensional drucken – auf diese neue Technologie setzt zukünftig der deutsche Chemiekonzern BASF. Dafür hat das Ludwigshafener Unternehmen eine Kooperation mit dem französische Start-up Poietis geschlossen, das eine 3D-lasergestützte Bioprint-Anlage entwickelt hat. BASF will das neue Verfahren bei der Entwicklung und Erforschung neuer kosmetischer Wirkstoffe für Hautpflegeprodukte einsetzen und so bestehende Hautmodelle verfeinern. Damit schafft BASF eine weitere Alternative, bei Wirkstofftests auf Tierversuche zu verzichten.
Pharma- und Kosmetikunternehmen stehen seit langen wegen ihrer Tierversuche in der Kritik. Mit einem selbst entwickelten Hauttest, der gänzlich ohne Experimente an Tieren auskommt, hatte der Pharma- und Chemiekonzern BASF bereits im Jahr 2013 ein deutliches Zeichen gesetzt. Die Forscher wurden dafür vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit dem „Forschungspreis zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen“ ausgezeichnet. Mit dem Einsatz der neuen 3D-lasergestützten-Bioprint-Technologie von Poietis tut sich nun eine weitere Alternative zu Tierversuchen auf. „Dank ihrer langjährigen Expertise, was Lösungen für die Dermokosmetik betrifft, hat die BASF erkannt, welche Vorteile das 3D-lasergestützte Bioprint-Verfahren gegenüber konventionellen Verfahren zur Zellzüchtung und anderen Bioprint-Verfahren hat“, so Gründer und Präsident von Poietis, Fabien Guillemot, der die Firma im JAhr 2014 aus dem Forschungsinstitut Inserm ausgegründet hat.
Gründerpreis für 3D-Bioprint-Technik
Im Sommer hat BASF die Forschungs- und Entwicklungsvereinbahrung mit dem französischen Start-up geschlossen. Wieviel Geld an Poietis fließt, darüber wurde nichts verlautbart. Derzeit werben die Franzosen auf der Crowdfinanzierungsplattform Wiseed um die Gunst des Schwarms. Insgesamt 600.000 Euro wollen sie dort einsammerln. Das Unternehmen ist unter anderem mit Unterstützung des Regionalen Gründerzentrums Aquitanien ins Leben gerufen worden. Zuvor hatten die Forscher mit ihrer Technologie den ersten Platz beim Französischen Gründerwettbewerb für innovative Technologieunternehmen gewonnen.
Mechanismen der Haut besser verstehen
Ihre Technologie hat auch BASF überzeugt: Das auf 3D-Druck basierende Verfahren ordnet gezüchtete Hautzellen mehrschichtig in vorgefertigte dreidimensionale Strukturen an. Damit können nach Angaben von Poietis komplexere und widerstandsfähigere Gewebestrukturen produziert werden, als es mit herkömmlichen Methoden in der Zell- und Gewebekultivierung möglich ist. „Die lasergestützte Technologie ermöglicht bei der Nachbildung von Zellen eine höhere Auflösung als andere Bioprint-Verfahren", erklärt Sebastien Cadau, der bei BASF für Gewebezüchtungen zuständig ist. Cadau ist sicher, dass mithilfe der neuen Bioprint-Technologie, BASF seinen strategischen Vorsprung sichern kann. „Dieser liegt darin, die Mechanismen der Haut noch besser zu verstehen und dieses Wissen für die Entwicklung und Tests innovativer kosmetischer Wirkstoffe für den Einsatz in Hautpflegeprodukten zu nutzen“.
Gewebemodelle verfeinern
Im ersten Schritt wollen sie das Poietis-Verfahren einsetzen, um eine automatisierte Reproduktion des von ihnen entwickelten Hautäquivalent-Models MimeskinTM zu ermöglichen. Später sollen dann Modelle folgen, die weitere Zelltypen enthalten, wie BASF in seiner Pressemitteilung erklärt.