ERASynBio: Neue Förderung für Bioingenieure

ERASynBio: Neue Förderung für Bioingenieure

Synthetische Biologie erfordert Forschung an der vordersten Front der Biotechnologie. Das europäische Netzwerk ERASynbio hat eine neue Förderinitiative gestartet.

Synbio-Illustration
Eine neue Förderinitiative vom europäischen Netzwerk EraSynbio ist nun gestartet. Bioingenieure können sich bis Juli 2014 bewerben

Neue biologische Systeme für nützliche Anwendungen konstruieren, das ist ein Ziel der Synthetischen Biologie. Der aufstrebende Forschungszweig erfordert noch sehr viel Forschung an der vordersten Front der Biotechnologie. Das europäische Netzwerk ERASynbio, an dem das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt ist, hat nun seine neueste Förderausschreibung gestartet. Noch bis zum 3. Juli 2014 können sich Forscherverbünde mit ihren transnationalen Projektentwürfen bewerben. 

Auch wenn die Synthetische Biologie ein neues Forschungsgebiet ist, hat sie bereits bewiesen, dass sie einen Beitrag zur Lösung der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts leisten kann, denn si. Mit den Methoden der Synthetischen Biologie wird es nach Ansicht vieler Forscher erstmals möglich sein, hochkomplexe, kontrollierbare  Biosysteme sowie neuartige Proteine und Nukleotide zu entwickeln, deren Komplexität über das hinausgeht, was mit vorhandenen gentechnischen Methoden erreichbar ist. Diese neuartigen Systeme könnten mittels synthetisierter Genome in konstruierte Gerüste (Chassis) oder auch einfache Protozellsysteme eingebaut werden. Als interdisziplinäre Wissenschaft wird die Synthetische Biologie voraussichtlich Anwendungen für verschiedene Bereiche wie die industrielle Biotechnologie, Bioenergie, Biomedizin, Biosensoren, biologische Altlastensanierung und die Landwirtschaft entwickeln und neue Instrumente für die wissenschaftliche Forschung schaffen. In naher Zukunft wird die Synthetische Biologie wirksamere Verarbeitungsverfahren und eine umweltfreundliche Herstellung von Feinchemikalien und Arzneimitteln sowie von Biokraftstoffen der nächsten Generation ermöglichen. 

Europäische Forschungslandschaft stärken

ERASynBio ist eine gemeinsame Maßnahme von 16 Forschungsförderern aus 14 EU-Mitgliedstaaten in der Synthetischen Biologie. Koordiniert wird das Netzwerk vom Projektträger Jülich. Die Aufgabe und Herausforderung von ERASynBio besteht darin, die Forschungslandschaft in der Synthetischen Biologie zu stärken und die weitere Entwicklung sozialverträglich und nachhaltig zu koordinieren. Nun wurde eine neue Ausschreibungsrunde gestartet mit dem Titel „Bildung von Kapazitäten in der Synthetischen Biologie durch transnationale Forschungsprojekte“. Wichtige Orientierung für die neue Ausschreibung bietet ein 2013 von ERASynBio erarbeitetes und kürzlich vorgelegtes Konzept, die Strategic Vision ERASynBio. Hierin wird die Synthetische Biologie nicht nur definiert, sondern es wurden auch für Europa eine Reihe von Empfehlungen für eine verantwortungsvolle, nachhaltige und effektive Entwicklung dieses Forschungsgebiets erarbeitet. Um Kreativität und Innovation in der Synthetischen Biologie von der Basis her zu fördern, sind Anträge im Sinne der ERASynBio-Definition von Synthetischer Biologie gefragt. Sie lautet:

"Die Synthetische Biologie beschäftigt sich mit der Planung und Konstruktion von neuen biologischen und auf biologischen Strukturen basierenden Systemen, um neue Funktionen für nützliche Anwendungen zu generieren. Dabei bedient sie sich der Konzepte aus den Ingenieurwissenschaften und der Biologie."

Abgrenzen von klassischer Gentechnik

Die Projekte zur Synthetischer Biologie sollen sich klar von klassischer Gentechnik und anderen verwandten Bereichen wie der Systembiologie abgrenzen. Die Synthetische Biologie unterscheidet sich stark von der traditionellen Gentechnik, vor allem im Hinblick auf das Streben nach Vorhersagbarkeit und Kontrolle von Systemverhalten. Üblicherweise bezieht sie sich auf das sinnvolle Design einer Neusynthese großer DNA-Fragmente und auf die Modifizierung oder das Refactoring von aus mehreren Genen zusammengesetzten Strukturen oder Systemen oder die Erzeugung sogenannter Protozellen, bei denen es sich um neu geschaffene zellähnliche Einheiten handelt.

Da es bei der Synthetischen Biologie um Konstruktion in der Biologie geht, sollten Projekte ingenieurtechnische Grundsätze wie Modularität, Abstraktion, Standardisierung berücksichtigen und Modellierungsansätze nutzen, um biologische oder biobasierte Einheiten zu optimieren oder zu verbessern. Im Gegensatz zu beschreibenden biologischen Disziplinen sollen die Projekte bewusst auf das Design und die Konstruktion von Elementen, Strukturen oder Systemen abzielen.

Neu sind diesmal auch sogenannte strategische Elemente, die in den Antrag für Projektförderung einfließen sollen. Das soll gewährleisten, das die verantwortungsvolle, vernetzte und transparente Forschung gemäß dem ERASynBio-Konzept betreiben. Die transnationalen Anträge müssen mindestens drei und dürfen höchstens sieben Projektpartner aufweisen, die aus mindestens drei Partnerländern stammen, die sich an dieser Förderbekanntmachung beteiligen. Bis zum 3. Juli 2014 können Projektskizzen beim Projektträger Jülich eingereicht werden (Ansprechpartnerin: Annette Kremser).