Robotik für die Landwirtschaft
Amos AlbertBeruf:
Prof. Dr.-Ing. für Mechatronik, Robotik und Automatisierungstechnik
Position:
CEO bei Bosch Start-up "Deepfield Robotics" in Renningen
Beruf:
Prof. Dr.-Ing. für Mechatronik, Robotik und Automatisierungstechnik
Position:
CEO bei Bosch Start-up "Deepfield Robotics" in Renningen
Unter der Leitung von Amos Albert arbeitet das Team von "Deepfield Robotics" an intelligenten Lösungen für die Landwirtschaft. Die Robotik-Plattform "Bonirob" ist dabei nur eine Technologie, mit der das Bosch-Startup Feldarbeit und Pflanzenzucht effektiver machen will.
Feldroboter, die autonom über den Acker fahren, dabei das Pflanzenwachstum überwachen oder gezielt Unkraut jäten, gehören zum Portfolio des 2014 gegründeten Bosch Startups "Deepfield Robotics". Geschäftsführer Amos Albert ist überzeugt, dass intelligente Sensornetzwerke und Robotiktechnologien wie die einst im Projekt "Bonirob" entwickelte gleichnamige Robotik-Plattform wichtige Treiber für eine nachhaltige und zugleich wirtschaftliche Landwirtschaft sind.
Welchen Beitrag kann „Deepfield Robotics“ bei der Gestaltung einer biobasierten Wirtschaft leisten?
Die Landwirtschaft steht vor großen Veränderungen, denn eine wachsende Weltbevölkerung ist bei gleichzeitiger Verknappung der natürlichen Ressourcen mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Wir sind davon inspiriert, mit innovativen Technologien einen Beitrag zu leisten. Mit vernetzen Sensoren und Cloud-Lösungen unterstützen wir Landwirte bei ihren täglichen Entscheidungen. Sie können komfortabler, gezielter und dosierter Maßnahmen durchführen und damit Qualität und Ertrag steigern. Mit Robotersystemen unterstützen wir zum Beispiel Saatzüchter und ermöglichen ihnen eine objektivere Pflanzenanalyse und komplett neue Einsichten in Anbauprozesse. So entstehen neue Sorten, die stressresistenter sind und damit weniger Rohstoffe benötigen. Ein anderes Beispiel ist die präzise Unkrautregulierung mit Robotern, die mit wesentlich weniger oder gänzlich ohne Chemieeinsatz auskommt.
Wie kann Robotik die Feldarbeit konkret erleichtern und effektiver machen?
Der Traktor ist eine bewährte Technik bei schweren Erdarbeiten und bei der Ernte großer Massen. Aber für viele andere Aufgaben ist der Traktor häufig überdimensioniert. Hier kommen die Stärken eines Roboters ins Spiel, wie zum Beispiel die geringere Bodenverdichtung. Außerdem erlaubt die autonome Arbeitsweise einen Rundumbetrieb und bei langsamer Fahrt ein präziseres Arbeiten. Damit gelingt eine effiziente und effektivere Behandlung, sogar für die einzelne Pflanze. Die ersten Einsatzmöglichkeiten sehen wir bei der selektiven Ernte von hochpreisigen Kulturpflanzen wie Gemüse und Obst. Ein weiteres Anwendungsfeld sind Analysefunktionen wie im Feldversuchswesen sowie bei der selektiven und damit umweltschonenden Unkrautbehandlung.
Welches Ziel verfolgt „Deepfield Robotics“ bei der Weiterentwicklung des Agrarroboters „Bonirob“?
Der multifunktionale BoniRob ist weniger als Produkt, sondern vielmehr als Technologieträger konzipiert. Er ist maßgeschneidert für die effiziente Entwicklung von Funktionsdemonstratoren. Er kann autonom auf dem Feld navigieren und trägt dabei unterschiedlichste Werkzeuge, die wir nach deren Bestätigung auf kosteneffektivere praxistaugliche Plattformen übertragen. Ein Beispiel ist Deepfield 4D-Scan, das eine Hochdurchsatz-Phänotypisierung auf dem Feld erlaubt: Das Systen erfasst ca. 12.000 Pflanzen pro Stunde, gibt jeder Pflanze einen Namen und überprüft dabei rund um die Uhr deren Wachstums- und Gesundheitszustand. Diese Technologie hat disruptives Potenzial für die Saatzucht und bildet für uns die Brücke in die „Pflanzen-genaue“ Unkrautregulierung.
Was begeistert Sie persönlich an dem Thema „Feldrobotik“?
Roboter faszinieren und beschäftigen mich schon mehr als 20 Jahre. Spannend sind insbesondere die Schnittstellen der unterschiedlichen Teildisziplinen, die ein perfektes Zusammenspiel erfordern. Die Feldrobotik ist dabei besonders anspruchsvoll, da sich die Wetter-, Boden- und Lichtverhältnisse ständig ändern. Hinzu kommen hohe Anforderungen an Robustheit und Wirtschaftlichkeit. In einigen Jahrzehnten wird sich die Landwirtschaft radikal verändert haben. Sie wird nachhaltiger, in ökonomischer und ökologischer Sicht und sie wird in neuen Formen auftreten sowie in bisher ungenutzte Gebiete vordringen. Dabei werden Robotertechnologien eine Hauptrolle spielen.
Welche Ziele hat sich „Deepfield Robotics“ als nächste gesteckt?
Als ein Bosch Startup haben wir eine Mission zu erfüllen: Wir wollen neue Produktideen und Geschäftsmodelle explorativ entwickeln und validieren. 2017 werden wir daher unsere reiferen Themen rund um Cloud-Lösungen weiter vermarkten und unser Produktportfolio in diesem Bereich erweitern. Die Robotik wird ebenfalls einen großen Schub erfahren, sodass wir auf der Agritechnica 2017 neue faszinierende Robotersysteme vorstellen können.
Interview: Beatrix Boldt