Vogelgrippe auf dem Vormarsch
Das aggressive Grippe-Virus H5N8 breitet sich weiter aus. Ein Krisenstab aus Bund und Ländern hat nun Hygienemaßnahmen und Stallpflicht angeordnet, um die Ausbreitung einzudämmen.
Die ersten toten Wildvögel wurden vor knapp zehn Tagen an drei Seen in der Nähe der schleswig-holsteinischen Stadt Plön gesichtet. Schnell stand fest: Vorallem Reiherenten, Schwäne und Gänse waren mit dem hochpathogenen Grippe-Erreger H5N8 infiziert. Erste Opfer der Vogelgrippe in Zuchtbetrieben folgten. In einer Hühnerfarm in Grumby im Kreis Schleswig-Flensburg mussten am Wochenende daher 30.000 Zuchthühner vorsorglich getötet, nachdem Tausende Tiere im Stall an dem Virus verendet waren. Auch hier konnten die Tierseuchenexperten von Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald das Virus nachweisen.
Noch ist unklar, wie der Erreger in die Ställe der modernen Zuchtfarm in Grumby gelangen konnte. Außer einer Lüftungsanlage, sind die Tiere von der Außenwelt komplett abgeschlossen. „Dass der Erreger einen solchen Betrieb erreicht, ist ungewöhnlich“, äußerte FLI-Präsident, Thomas Mettenleiter, gegenüber dem NDR.
Stallpflicht statt Freilauf
Die Wissenschaftler vom Nationalen Referenzlabor für aviäre Influenza am FLI sind seither dabei, die Ursache des Ausbruchs zu erforschen. Weitere Fälle wurden inzwischen auch aus Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und vom Bodensee gemeldet. Um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen, wurde in mehreren Bundesländern bereits Stallpflicht angeordnet.
Virus H5N8 – Grippe-Erreger im Profil
Der grassierende Erreger H5N8 wird nur in der Öffentlichkeit "Vogelgrippe" genannt. Virologen sprechen von aviärer Influenza (AIV). Der derzeitige Ausbruch ist von einer hochpathogenen Variante des Grippevirus geprägt (HPAIV H5N8). Eine Infektion verläuft in der Regel für Vögel tödlich – besonders Hühner und Puten sind betroffen. Die Erkrankung wird daher auch als "Geflügelpest" bezeichnet. Wildvögel übertragen das Virus auf die Nutztiere.
Mehr Infos zum H5N8-Ausbruch beim Friedrich-Loeffler-Institut
Strengere Hygiene-Regeln in Zuchtbetrieben
Ein Krisenstab von Bund und Ländern unter Beteiligung des FLI hat inzwischen ein "bundesweit einheitliches, risikobezogenes Vorgehen zum Schutz vor der Geflügelpest" beschlossen. So sollen die Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in allen Geflügelbetrieben erhöht werden. In Schleswig-Holstein gelten bereits vom 17. November an daher neue Hygiene-Regeln. Danach müssen Geflügelhalter künftig Schutzkleidung im Stall tragen, Desinfektionsmatten für die Schuhe auslegen und Hände sowie Transportbehälter regelmäßig desinfizieren. Bisher sind allerdings keine Fälle bekannt, in denen sich Menschen mit H5N8 angesteckt haben.
Zugvögel brachten Virus ins Land
Nicht nur Deutschland ist von der Vogelgrippe betroffen. Auch in Ungarn, Polen, Österreich und der Schweiz grassiert das hochansteckende H5N8-Virus. Auf Grund dieser Entwicklung gehen die Greifswalder Tierseuchenexperten in ihrer aktuellen Risikobewertung „von einem hohen Eintragsrisiko durch direkte und indirekte Kontakte zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel, insbesondere bei Haltungen von Tieren in der Nähe von Wasservogelrast- und sammelplätzen“ aus. Die Wissenschaftler vermuten, dass das H5N8-Virus von Zugvögeln aus Südsibirien nach Europa gebracht wurde. Der grassierende Erreger war dort bereits im Sommer 2016 bei Wildvögeln nachgewiesen worden.
bb