Mehr Algen auf dem Teller

Mehr Algen auf dem Teller

Forschende des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und der Universität Bremen haben das Nährstoffpotenzial von essbaren und teils wenig bekannten Meeresalgen untersucht – mit vielversprechenden Ergebnissen für eine nachhaltige Ernährung.

Botryocladia pseudodichotoma enthält viel Magnesium und Kalium. Caulerpa lentillifera wirkt stark antioxidativ. Codium taylorii besitzt ebenfalls ausgeprägte antioxidative Eigenschaften und ist zudem proteinreicher als die anderen Algen.
Botryocladia pseudodichotoma enthält viel Magnesium und Kalium. Caulerpa lentillifera wirkt stark antioxidativ. Codium taylorii besitzt ebenfalls ausgeprägte antioxidative Eigenschaften und ist zudem proteinreicher als die anderen Algen.

Algen sind vielversprechende Kandidaten bei der Suche nach neuen Produkten für die Bioökonomie. Sie lassen sich nicht nur schnell und in großen Mengen als Biomasse kultivieren, sondern sind auch reich an Nährstoffen. Welches Potenzial in Algen für eine nachhaltige Ernährung steckt, zeigen Forschende des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und der Universität Bremen.

Fünf Meeresalgen auf Nährstoffe untersucht

Im Fokus der Studie standen fünf essbare Meeresalgen, die teils noch wenig bekannt sind. Untersucht wurden vier Grünalgenarten – Caulerpa cylindracea, Caulerpa racemosa, Caulerpa lentillifera und Codium taylorii – sowie die Rotalge Botryocladia pseudodichotoma. Mithilfe verschiedener Verfahren bestimmte das Team deren Zusammensetzung sowie ihren Gehalt an Feuchtigkeit, Kohlenhydraten, Proteinen, Fettsäuren, Pigmenten sowie Mineralstoffen und antioxidativen Eigenschaften.

Die Analyse ergab, dass alle Meeresalgen hohe Mengen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthalten, vor allem Omega-3-Fettsäuren. Während die Grünalgen vor allem Alpha-Linolensäure liefern, ist die Rotalge reich an Eicosapentaensäure (EPA). Zudem wiesen die Algen einen hohen Gehalt an Kalzium, Magnesium, Kalium und Natrium auf, Makronährstoffe, die für Knochen, Muskeln und Stoffwechsel wichtig sind.

Meeresalgen überzeugen mit hohem Nährstoffprofil 

Wie die Forschenden im Fachmagazin Discover Food berichten, besitzen insbesondere die Grünalgen zudem starke antioxidative Eigenschaften und liefern teils hohe Proteinmengen, während die Rotalge einen besonders hohen Gehalt an Magnesium und Kalium aufwies. „Wir haben gezeigt, dass wenig genutzte Algenarten nicht nur ökologisch wertvoll sind, sondern auch mit ihrem Nährwertprofil überzeugen“, resümiert Studienerstautorin Beatrice Brix da Costa. „Dank ihrer biochemischen Zusammensetzung eignen sich die untersuchten Makroalgen ideal als nachhaltige, nährstoffreiche Lebensmittel oder als Basis für Nahrungsergänzungsmittel.“

Meeresalgen aus Aquakultur als Lebensmittelquelle

Auch wenn keine der untersuchten Arten alle für die Ernährung wichtigen Nährstoffe abdeckt, sehen die Forschenden angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Belastung der Landwirtschaft durch den Klimawandel in Meeresalgen ein großes Potenzial für die Ernährungssicherheit und die Landwirtschaft. „Hier kann die nachhaltige Aquakultur mariner Algen oder die Nutzung invasiver Arten eine ressourcenschonende zusätzliche Lebensmittelquelle bieten und Abhängigkeiten von konventioneller Landwirtschaft reduzieren“, erklärt Andreas Kunzmann, Leiter der Arbeitsgruppe Experimentelle Aquakultur am ZMT.

bb