Leder aus bakterieller Cellulose
Das EU-Projekt FABULOSE erhält 3,5 Mio. Euro Förderung für biotechnologisch erzeugte vegane Lederalternativen auf Cellulosebasis. Vier Partner aus Baden-Württemberg sind beteiligt.

Traditionell hergestelltes Leder ist mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden – darunter die Abholzung von Wäldern, hohe Emissionen und Verschmutzung. Auch konventionelles Kunstleder steht in der Kritik: Es enthält häufig Kunststoffe oder wird unter Einsatz schädlicher Chemikalien gegerbt, was negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit haben kann. Die Nachfrage nach Lederalternativen steigt daher stetig. So entwickeln im Projekt FABULOSE elf europäische Partner neue skalierbare und biobasierte Produktionsrouten für tierfreie Lederalternativen. Dafür werden sie nun im Rahmen des Horizon Europe-Programms „Circular Biogasen Joint Undertaking“ mit 3,5 Mio. Euro gefördert. Die Laufzeit beträgt dreieinhalb Jahre.
Abfälle als Rohstoffe
Das Projekt FABULOSE entwickelt neuartige, biobasierte Produktionsmethoden für tierfreie Lederalternativen auf Basis von bakterieller Cellulose und Cyanophycin-Algen. Dabei werden industrielle CO₂-Abgase und Abfälle aus der Lebensmittelindustrie als Rohstoffe genutzt. Im Ergebnis sollen Materialien entstehen, die reißfest, vollständig biobasiert, recycelbar und biologisch abbaubar sind. Ziel des Projektes ist es, fossile Ressourcen zu ersetzen und den CO₂-Fußabdruck in verschiedenen Branchen (Mode, Automobil und Möbel) deutlich zu senken.
„Bei FABULOSE geht es nicht nur darum, Leder zu ersetzen, sondern darum, die Art und Weise, wie wir Materialien produzieren und konsumieren, zu überdenken“, sagt Iris Houthoff, Projektkoordinatorin und Forscherin am DITF - Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf. Die Projektpartner erwarten, dass die Lederalternativen nicht nur die Umweltverträglichkeit von Produkten wie Lederwaren, Möbeln und Autoinnenausstattungen verbessern, sondern auch Europas Führungsrolle in der biobasierten Fertigung stärken und neue Arbeitsplätze in Forschung, Produktion und Unternehmensentwicklung schaffen.
Vier Partner aus Deutschland
Unter den elf europäischen Partnern stammen vier aus Baden-Württemberg: die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF), die Novis Biobased Technology GmbH, Melina Bucher aus Mannheim (Herstellerin von veganen Handtaschen) und das Steinbeis Europa Zentrum. Die DITF koordinieren das Projekt, während Bucher Marktanforderungen definiert und die entwickelten Materialien testet. Das Unternehmen Novis Biobased Technology übernimmt die Algenproduktion, optimiert die Herstellung bakterieller Zellulose aus Abfallströmen und bringt seine Expertise in Biopolymerverarbeitung und Recycling ein. Das Steinbeis Europa Zentrum hat das Projekt bei der Antragstellung unterstützt und begleitet es in den Bereichen Management, Verwertung, Kommunikation und Verbreitung.
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