Bioökonomie erleben: Algenfutter in Aquakulturen

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Bioökonomie erleben: Algenfutter in Aquakulturen

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Wie kann Fischzucht nachhaltiger werden? In unserem Format „Bioökonomie erleben“ ist Reporterin Margarita A. Milidakis zu Besuch beim Fraunhofer IMTE in Büsum. Dort wird an modernen Aquakultursystemen geforscht, die mit minimalem Frischwassereinsatz auskommen und die Gesundheit der Fische in den Mittelpunkt stellen.

In unserem Format „Bioökonomie erleben“ ist Reporterin Margarita A. Milidakis zu Besuch beim Fraunhofer IMTE in Büsum. Dort wird an modernen Aquakultursystemen geforscht, die mit minimalem Frischwassereinsatz auskommen und die Gesundheit der Fische in den Mittelpunkt stellen.

Im Zentrum steht die Entwicklung sogenannter geschlossener Kreislaufanlagen. Sie reinigen das Wasser durch Filtration, biologische Prozesse und UV-Bestrahlung. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Fischfutter: Statt klassischem Fischmehl und Fischöl werden nachhaltige Alternativen wie Algen getestet. Das Ziel: Raubfische wie Regenbogenforellen artgerecht ernähren, ohne die Meere weiter auszubeuten. Im Labor wird analysiert, wie gut die Fische das neue Futter verwerten.

Das Projekt zeigt, wie technologische Innovation und biologische Forschung Hand in Hand gehen können, um Aquakulturen zukunftsfähig zu machen.

Margarita: Hallo und herzlich willkommen bei Bioökonomie erleben. Ich bin Margarita, Biologin und Wissenschaftsredakteurin und ich bin heute hier in Büsum an der Nordsee. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich Fischkutter sehe, dann habe ich direkt Hunger auf Fischbrötchen. Das Problem ist: diese Fischkutter, die fahren kaum mehr raus, denn die Nordsee ist wie alle anderen Meere auch stark überfischt. Eine Alternative sind Aquakulturen, doch die belasten die Umwelt. Wie die nachhaltiger gestaltet werden, das wird auch hier in Büsum erforscht und das gucken wir uns jetzt mal an. Bei der Abteilung für Aquakultur und aquatische Ressourcen der Fraunhofer Einrichtung für individualisierte und zellbasierte Medizintechnik beschäftigt man sich mit der umweltgerechten Aquakulturentwicklung. Ich treffe Johann Torno, der mit seinem Team experimentelle Haltungssysteme untersucht. Guten Morgen.

Johann: Moin. Willkommen bei uns in Büsum. Schön, dass du da bist. 

Margarita: Danke, dass ich da sein darf. Und danke, dass ich mir deine Aquakulturen jetzt anschauen kann.

Johann: Kann direkt losgehen. Wir starten mit einer Morgenroutine. Einmal mitkommen.

Margarita: Regenbogenforellen zählen in Deutschland zu den meist gezüchteten Speisefischen. Hier wird ihre Haltung in einem geschlossenen Kreislaufsystem untersucht.

Johann: Das ist das letzte Becken, da können wir mal reinschauen. Wir können direkt sehen, die sind relativ aktiv.

Margarita: Und wie viele Fische sind in so einer Tonne drin?

Johann: Bei Regenbogenforellen jetzt in diesem Becken versuchen wir 15 bis 50 Kilo und aktuell sind da ich gucke einmal auf Schild 186 Forellen. Genau. Und der erste Blick ist immer ins Wasser um zu schauen haben wir Fische, die sich atypisch verhalten, die vielleicht auf der Seite schwimmen, die sich irgendwo zurückgezogen haben.

Margarita: Aber würde man das direkt sehen?

Johann: Wenn wir Verdachtsmomente haben, dann gucken wir uns die Fische auch genauer an, also dass wir einen rausholen. Tatsächlich steht gerade ja quasi ein Termin an mit Henrike, unserer Tierärztin und Abteilungsleitung hier und die wird das dann einmal gern mit dir zusammen machen. Perfekt sehr gerne

Margarita: Hallo! 

Henrike: Hi. Und wie sieht es aus?

Margarita: Gut für meine Augen. Aber was sagt die Tierärztin dazu?

Henrike: Wir fischen und mal einen raus und gucken uns das mal ein bisschen genauer an. Guck mal, schöne Forellen. Da haben wir zwei.

Margarita: Siehst du irgendetwas, was nicht gut läuft?

Henrike: Nö. Das sieht alles in Ordnung aus. Ich guck mir jetzt im Prinzip an, ob die Flossen in Ordnung sind. Ob das alles gut ist. Ob die Kiemendeckel in Ordnung sind, ob die Haut gleichmäßig ist und da sieht man jetzt hier, dass es wunderschöne Schuppen sind,  ganz gleichmäßig, Seitenlinienorgan ist da, also perfekte Fische können so wieder rein.

Margarita: Die Gesundheit der Forellen hängt von der richtigen Besatzdichte ab und der Wasserqualität. Sie zu erhalten ist in einer geschlossenen Kreislaufanlage besonders anspruchsvoll. Eine Filtrationsanlage entfernt Futterreste, baut mit Hilfe von Bakterien die Ausscheidungen ab und eliminiert Proteine, Fette und Keime. Über Abschäumung und UV-Bestrahlung.

Margarita: Ist das ein dauerhafter Kreislauf?

Johann: Ja, das wird dauerhaft im Kreislauf geführt.

Margarita: Das Ziel einer Kreislaufanlage ist, so wenig Frischwasser einzusetzen wie möglich, also eine hohe Wiederverwendungsrate. Doch Nachhaltigkeit hört nicht beim Wasser auf. Der entscheidende Faktor in der Fischzucht ist das Futter. Raubfische wie die Forelle werden mit fischbasiertem Futter ernährt, was die Überfischung noch verschlimmert. Eine Alternative sind Algen. Sie können tierische Bestandteile im Fischfutter teilweise ersetzen. Doch wie stellt man ein algenbasiertes Futter her? Das zeigt uns Michael Schlachter.

Margarita: Und hier haben wir ja jetzt auch schon alle Zutaten, die in das Futtermittel reinkommen. Verstehe ich das richtig?

Michael: Ja, so ungefähr. Nicht alle. Beziehungsweise wir haben ja auch ein paar mehr aufgebaut, als in das Futtermittel jetzt reinkommen, weil wir zum Beispiel hier schon auf Fischmehl und Fischöl weitestgehend verzichten. Ich habe hier gerade noch die letzten Komponenten abgewogen, die kommen hier noch mit rein und dann können wir den Fisch voll daraus machen.

Margarita: Was ist das für eine Maschine?

Michael: Das ist eine Pelletpresse. Die wird aus diesem Pulver dann uns gleich ein paar schöne Pellets machen, die die Fische dann auch entsprechend fressen.

Margarita: Das geht ja wirklich schneller, als ich gedacht hätte. Und sind die jetzt auch für Menschen essbar?

Michael: Essbar auf jeden Fall. Ob sie dir schmecken? Das ist dann noch mal ein anderes Kapitel.

Margarita: Darf ich probieren? Natürlich. Kriegt man eine grüne Zunge von 

Michael und Johann: Ja.

Johann: So, jetzt aber nicht den Fischen alles wegessen. Wir wollen ja zu den Forellen rübergehen. Michael magst Du uns ein bisschen was abfüllen? Dann testen wir mal gleich ob die Forellen das mögen.

Michael: Ja, ich hoffe, den schmeckt es genauso gut wie dir.

Margarita: Hoffe ich auch. Danke sehr. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

Michael: Gerne

Margarita: Und jetzt sind wir wieder genau hier, wo wir angefangen haben.

Johann: Genau. 

Margarita: Hallo Fischies

Johann: So, den geben wir jetzt unser Futtermittel, das wir gemacht haben. Du ziehst einmal die Handschuhe an Einfach mal vorsichtig vorne reinwerfen und dann

Johann: Wie man sieht, mögen sie es. Also, dann kannst du auch gleich ein bisschen mehr nehmen. So und dann etwas breiter auch reinwerfen, dass alle was abkriegen.

Margarita: Den Fischen hat's also geschmeckt. Aber ob das neue Futter aus Algen und Insektenmehl auch wirklich nahrhaft ist, zeigt erst ein Blick ins Labor. Dort wird gemessen, wie viel Energie die Fische daraus ziehen und wie viel am Ende ungenutzt wieder ausgeschieden wird. Zugleich wird auch die Wasserqualität täglich analysiert. 

Johann: Die Fische scheiden Ammonium aus. Das reichert sich im Wasser an, wird dann im Biofilter weiter zu Nitrit umgebaut und von den Bakterien weiter zu Nitrat. Das heißt, wenn wir in dieser Kette irgendwo ein Problem haben, dann würden wir es an den Werten sehen. 

Margarita: Die Auswirkungen des Systems und des Futters lassen sich nicht nur messen, sondern auch mit bloßem Auge erkennen. Das zeigt mir  Henrike Seibel im direkten Vergleich.

Henrike: Du siehst ja jetzt hier farbliche Unterschiede. Was denkst du, welcher der Fische ist vielleicht mit den Algen gefüttert worden?

Margarita: Also ich werde mal das Gelbe raten, da man dieses rosane ja auch so im Supermarkt findet, oder nicht?

Henrike: Ja, genau. Also die Forellen sind mit Algen gefüttert worden bzw. da waren Algen im Futtermittel drin und die haben bestimmte Farbstoffe. Da drin Astaxanthin  zum Beispiel oder Carotinoide und die machen genau diese Gelbfärbung.

Margarita: Ja, das ist echt beeindruckend, dass das so deutlich sichtbar ist.

Henrike: Optimal wäre es natürlich, wenn das nicht ganz quietsche gelb wäre, sondern vielleicht, so leicht rosa und ansprechend gefärbt und trotzdem nachhaltig gefüttert. Da arbeiten wir noch an der Formulierung, dass wir die perfekte Filefarbe hinkriegen.

Margarita: Und es gibt noch ein weiteres spannendes Projekt. Ein Zuchtversuch mit den berühmten Nordseegarnelen, die aus der Natur leider immer mehr verschwinden. Viele denken bei Aquakulturen an Massentierhaltung, Antibiotika und Fischfutter aus Fisch. Doch wie ich heute hier in Büsum gelernt habe, geht das mit modernen Kreislaufanlagen auch anders. Raubfische wie die Forelle werden zu Vegetariern und könnten zukünftig nachhaltig und tiergerecht gezüchtet werden. Vielen Dank, dass Ihr heute dabei wart und bis zum nächsten Mal mit Bioökonomie erleben.

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