Bodenforschung: Akteure von BonaRes ziehen Bilanz

Bodenforschung: Akteure von BonaRes ziehen Bilanz

Auf der BonaRes-Konferenz in Leipzig tauschten sich Akteure aus Wissenschaft und landwirtschaftlicher Praxis über die zentralen Ergebnisse der Fördermaßnahme zur Bodenforschung aus.

BonaRes-Konferenz 2024 in Leipzig
Geballte Bodenforschungsexpertise: Die BonaRes-Konferenz fand im Leipziger KUBUS im Wissenschaftspark Leipzig statt.

Das Kürzel „BonaRes“ steht für „Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie“. Bei dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2015 gestarteten Förderinitiative steht die nachhaltige Nutzung der knappen Ressource Boden im Vordergrund.

Ziel von zehn interdisziplinäre Projektverbünde und des BonaRes-Zentrums ist es, das wissenschaftliche Verständnis von Bodenökosystemen zu erweitern und die Produktivität der Böden und ihre anderen Funktionen zu verbessern sowie neue Strategien für eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung von Böden zu entwickeln. Im Jahr 2025 läuft die Maßnahme, die das BMBF mit insgesamt 108 Mio. Euro gefördert hat, aus.

Anwenderperspektive im Fokus

Die BonaRes-Konferenz am 28. und 29. Mai im Leipziger KUBUS bot den etwa 120 beteiligten Forschenden aus 53 Institutionen den passenden Anlass, Bilanz aus knapp einem Jahrzehnt Bodenforschung zu ziehen und ihre zentralen Ergebnisse anschaulich zu präsentieren. Rund 180 Teilnehmende waren nach Leipzig gekommen. „Auf dieser Konferenz steht klar die Anwendungsperspektive im Mittelpunkt“, so Hans-Jörg Vogel aus dem BonaRes-Koordinationsteam.

„Wir freuen uns besonders über die Gäste aus der praktischen Landwirtschaft, um ihnen unsere Ergebnisse vorzustellen und zu diskutieren“, sagte der Departmentleiter Bodensystemforschung am Umweltforschungszentrum Leipzig.  Schließlich sei man bei BonaRes mit dem Ziel angetreten, das Wissen aus Grundlagenforschung mit dem aus der praktischen Landwirtschaft zu kombinieren und einen systemischen Ansatz zu verfolgen.

Dateninfrastrukturen werden verstetigt

Mit eben diesem systemischen Ansatz sei BonaRes ein echter Vorreiter gewesen, sagte Klaus-Peter Michel, Referent im Bioökonomie-Referat des BMBF. Die zehn großen Verbünde und das BonaRes-Zentrum hätten signifikante Ergebnisse geliefert und hätten auch international hohe Sichtbarkeit erlangt. Zwar laufe die BMBF-Förderung von BonaRes demnächst aus, aber die aufgebauten standardisierten Dateninfrastrukturen wie das „BonaRes Repositorium“ würden im Rahmen von institutioneller Förderung verstetigt und weiterentwickelt. Michel verwies auch auf offene Fördermöglichkeiten auf EU-Ebene, wie etwa die sogenannte Boden-Mission, in der 100 „Living Labs“ als Forschungs- und Innovationsökosysteme entstehen sollen. „Bodenforschung spielt eine entscheidende Rolle für Bioökonomie und Klimaschutz. Boden ist und bleibt ein Zukunftsthema“, sagte er.

Podiumsdiskussion auf der BonaRes-Konferenz 24
Auf dem Podium von links: Freya Fliege, Klaus-Peter Michel, Lilo Berg (Moderation), Hans-Jörg Vogel und Siv Biada.

Böden verstehen und besser machen

Um Bedeutung und Perspektiven der Bodenforschung ging es auch in einer Gesprächsrunde, die von der Wissenschaftsjournalistin Lilo Berg moderiert wurde. Hans-Jörg Vogel betonte, lange seien Böden nicht entsprechend ihrer Bedeutung wahrgenommen worden. „Das hat sich nicht zuletzt durch BonaRes geändert.“ Trotz mancher Reibungsverluste zum Projektstart habe sich die Forschung in den Verbünden sehr positiv entwickelt und da sei man stolz drauf. „Wir verstehen immer besser, wie das System Boden funktioniert und wie wir die Böden besser machen können“, sagte er.

Die Agrarwissenschaftlerin Siv Biada leitet das Internationale DLG-Pflanzenbauzentrum, einen innovativen Ackerbaubetrieb und Standort für angewandte Forschung in Sachsen-Anhalt. In Leipzig wies auch Biada auf die besondere Rolle der Böden hin: „Sie sind die Grundlage, auf der wir wirtschaften. Um ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig Landwirtschaft zu betreiben, brauchen wir ein ganzheitliches Verständnis.“ BonaRes sei hier in vieler Hinsicht ein Vorzeigeprojekt.

Wege der Kommunikation

Die erfolgreiche Instagrammerin Freya Fliege brachte die Perspektive der Wissenschaftskommunikation in das Podium mit ein. Fliege hat einen Master in Ökologischen Agrarwissenschaften und ist Trainee bei dem Kartoffelzüchtungsunternehmen Solana. 2023 wurde sie dem DLG Agri Influencer Award ausgezeichnet. „Es macht mir viel Spaß, in landwirtschaftliche Themen rein- und rauszuzoomen und sie dann kurz und knackig und auch ein bisschen lustig zu erzählen“, so Fliege. So habe sie hier auf der Leipziger BonaRes-Tagung viel über Zwischenfrüchte gelernt und werde das vermutlich in einigen Reels auf Instagramm verarbeiten.

In der Diskussion ging es auch darum, wie Forschende selbst mehr in die Wissenschaftskommunikation einsteigen können. Dazu müsse man nicht versiert im Umgang mit Social Media sein. BMBF-Referent Klaus-Peter Michel wies darauf hin, dass Wissenschaftskommunikation heute immer auch integraler Bestandteil von Förderrichtlinien des Ministeriums sei – damit verbunden sei die Möglichkeit, Unteraufträge an Kommunikationsprofis zu vergeben oder Fortbildungen zu besuchen. „Zudem gibt es bereits umfassende Fachkommunikationsangebote“, sagte Michel und verwies unter anderem auf das vom BMBF initiierte Informationsportal bioökonomie.de, das regelmäßig über Themen aus der Bodenforschung berichtet.

Die Fachleute diskutierten auch darüber, wie das Thema Boden noch stärker in die Politik getragen werden könne. Mehrfach betont wurde in der Diskussionsrunde zudem, wie wertvoll der Austausch mit Landwirtinnen und Landwirten, Verwaltungsangestellten und Naturschutzverbänden für die Arbeit von BonaRes war: „Wir Wissenschaftler haben viel von den Praktikern gelernt.“

Die Fachthemen im Überblick

Im Mittelpunkt der Konferenz standen aber die zentralen Ergebnisse der zehn Forschungsverbünde und die aufgebauten Ressourcen des BonaRes-Zentrums. Die Vorträge waren in fünf praxisrelevanten Themenkomplexen gefasst. Die Inhalte sind in der folgenden Übersicht nur kurz skizziert:

  • Wasser- und Nährstoffhaushalt unserer Böden verbessern
    Hier wurde unter anderem das Potenzial von Zwischenfrüchten, das des Unterbodens oder von Agroforstsystemen diskutiert. Auch der Effekt von verlagertem Stroh auf Bodenmikrobiom und Stickstoffbilanz sowie innovative Gülleausbringungstechniken wurden erläutert.
  • Das Potenzial biologischer Gemeinschaften gezielt einsetzen
    Auch hier ging es um den Mehrwert von Zwischenfrüchten, das derzeitige Wissen zur Nachbaukrankheit bei Apfel und darum, wie sich die landwirtschaftliche Anbaupraxis auf das mikrobielle Leben auswirkt.
  • Ressourceneffizienz mit technischen Innovationen steigern
    Hier ging es um sensorbasierte Bodenkartierung für eine Präzisionslandwirtschaft und sensorgestützte Assistenzsysteme für eine schonende Bodenbefahrung. Zudem wurde ein Prototyp einer Maschine vorgestellt, mit der der Unterboden auf dem Acker bearbeitet werden kann, um Erträge langfristig zu steigern.
  • Sozioökonomische Rahmenbedingungen gestalten
    Hier vorgestellten Studien gingen der Frage nach, ob sich Anbausysteme auf Basis von sensorbasierter Bodenkartierung oder Agroforstsystemen für landwirtschaftliche Betriebe lohnen. Aber auch eine Phosphor-Governance und Framing-Strategien für die Kommunikation der Wissenschaft für die Bodenschutzpolitik wurden beleuchtet.
  • Modellwerkzeuge zur Entscheidungsunterstützung nutzen
    Unter den vorgestellten Entscheidungsunterstützungstools gab es eines zur Bewertung von Bewirtschaftung im Grünland mit Blick auf Kohlenstoff- und Stickstoff-Flüsse. Das systemische Modell BODIUM simuliert die komplexen Zusammenhänge zwischen Bodeneigenschaften, Klimabedingungen, Bodenmanagement sowie deren Wechselwirkungen im Boden am individuellen Standort und unterstützt Akteure bei der nachhaltigen Bodenbewirtschaftung.

Philipp Graf