Studierenden-Café wird zum Testlabor für Biokunststoffe

Studierenden-Café wird zum Testlabor für Biokunststoffe

Unter der wissenschaftlichen Aufsicht von Studierenden werden seit März im Café der Hochschule Merseburg Outdoor-Becher aus einem biobasiertem und bioabbaubarem Kunststoff einem Praxistest unterzogen.

Becher aus BioCelain® gibt es in verschiedenen Farben und werden im studentischen Café 144 an der Hochschule Merseburg einem Langzeittest unterzogen
Die farbenfrohen Becher aus BioCelain® wurden von der Merseburger Firma Exipnos GmbH entwickelt und bestehen aus biobasierter PBS und Mineralien.

Sie sind bunt, robust und biologisch abbaubar: die Tassen aus dem Biokunststoff BioCelain. Das verspricht der Hersteller, die Merseburger Firma Exipnos, und verweist auf die spezielle Kunststoff-Rezeptur des Bechers. Im Rahmen eines Forschungsprojektes werden nun Studierende der Hochschule Merseburg (HoMe) diese Tassen im Café 144 mehrere Wochen einem Praxistest unterziehen. Studierende der Fachbereiche Ingenieur- und Naturwissenschaften, Soziale Arbeit, Medien, Kultur sowie Wirtschafts- und Informationswissenschaften sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen, um den Biokunststoff ganzheitlich zu bewerten.

Biokunststoffbecher als Testobjekt für Materialstudien

Seit März werden Kaffee und Tee im Café der Hochschule in den neuen Gefäßen serviert. „Die Tassen sind hier täglich im Einsatz“, erklärt Mervan Haji, Maschinenbau-Student und studentischer Mitarbeiter im Bereich Kunststofftechnik/Polymerwerkstoffe der Hochschule. „Hier möchten wir die Erfahrungen der Nutzer erkunden und unsere Testobjekte für eine Reihe von Materialstudien gewinnen“.

Der Werkstoff BioCelain besteht aus biobasiertem Polybutylensuccinat – kurz PBS – sowie Mineralien und mineralischen Farben. PBS besteht aus Bernsteinsäure, die aus Zucker und daher auch aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gewonnen werden kann und damit biologisch abbaubar ist. „BioCelain ist unzerbrechlich wie Kunststoff, liegt aber wertig in der Hand wie Porzellan“, erklärt der Produktionschef der Merseburger Exipnos GmbH, Eduard Putsch. „Allerdings möchten wir das Material noch besser kennenlernen und für weitere Anwendungen optimieren“.

Neue Anwendungen für Biokunststoff erschließen

Ziel des gemeinsamen Projektes zwischen der Hochschule Merseburg und Exipnos ist, die Entwicklung des Materials weiter voranzutreiben und neue Anwendungsfelder zu erkunden. „In vergleichenden Analysen prüfen wir zum Beispiel, inwieweit sich Härte, Dichte, Kristallinität oder auch die Oberflächenstrukturen durch den Gebrauch verändern“, erläutert die Projektleiterin und Professorin für Kunststofftechnik und Polymerwerkstoffe, Beate Langer. Dafür werden die per Laser mit einer individuellen Nummer markierten Tassen nach unterschiedlicher Nutzungsdauer für die Untersuchungen aus dem Verkehr gezogen.

Betrachtet wird auch, inwiefern es im Laufe der Nutzung zu Verfärbungen kommt und wie genau die biologische Zersetzung des Werkstoffs vonstattengeht. „Für solche mikrostrukturellen Untersuchungen haben wir als Mittelständler jedoch nicht die erforderliche technische und personelle Ausstattung“, sagt der Produktionschef von Exipnos. In Kooperation mit der Hochschule habe man schon bei früheren Forschungsvorhaben „so manches Rätsel lösen – und Studierenden im Gegenzug interessante Aufgaben für Forschungs- und Abschlussarbeiten bieten“ können.

Fachkräfte-Nachwuchs für die Kunststofftechnik begeistern

„Mit Projekten wie diesem gelingt es, den angehenden Fachkräfte-Nachwuchs für die Kunststofftechnik zu begeistern“, argumentiert Projektleiterin Langer. So könnten „Studierende an der Verbesserung von Materialeigenschaften und an neuen Produktdesigns mitarbeiten, Videos entwerfen, die die Besonderheiten von Biokunststoffen anschaulich erklären sowie Vermarktungskonzepte entwickeln, um nachhaltige Materialien mit ihren Vorteilen bekannter zu machen.“

bb