Stroh zu Milchsäure: Bundeswirtschaftsministerium fördert BluCon Biotech
Das Kölner Unternehmen wird durch das Bundeswirtschaftsministerium bei der industriellen Umsetzung seiner innovativen Fermentationstechnologie zur Herstellung von L-Milchsäure unterstützt.
Nicht Lebensmittel wie Zuckerrüben oder Mais, sondern landwirtschaftliche Reststoffe sind der Rohstoff, aus dem die Kölner BluCon Biotech GmbH L-Milchsäure, eine Vorstufe des Biokunststoffs Polymilchsäure (PLA), herstellt. Dafür nutzt das Unternehmen Lignocellulose, einen Holzbestandteil, der aus verschiedenen Quellen gewonnen werden kann – in diesem Fall aus Holzabfällen, Bagasse, Baumwollstengeln, aber auch Stroh. Möglich macht das eine neuartige Fermentationstechnologie, die BluCon Biotech entwickelt hat. Bei der industriellen Umsetzung dieses neuen Verfahrens wird das Unternehmen nun vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit einer Förderung in Höhe von 931.000 Euro unterstützt.
Mit Bakterien Kunststoffe aus Agrarreststoffen herstellen
Polymilchsäure ist ein sowohl biobasierter als auch biologisch abbaubarer Kunststoff, der eine nachhaltige Alternative zu erdölbasiertem Plastik darstellt. Die Unterstützung des BMWi ermöglicht es BluCon Biotech nun, die im Labormaßstab bereits validierten Versuche zur fermentativen Umwandlung von cellulosehaltigen Rohstoffen in den Pilotmaßstab zu überführen und damit die Industrialisierung dieses nachhaltigen Verfahrens voranzubringen.
„Die innovative Technologie der BluCon Biotech ist das weltweit erste Verfahren, das mithilfe der bakteriellen Fermentation den Rohstoff für den Bio-Kunststoff PLA nicht auf Basis von Nahrungsmitteln, sondern auf der Grundlage von Reststoffen der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion herstellt und damit einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft leistet", so Albrecht Läufer, Geschäftsführer der BlueCon Biotech GmbH. Co-Geschäftsführer Markus Fehr ergänzt: „Die Blucon-Technologie ist damit geeignet, erdölbasiertes Plastik weitestgehend zu ersetzen und damit zukünftig hunderte Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu verhindern und im Wiederverwertungskreislauf zu binden. Wir tragen damit aktiv zu einer nachhaltigen, umwelt- und gesellschaftsfreundlichen zirkulären Bioökonomie bei und helfen gleichzeitig, den Technologiestandort Deutschland zu sichern."
Beitrag zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft
Die Förderung erfolgt im Rahmen des vom BMWi aufgelegten Förderprogramms Industrielle Bioökonomie, in dem innovative Prozesse sowie der Transfer bioökonomischer Produkte und Verfahren in die industrielle Praxis unterstützt werden. „Dieses Bundes-Förderprogramm soll die Ressourceneffizienz im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft steigern sowie zur Einhaltung der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele beitragen", so Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker, die BluCon Biotech als einem der ersten Unternehmen einen Förderbescheid innerhalb dieses Programms übergab. Dass die BluCon-Technologie Reststoffe aus Land- und Fortwirtschaft als Ausgangsstoffe nutze, sei ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, betonte auch Winkelmeier-Becker.
Bau einer Pilotanlage geplant
Nicht nur Produkte, auch die zugrundeliegende Technologie soll mit der Förderung auf den Markt gebracht werden. „Der nächste Schritt ist nun in der Tat erst einmal die Umsetzung dieses Pilotierungsprojekts, das ist schon eine Herausforderung, vom Labor in den Kubikmetermaßstab in den Fermenter zu kommen und auch alle Prozesse des Downstream-Verfahrens zu optimieren", erläutert Läufer das weitere Vorgehen. „Mit den gewonnenen Daten soll dann das Design einer 'Pilotanlage aus einem Guss' gelingen, das heißt vom Anfang des Prozesses bis zum Produkt, so wie es uns die Kollegen von Clariant in Straubing vorgemacht haben.“ Parallel dazu sucht das Unternehmen Investoren und strategische Partner, um die Pilotanlage zu bauen und gemeinsam Produkte zu entwickeln.
bb/gkä