Doppelter Gewinn: Wasser reinigen und Boden düngen

Doppelter Gewinn: Wasser reinigen und Boden düngen

Ein Deutsch-Afrikanisches Forschungsprojekt entwickelt neue Kleinkläranlagen, die Wasser für die Felder aufreinigen und Phosphor als Dünger rückgewinnen können.

Maisfeld in Ghana
Die Böden im westafrikanischen Burkina Faso sind trocken und nährstoffarm. Neue Kleinkläranlagen sollen Abhilfe schaffen und aufgereinigtes Wasser für die Landwirtschaft sowie Phosphor als Düngemittel bereitstellen.

Wasser ist kostbar. Das gilt insbesondere für warme und subtropische Länder wie das west-afrikanische Burkina Faso. Dabei fehlt es der Landwirtschaft nicht nur an Wasser, sondern auch an Nährstoffen wie Phosphor für den Boden und die darauf angebauten Pflanzen. Phosphor ist ein essenzieller Bestandteil der Landwirtschaft, fördert das Wachstum vieler Pflanzen und kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden. Neue Kleinkläranlagen zur Phosphorrückgewinnung sollen das Abwasserproblem entschärfen und zugleich Dünger für die ausgelaugten Böden bereitstellen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben mit rund 121.000 Euro.

Phosphor-Kreislauf schließen

Diese neuartigen Kleinkläranlagen sollen den Menschen in Burkina Faso bald eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation bringen. Das Prinzip: Mithilfe von Pflanzenkohle wird lebensnotwendiger Phosphor aus dem Abwasser zurückgewonnen und kann als Bodendünger wiederverwendet werden. Entwickelt und umgesetzt hat das Konzept die Firma Ökoservice (Denkendorf) gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) sowie lokalen Partnern vor Ort wie ClimateSol. „Die Projektergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass der Phosphor-Kreislauf mit cleverer Umwelttechnik geschlossen werden kann – in Deutschland und weltweit. Das muss auch ein zentrales Anliegen sein, um durch entsprechende Kooperationen unsere gemeinsame Lebensgrundlage zu erhalten“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

Aus Abfall wird Dünger

Der Clou der neuen Kleinkläranlangen: Auf die Vorklärung kann verzichtet werden, so dass kein hochbelasteter Fäkalschlamm entsteht. Zudem ist die Anlage äußerst kompakt gebaut. Beides bringt deutliche Kostenvorteile und einen geringeren ökologischen Fußabdruck. „Das Besondere ist, dass wir dem Klärschlamm regionale Pflanzenkohle hinzugegeben haben. Die bleibt beim Kochen über, wird aus den Schalen des Wüstendattelbaums gewonnen und ist ein Abfallprodukt der Ölherstellung“, erklärt Projektleiter Jörg Fingas von der TUHH. Auf der Kohle lagert sich demnach der im Schmutzwasser enthaltene Phosphor und die Biomasse ab, so dass sie anschließend gezielt als Dünger eingesetzt werden und nährstoffarme Böden wieder fruchtbarer machen kann. Fingas zufolge ist das Wasser am Ende soweit gereinigt, dass damit Felder bewässert werden können.

Nächstes Ziel: Trinkwasserqualität

Ökologische und ökonomische Aspekte standen für die Projektpartner immer im Vordergrund: „Deshalb haben wir die Anlage so konzipiert, dass sie von lokalen Handwerkern gebaut werden kann und damit eine Wertschöpfung vor Ort stattfindet“, sagt Thomas Czoske von Ökoservice. Möglichst viele Bauteile sollen lokal beschafft werden können. Die getestete Anlage ist für einen Haushalt mit bis zu 12 Personen ausgelegt. Für die Zukunft sind jedoch Größenordnungen von bis zu 5.000 Menschen angedacht. Somit eignen sich die zukünftigen Kleinkläranlagen sowohl für einzelne Wohngebäude als auch für Hotels, Schulen oder Camps. Für die nächsten zwei Jahre ist zunächst einmal der Betrieb der Testanlage geplant. In dieser Zeit soll außerdem im Rahmen einer Doktorarbeit erforscht werden, ob mit der Kleinkläranlage sogar Trinkwasserqualität erreicht werden kann. „Mit dem Projekt stärken wir gleich mehrere Kreisläufe: neben dem des Phosphors auch den des Wassers und der lokalen Wertschöpfung“, fasst DBU-Experte Franz-Peter Heidenreich zusammen.

jmr