Weizen gegen Rostpilze wappnen
Kerstin FlathBeruf:
Phytopathologin
Position:
Wissenschaftliche Direktorin des Julius-Kühn-Instituts (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzenforschung in Kleinmachnow
Beruf:
Phytopathologin
Position:
Wissenschaftliche Direktorin des Julius-Kühn-Instituts (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzenforschung in Kleinmachnow
Wie gut sind deutsche Weizensorten gegen Rostpilze wie den Schwarzrost gewappnet? Kerstin Flath vom Julius-Kühn-Institut will das herausfinden.
Der Schwarzrost ist in wärmeren Ländern längst als Schadpilz gefürchtet, der Weizen und Gerste befällt und ganze Ernten vernichtet. Die meisten der weltweit angebauten Weizensorten bergen in ihrem Erbgut Resistenzgene gegen den Schwarzrost. Doch vor einigen Jahren ist ein Erreger mit dem Kürzel Ug99 aufgetaucht, der selbst diesen Schutz durchbricht. Wie gefährlich ist der Erreger für unsere heimischen Weizensorten und wie lässt sich seine Ausbreitung stoppen? Phytopathologin Kerstin Flath geht diesen Fragen am Julius Kühn-Institut nach. Sie untersucht, welche Pilzrasse den Befall auslöst und ob der hiesige Weizen dagegen gewappnet ist.
Was macht den Schadpilz Ug99 so gefährlich?
Ug99 war die erste Schwarzrost-Rasse, die Weizen mit dem weltweit verwendeten Resistenzgen Sr31 befallen konnte. Dieses Gen wurde seit Ende der 1950er Jahre in einen Großteil der weltweit angebauten Weizensorten eingekreuzt und schützte diese bis 1999 zuverlässig vor Schwarzrostbefall. Nach der Entdeckung von Ug99 befürchtete man, dass sich die Rasse von Ostafrika aus in die großen Weizenanbaugebiete Kasachstans, Indiens und Chinas ausbreiten könnte, was aber bis heute nicht passiert ist. Da der Erreger jedoch mit dem Wind verbreitet wird, ist ständige Wachsamkeit geboten.
Welche Faktoren begünstigen den Befall auch hierzulande?
Weizenschwarzrost ist normalerweise in Deutschland kein Problem. Der wärmeliebende Pilz kann nur auf der Berberitze überwintern und verbreitet sich von dort aus in die Weizenbestände oder seine Sporen werden mit den Luftströmungen aus wärmeren Regionen bis nach Deutschland verbracht. Die eher ungewöhnlichen Witterungsbedingungen im Jahr 2013 haben jedoch gezeigt, dass wir auch hierzulande mit diesem gefährlichen Schadpilz rechnen müssen. Ein kühles Frühjahr verzögerte die Weizenentwicklung, sodass zum Zeitpunkt des Befalls noch ausreichend grüne Blattmasse vorhanden war. Darauf folgte eine Hitzeperiode im Juni, die insbesondere in dem später reifenden Sommerweizen zu Befall führte. Aber auch einige Winterweizensorten zeigten deutliche Symptome. Allgemein benötigt der Schwarzrost hohe Temperaturen und Feuchtigkeit, um erfolgreich infizieren zu können.
Der heimische Weizen schien lange resistent gegen diesen Rostpilz zu sein. Wie sehr hat der Rostpilz den hiesigen Weizen tatsächlich im Griff?
Dass der deutsche Weizen in den zurückliegenden Jahren nur selten von Schwarzrost befallen wurde, hat in erster Linie mit den vorherrschenden Witterungsbedingungen zu tun, die sein Auftreten nicht förderten. In unseren Feldtests mit künstlichen Infektionen der in Deutschland gefundenen Schwarzrost-Rassen waren jedoch rund 80% der zugelassenen Winterweizensorten mäßig bis hoch anfällig.
Gibt es Weizensorten, die weniger anfällig oder gar resistent sind?
Ja, einige Weizensorten sind partiell bis vollständig resistent. Dies wird durch einige wenige Schwarzrostgene bedingt, die in Deutschland noch wirksam sind. Da sich der Pilz jedoch genetisch verändert, muss die Diversität an Resistenzgenen dringend erhöht werden. International sind zahlreiche andere Gene bekannt.
Wie kann der hiesige Weizen vor dem Schwarzrost gewappnet werden?
Es gibt derzeit in Deutschland kein Fungizid mit einer amtlichen Zulassung für die Bekämpfung von Schwarzrost. Deshalb hilft nur die Züchtung widerstandsfähiger Sorten. Weitere Forschung in Zusammenarbeit mit privaten deutschen Weizenzüchtern sind deshalb als vorbeugende Maßnahme dringend erforderlich.
Interview: Beatrix Boldt