Wie das Gift in die Blüte kommt

Wie das Gift in die Blüte kommt

Gerade hat die Blütezeit des Beinwell begonnen. Dass die Heilpflanze auch giftig ist, wissen nur wenige. Kieler Forscher haben entschlüsselt, wie das Gift bis in die Blüten gelangt.

Beinwell (Symphytum officinale)produziert nahe der Blüte zusätzlich giftige Alkaloide gegen Fressfeinde.
Beinwell (Symphytum officinale) produziert nahe der Blüte zusätzlich giftige Alkaloide gegen Fressfeinde.

Der echte Beinwell (Symphytum officinale L.) ist eine altbekannte Medizinalpflanze. Der Extrakt aus Beinwellwurzel wurde schon im Mittelalter zur Heilung von Wunden und Knochenbrüchen eingesetzt und war namensgebend für die Pflanze. Auch heute ist Beinwell als pflanzliches Arzneimittel zur äußerlichen Anwendung zugelassen. Neben nützlichen Inhaltstoffen enthält Beinwell jedoch auch die lebertoxischen und krebserregenden Pyrrolizidin-Alkaloide.

Pyrrolizidin-Alkaloide als Fraßschutz

Pyrrolizidin-Alkaloide dienen der Pflanze primär als Fraßschutz. Sie finden sich neben Beinwell auch in anderen heimischen Arten. Bei übermäßigem Verzehr durch Weidevieh können Pyrrolizidin-Alkaloide im Jakobskreuzkraut zu Vergiftungserscheinungen führen. Auch werden Pyrrolizidin-Alkaloide in Honig und Tees immer wieder nachgewiesen und gelangen so in unsere Nahrungskette. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) informiert daher in einem eigenen Film über die Gefahren der Stoffe (hier geht's zum Film). Aktuell hat in Schleswig-Holstein die Blütezeit begonnen, sodass sich Verbraucher der Giftigkeit der Pflanze bewusst sein sollten.

Blütezeit ist für Giftproduktion relevant

Forscher aus Kiel wollten nun herausfinden, wie genau die Giftproduktion im Beinwell funktioniert. Bisher war bekannt, dass der Beinwell in der Wurzel Pyrrolizidin-Alkaloide bildet und diese in den oberirdischen Pflanzenteilen wie Blättern und Blüten einlagert. Je nach Standort und Art schwankt zudem der Gehalt an Pyrrolizidon-Alkaloiden. Wie die Kieler Wissenschaftler im Pflanzenforschungs-Fachjournal Plant Physiology berichten, ist auch die Blütezeit relevant. Dann wird offenbar zusätzlich ein zweiter Abwehrmechanismus zu dem bereits vorhandenen „Basisschutz“ angekurbelt. 

Wie das Gift direkt in die Blüten gelangt

„Wir haben entdeckt, dass die Pflanze kurz vor Beginn der Blüte auch einen zweiten Ort zur Bildung der giftigen Alkaloide aktivieren kann“, erklärt Dietrich Ober, Professor für Biochemische Ökologie und Molekulare Evolution am Botanischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). So können die Alkaloide direkt in die sich öffnenden Blüten gelangen. „Die Pflanze aktiviert diese alternative Giftbildung offenbar, um ihre Blüten und damit ihre für die Fortpflanzung und das Überleben der Art unverzichtbaren Bestandteile optimal zu schützen“, erläutert Lars Hendrik Kruse. Der Forscher ist Teil der Arbeitsgruppe am Botanischen Institut und hat sich in seiner Doktorarbeit intensiv mit dem Mechanismus zur Pyrrolizidin-Bildung beschäftigt. Nun wurden die Ergebnisse der Arbeitsruppe im 

Die neuen Erkenntnisse sollen helfen, die Stoffwechselprozesse zur Pyrrolizidin-Produktion besser zu verstehen und das Risiko für Verbraucher und Verbraucherinnen besser abzuschätzen.

bp