Wissensspeicher für Bioökonomie-Forschung

Wissensspeicher für Bioökonomie-Forschung

Zu den ersten Konsortien für den Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NDFI) gehören auch drei große Verbünde, die für die Bioökonomie-Forschung wichtig sind.

Mit der Digitalisierung werden immer mehr Daten produziert.

Daten sind die zentrale Ressource für Wissenschaft und Wirtschaft. Sie werden in enormen Mengen zum Beispiel von Satelliten, Sensoren und Hochdurchsatztechnologien in den Lebenswissenschaften produziert. Diese Daten auszuwerten, zu verwalten, zu sichern und verfügbar zu machen, stellt große Anforderungen an die IT-Infrastruktur. Bisher dominieren dezentrale Lösungen. Mit dem Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) sollen die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung nun systematisch erschlossen, nachhaltig gesichert und der Forschungswelt zugänglich gemacht werden. Auch eine nationale und internationale Vernetzung wird anvisiert.

Wichtige Impulse für den wissenschaftlichen Fortschritt 

Die Weichen für den Aufbau dieses neuen Wissensspeichers haben Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) nun mit der Förderzusage für neun Konsortien gestellt. Anja Karliczek, Bundesforschungsministerin und Vorsitzende der GWK, begrüßte diese Initiative: „Die Digitalisierung von Wissenschaft und Forschung in Deutschland ist ein wichtiger Schritt für die bessere Zusammenarbeit unter Disziplinen und zwischen Einrichtungen. Wir müssen die vielen Datenschätze in den unterschiedlichen Disziplinen heben – davon werden in allen Fächern wichtige Impulse für den wissenschaftlichen Fortschritt und neue Innovationen ausgehen. Bei der Digitalisierung von Wissenschaft und Forschung spielt die Etablierung und Fortentwicklung des Forschungsdatenmanagements eine zentrale Rolle. Es ist daher ein Signal zur richtigen Zeit, dass die ersten neun NFDI-Konsortien nun bald an den Start gehen können.“

Standards im Datenmanagement schaffen

Bis zu 90 Mio. Euro wollen Bund und Länder bis 2028 jährlich in Aufbau und Förderung der NFDI stecken, wobei die Bundesregierung mit 90% das Gros übernimmt. Nutzer von Forschungsdaten und von Infrastruktureinrichtungen werden in den kommenden Jahren den Wissensspeicher im Rahmen von NFDI-Konsortien  gestalten und bei der Entwicklung von Standards im Datenmanagement eng zusammenarbeiten. Ein Schwerpunkt: die Vernetzung alter und neuer Datenbestände, um diese besser nutzen zu können.

Drei NFDI-Konsortien mit Relevanz für die Bioökonomie

Den Grundstein für die NFDI legen die auf Empfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom GWK ausgewählten neun Konsortien, darunter auch drei Verbünde, die für die Bioökonomie relevant sind. Ein Überblick:

Im Konsortium DataPlant - Daten in Pflanzen-Grundlagenforschung wird ein Team unter Leitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine Service- und Dateninfrastruktur entwickeln, mit der die moderne Pflanzenforschung große Datenmengen erfassen und bereitstellen kann. Dabei handelt es sich um Daten, die zu einem besseren Verständnis der molekularen Prinzipien des pflanzlichen Lebens beitragen wie etwa Wachstum, Ernteertrag und Biomasseproduktion. Die Arbeit des Konsortiums wird in den kommenden fünf Jahren mit 11 Mio. Euro von der DFG unterstützt. Projektpartner sind die Universität Tübingen, das Forschungszentrum Jülich und die Technische Universität Kaiserslautern.

Im Konsortium NFDI4BioDiversität - Biodiversität, Ökologie und Umweltdaten wird ein interdisziplinäres Team um das Leibniz-Institut DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH mikrobielle Forschungsdaten einbringen, um eine Cloud-basierte Infrastruktur zu entwickeln. Einfließen wird auch die am DSMZ entwickelte weltweit größte Metadatenbank für Bakterien, BacDive. Durch die Bereitstellung standardisierter Daten soll die Nutzung der Datenbank vereinfacht und die Arbeit der Forscher künftig deutlich verbessert werden. Die DFG fördert den Verbund in den kommenden fünf Jahren mit bis zu 3 Mio. Euro. Daran beteiligt sind neben der DSMZ 15 Mitantragsteller und 37 universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen.

Datenwertschöpfungsketten über chemische Prozesse stehen im Fokus des NFDI-Konsortiums NFDI4Cat - NFDI für Wissenschaften mit Bezug zur Katalyse. Unter der Leitung der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (Dechema) werden 15 wissenschaftliche Partner mit Unternehmen wie Clariant, BASF und Covestro ihr Wissen zur Katalyseforschung, chemischen Verfahrenstechnik und Prozesstechnologie bündeln, um mithilfe einer entsprechenden Dateninfrastruktur einen grundlegenden Wandel zu bewirken. Dafür sollen verschiedene Disziplinen in der Katalyseforschung und -technologie mit der Unterstützung von Datenwissenschaftlern und Mathematikern zusammengebracht werden. Die Höhe der Fördersumme wird noch bekanntgegeben.

Breite Nutzung der Arbeitsergebnisse

 „Der Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur ist ein Meilenstein in der Wissenschaftspolitik“, so der stellvertretende GWK-Vorsitzende, Konrad Wolf und Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz. „Wir rechnen damit, dass die Arbeitsergebnisse der geförderten Konsortien – etwa die Entwicklung von disziplinübergreifenden Metadatenstandards oder die Etablierung von Prozessen zum standardisierten Umgang mit Forschungsdaten – auch Wissenschaftscommunities außerhalb der NFDI-Förderung zugute kommen werden und damit eine Breitenwirkung im gesamten Wissenschaftssystem entfalten werden.“

Der Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur erfolgt in insgesamt drei Stufen. Hierfür werden jeweils in einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren neue Konsortien in die NFDI aufgenommen. Bis zu 30 Arbeitsgruppen wollen Bund und Länder bis 2028 fördern.

bb