Wert der Natur: mehr als reine Dienstleistung

Wert der Natur: mehr als reine Dienstleistung

Internationale Experten sprechen sich dafür aus, den Wert der Natur nicht nur nach ökonomischen, sondern auch kulturellen und sozialen Aspekten zu ermessen.

Wissenschaftler verweisen auf den Zusammenhang zwischen lokaler Kultur und der jeweiligen Verwertung der Natur. Bisher stehe der ökonomische Nutzen zu sehr im Vordergrund, während kulturelle und soziale Aspekte vernachlässigt werden.

Ob als Quelle für Nahrung, Werkstoffe oder Energieträger - die Natur ist die biologische Lebensgrundlage für den Menschen. Doch es gibt noch weitere Bereiche, in denen die Natur für uns eine wichtige Rolle spielt: unser Wohlbefinden und unsere kulturelle Identität.

Kulturelle Aspekte berücksichtigen

Um den kulturellen und gesellschaftlichen Aspekte bei der Bewertung der Natur wieder mehr in den Vordergrund zu rücken, haben sich 30 internationale Forscher – darunter auch Berta Martin-Lopes von der Leuphania Universität Lüneburg – im Fachjournal „Science“ zu Wort gemeldet. Die Wissenschaftler fordern in ihrem Papier, auch kulturelle und lokale Aspekte bei der Bewertung der Natur zu berücksichtigen. Andernfalls, so befürchten die Experten, sei ein langfristiger und nachhaltiger Umgang mit der Natur nicht möglich.

Nahrungsgewohnheiten gesellschaftlich geprägt

Die Autoren erläutern ihre neue, umfassende Betrachtung der Natur am Beispiel Nahrung. Die Nahrungssicherheit ist ein Thema, dass Politiker weltweit beschäftigt. Für die Begutachtung neuer Entwicklungen oder Verwertungen wie einer ressourcenschonenden Herstellung von Brot, spielen bisher jedoch vor allem der Nährwert sowie biologische Prozesse und ökonomische Fragen eine Rolle. Kulturelle Aspekte bleiben dem Expertenteam zufolge jedoch außen vor. Unter Berücksichtigung dieses Aspektes, wäre ein neues Verfahren zur Brotherstellung in Mitteleuropa, wo viel Brot gegessen wird, kulturell sinnvoller und nachhaltiger als in Asien.

Bessere Entscheidungen durch ganzheitliche Betrachtung

Den Forschern zufolge sind es diese nicht-materiellen Faktoren die den neuen Ansatz des Experten-Gutachtens ausmachen und mehr Effektivität und Legitimität für politische Entscheidungen über den nachhaltigen Umgang mit der Natur versprechen. Die Experten sehen sich damit auf einer Linie mit den Nachhaltigkeitszielten der Vereinten Nationen. Die 17 Sustainable Development Goals (SDG`s) haben unter anderem zum Ziel, dass bis zum Jahr 2030 niemand mehr Hunger leiden muss. Auf Grund der stetig wachsenden Weltbevölkerung ist dies jedoch nur durch eine ressourcenschonende und nachhaltige Verwertung natürlicher Rohstoffe möglich.

jmr