Straßenbäume in Singapur vermessen

Straßenbäume in Singapur vermessen

Mihilfe von Google Street View-Fotos haben Forscher den Einfluss von Bäumen auf städtische Ökosysteme in Megacitys ermitteln können.

Skyline von Singapur
Bäume könnten das Ökosystem in tropischen Städten wie Singapur regulieren.

Mit Google Street-View die Lage des Ferienhauses im Ausland checken, gehört heutzutage fast zum Standard jeder Urlaubsplanung. Ob Gebäude, Straßen oder Parks: Die Google-Bilder bieten einen Rundumblick als erste Orientierung von fast jeder Stadt der Welt. Forscher im Future Cities Laboratory am Singapore-ETH Centre haben die Google Street-View-Bilder nun erstmals genutzt, um das Ökosystem einer Großstadt zu vermessen. Konkret wurde der Einfluss von Straßenbäumen in der Megacity Singapur untersucht. Wie das Team im Fachjournal „Ecological Indicators“ berichtet, konnten sie anhand der Google-Daten eine Methode entwickeln, mit der relativ günstig und schnell der Einfluss der Bäume auf das Ökosystem in Metropolen kartiert und quantifiziert werden kann.

Dass Bäume und Pflanzen einen positiven Einfluss auf das Klima in Städten haben und so das Leben angenehmer machen, ist allseits bekannt. Vor allem im Sommer sind Bäume auch hierzulande als erfrischende Schattenspender gefragt. Wie sich Bäume auf Ökosysteme in tropischen Ballungsräumen wie Tokio oder Singapur konkret auswirken, dazu gab es bisher kaum aussagekräftige Untersuchungen.

Baumkronen-Flächen mit Google vermessen

Im Rahmen der Studie haben die Schweizer Forscher nun etwa 100.000 Bilder aus Google Street View extrahiert und die Fotos mit einem Algorithmus in 50-Meter-Intervallen analysiert, um den Anteil der durch Baumkronen abgedeckten Flächen zu berechnen. Mehr als 80 Prozent des Singapurer Straßennetzes wurde so erfasst. Mithilfe der Google-Street-View-Technologie konnten sie einen Standard-Datensatz von Panoramafotos und Strassenansichten auf Basis von GPS-Daten erschliessen, um Bilder mit bestimmten Orten zu verknüpfen.

Sonneneinwirkung am Boden messbar

Die hohe Auflösung der Bilder ermöglichte es, das Maß der Sonneneinstrahlung an der Erdoberfläche zu bestimmen. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Vergrösserung der Abdeckung durch Straßenbaumkronen die Bodenoberflächen- und Lufttemperatur auf den Straßen Singapurs reduzieren könnte. „Neben der Abkühlung von städtischen Mikroklimata bieten diese in dichte städtische Strassennetze integrierten Bäume weitere Vorteile. So reduzieren sie die Überschwemmungsgefahr und wirken luftreinigend“, erklärt der Forschungsleiter vom Future Cities Laboratory und Direktor des Singapore-ETH-Centres, Peter Edwards.

Mehr grüne Lebensräume planen

Darüber hinaus kann die Größe des Blätterdachs auch ein Indikator für die Verdunstungskühlung sein, welche die Baumblätter und der aufgefangene Niederschlag erzielen. „Bäume zu pflanzen mit dem Ziel, die Umwelt zu kühlen, ist deshalb besonders wichtig in tropischen Städten wie Singapur, die stark unter dem städtischen Hitzeinsel-Effekt leiden“, betont Projektkoordinator Dan Richards vom Future Cities Laboratory. Diese neue und relativ günstige Schatten-Vermessungsmethode könnte zukünftig Stadtplanern weltweit helfen, baumkarge Orte zu erkennen und mehr grüne und nachhaltige Lebensräume in Städten zu schaffen.

bb