Quinoa kommt nach Europa

Quinoa kommt nach Europa

Quinoa-Samen sind sehr gesund, ihr Anbau ist jedoch zumeist auf Südamerika beschränkt. Kieler Pflanzenforscher haben nun getestet, welche Sorten auch in Norddeutschland gedeihen.

350 Quinoa-Arten wachsen im Zuchtgarten der Kieler Pflanzenzüchtung.

Ein hoher Proteingehalt, essentielle Aminosäuren, viel Eisen, Zink, Magnesium und Vitamine – aber kein Gluten: Quinoa-Samen gelten in Europa wegen ihres Nährstoffgehalts als „Superfood“ und sind dennoch ein Nischenprodukt. Das liegt vor allem daran, dass sich der sogenannte Inkareis evolutionär an die harschen Bedingungen in Südamerika angepasst hat: Kurze Sonnenstunden in den Tropen und karge Böden in den Anden. Große Forschungs- oder Züchtungsbemühungen hat die Pflanze bislang weder in ihrer Heimat noch in Europa erfahren. Pflanzenforscher der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel wollen das nun ändern.

350 Sorten getestet

Eben weil es bislang kaum kommerzielle Züchtungen gegeben hat, existiert eine große Vielfalt an Quinoa-Sorten – von niedriger, krautartiger Wuchsform bis zu meterhohen Pflanzen mit zahlreichen Ästen. 350 Sorten haben die Kieler nun in ihrem Zuchtgarten angebaut und bewertet. „Wir wollen eine Quinoa-Art züchten, die in Europa gedeiht und dabei sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch eine Alternative zu heimischen Kulturpflanzen bietet“, erklärt Nazgol Emrani, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, den Ausgangspunkt der Forschungen.

„Die für die gemäßigten Breiten vorteilhaften Eigenschaften wollen wir in unserem Projekt durch Kreuzung der optimalen Pflanzen verstärken“, erläutert Emrani. Zugleich suchen die Kieler Forscher nach den Genen, die den Blühzeitpunkt steuern. Dabei kommt den Forschern entgegen, dass seit dem vergangenen Jahr das Quinoa-Genom entschlüsselt ist.

Geeignete Sorten identifiziert

Das erste Anbaujahr war bereits sehr erfolgreich. Die Pflanzenforscher konnten zahlreiche Arten aussortieren, die selbst im Herbst noch weit von der Reife entfernt waren. Aber auf den Versuchsfeldern standen auch Quinoa-Pflanzen, die im Juli erntereif waren. „Wir haben in unseren Untersuchungen schon Quinoa-Arten gefunden, die an die Tageslängen in Deutschland und Europa angepasst sind und eine kurze Vegetationsphase idealerweise von Mitte April bis Ende August aufweisen“, sagt Emrani. Bei der Wahl der richtigen Sorte wird es zudem auf die Wuchsform ankommen: „Möglichst wenige Äste und eine kompakte Blütenrispe sind von Vorteil für eine maschinelle Ernte“, erklärt Dilan Sarange, Doktorand an der CAU Kiel.

Großflächiger Anbau in fünf Jahren?

Kollegin Emrani ist optimistisch: „Durch unsere Versuche könnten wir bereits in fünf Jahren eine großflächige Kultivierung der Quinoapflanze in Nordeuropa ermöglichen.“ Bis dahin sei es an den Landwirten und Lebensmittelherstellern, sich an die neuen Möglichkeiten anzupassen.

bl