Weinbau: Schafe für bessere Ökobilanz

Weinbau: Schafe für bessere Ökobilanz

Eine Doppelnutzungsstrategie könnte den Arbeitsaufwand für Winzer verringern und gleichzeitig die Biodiversität fördern.

Weidetiere könnten im Weinanbau die Kosten senken und die Ökobilanz verbessern.
Weidetiere könnten im Weinanbau die Kosten senken und die Ökobilanz verbessern.

Weinanbau ökologisch zu gestalten, ist nicht einfach: Weinreben sind eine intensiv bewirtschaftete Sonderkultur, die nur wenig ökologische Leistungen bereitstellt. Gleichzeitig sind ein hoher maschineller Einsatz und der intensive Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln typisch für den Anbau. Eine Möglichkeit, an dieser Situation etwas zu verbessern, könnte die gleichzeitige Haltung von Nutztieren im Weinberg sein. Mangels Praxiserfahrungen schrecken jedoch viele Weinbauern schon vor dem Versuch zurück. Ein Projekt in Baden-Württemberg soll nun für die Beweidung mit Schafen Best-Practice-Empfehlungen herausarbeiten.

Passgenaue Umsetzungsstrategien entwickeln

Für das Projekt „Win-Win-im-Weinberg (W³) – Innovatives, ökologisches und ökonomisches Weinbergmanagement mit extensiver Schafbeweidung“ haben sich Wissenschaftler der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg zusammengeschlossen. „Die stärkere Berücksichtigung von Schafen in deutschen Weinbergen scheitert vor allem an eindeutigen Handlungsanleitungen und Informationen“, begründet Nicolas Schoof von der Universität Freiburg. „Wir werden in naher Zukunft passgenaue Umsetzungsstrategien für unterschiedliche Weinbausysteme liefern, bei denen voraussichtlich auch Schäfereien eine wichtige Rolle spielen werden.“

Begleitvegetation kontrollieren, bodennahe Triebe entfernen

Konkret erhoffen sich die Forscher, dass die Schafe beispielsweise die Begleitvegetation in Schach halten. Sie konkurriert mit den Weinreben um Wasser und Nährstoffe, weshalb Weinbauern sie bislang mechanisch oder chemisch bekämpfen. Das hat negative Begleiteffekte auf die Insektenpopulationen. Außerdem müssen die Weinbauern Triebe in Bodennähe entfernen und händisch oder maschinell die Reben entblättern – eine in Hanglagen anspruchsvolle Aufgabe, die voraussichtlich gut durch Schafe gemeistert werden könnte. Darüber hinaus bedeuten die Schafe durch den Verkauf von Wolle und Fleisch zusätzliche Einnahmemöglichkeiten für Weinbauern.

Erste Ergebnisse sind vielversprechend

Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass Schafe tatsächlich die Unterstockpflege erheblich vereinfachen und auch problematische Arten wie Zaun- und Ackerwinde erfolgreich beseitigen. Das erspart den Weinbauern Arbeit und der Natur chemische Pflanzenschutzmittel. Inwieweit der Einsatz der Schafe insgesamt die Biodiversität im Weinberg beeinflusst und auch Bodenleben und Humusaufbau fördert, soll nun der weitere Projektverlauf zeigen.

Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg fördert das Forschungsprojekt über vier Jahre mit 380.000 Euro. Die Musella-Stiftung in Freiburg und die Heidehof Stiftung GmbH in Stuttgart geben weitere 21.000 Euro für den Aufbau der Weideinfrastruktur.

bl