Öko-Wein: Neue Werkzeuge für Winzer

Öko-Wein: Neue Werkzeuge für Winzer

Wie nachhaltig bewirtschaften Weinbauern ihre Betriebe? Ein neuer Handlungsleitfaden und Umweltrechner hilft Winzern, den eigenen Betrieb auf ökologische Kriterien zu prüfen.

Viele der 20.300 Winzerbetriebe in Deutschland wollen ihre Betriebe verstärkt nachhaltig bewirtschaften.
Viele Weinbauern in Deutschland wollen ihre Betriebe verstärkt nachhaltig bewirtschaften.

Nachhaltigkeit spielt auch im Weinanbau eine immer größere Rolle, da Kunden immer öfter Anbaumethoden und Herstellung der edlen Tropfen hinterfragen. Viele der 20.300 Winzerbetriebe in Deutschland wollen daher ihre Betriebe verstärkt nachhaltig bewirtschaften. Wie nachhaltig ein Winzerbetrieb arbeitet, war bisher nur schwer einzuschätzen, da geeignete Messvorrichtungen und Bewertungsstandards für den Weinanbau fehlten. Die Technische Hochschule Bingen hat in Zusammenarbeit mit 16 deutschen Weingütern nun zwei Werkzeuge zur Bewertung eines nachhaltigen Weinanbaus geschaffen.

Handlungsleitfaden und Umweltrechner etabliert

Im Ergebnis eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 124.000 Euro geförderten Projektes entstand ein „Handlungsleitfaden“, der den Weinbauern beim Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichtes hilft. Zudem wurde ein „Umweltrechner" etabliert, der es Winzern ermöglicht, betriebliche Umweltaspekte wie Material- und Energieaufwand unter Berücksichtigung der speziellen Strukturen des Weinbaus zu erfassen und zu bewerten. „Ziel des Vorhabens war es, konkrete Umweltentlastungspotenziale in Weinbaubetrieben zu ermitteln, Kriterien zu entwickeln, ihre Nachhaltigkeitsaspekte zu erfassen und zu bewerten und damit die Aktivitäten der Unternehmen in Richtung einer nachhaltigen Unternehmensführung zu unterstützen“, erläuterte der stellvertretender DBU-Generalsekretär Werner Wahmhoff.

Nachhaltigkeitsbewertung für Weinbau angepasst

Bei der Erstellung des Leitfadens für den Nachhaltigkeitsbericht wurden daher zusätzliche weinbauspezifische Angaben wie Betriebsgröße, Kunden- und Vertriebsstruktur, Bewirtschaftungs- und Produktionsweisen sowie die Besonderheiten des Weinanbaugebietes berücksichtigt. Damit sei erstmals eine Differenzierung und eine vergleichende Darstellung weinbaulicher Organisations- und Betriebsprofile möglich, schreiben die Autoren. Darüber hinaus wurden weitere branchentypische Aspekte identifiziert, die eine wirtschaftlichen Bewertung wie die „Effizienz- und Risikoanalyse“ und die „Qualitätskontrolle sowie eine ökologische Beurteilung wie die der Ressource Boden erlaubt. „In dem Projekt erfolgte eine Analyse der wesentlichen Auswirkungen entlang aller Lebenszyklusphasen der Weinproduktion auf Grundlage international anerkannter Leitlinien. Dabei fand die gesamte Produktionskette vom Herrichten der Weinbergfläche über die Kellerwirtschaft bis hin zum Vertrieb Beachtung“, erläutert Desiree Palmes von der Technischen Hochschule Bingen. Auch positive Beispiele sind darin festgeschrieben, die zum Nachmachen motivieren sollen.

Nachhaltigkeit im Weinanbau

Der Handlungsleitfaden kann Weinbaubetrieben bei der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts helfen.

Mithilfe des Umweltrechners kann der jährliche Material- und Energieaufwand bewertet werden.

Folgen für Umwelt werden sichtbar

Mithilfe des neu entwickelten „Umweltrechners“ können die Weinbauern ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten erfassen und bewerten lassen. Nach der Dateneingabe erhält der Winzer automatisch eine Auswertung zu Materialeinsatz, Energie, Abwasser, Wasser und Abfall. Die Auswahl der erforderlichen Kennzahlen macht dabei die direkten und wesentlichen Umweltauswirkungen des Betriebes sichtbar „Die Projektergebnisse erlauben es nun erstmals kleinen und mittelständischen Winzerbetrieben, eine ganzheitliche ökologische Erfassung und Bewertung aller Betriebsprozesse durch den „Umweltrechner“ vom Einkauf über Anbau bis zur Produktion und Vermarktung vorzunehmen“, erklärt DBU-Generalsekretär Werner Wahmhoff.

Nachhaltigkeits-Image von großem Nutzen

Mit den neuen Werkzeugen und durch das neu gegründete Nachhaltigkeitsnetzwerk sollen Winzerbetriebe in die Lage versetzt werden, ihre Aktivitäten auf dem Feld der Nachhaltigkeit auch gegenüber Kunden zu kommunizieren. Der Nachhaltigkeitsbericht ist für Großunternehmen in Deutschland ab 500 Mitarbeiter verpflichtend, für kleine und mittlere Unternehmen wie die Winzerbetriebe, jedoch freiwillig. Die Autoren des Leitfadens sind allerdings überzeugt, dass die Berichterstattung zum Nachhaltigkeitsmanagment für jeden Winzerbetrieb nur von Nutzen ist. Mit dem sich daraus ergebenden „verantwortungsvollen Image“ könne die Aufmerksamkeit von Kunden sowie das Vertrauen von Partnern oder Kreditgebern gewonnen werden, so die Autoren.

bb