TRANSCEND: Neue Allianz für Pflanzenforschung gestartet

TRANSCEND: Neue Allianz für Pflanzenforschung gestartet

Das Exzellenzcluster CEPLAS und das IPK Leibniz-Institut haben in Berlin unter Schirmherrschaft des BMBF eine neue Allianz für innovative Pflanzenwissenschaften gegründet.

TRANSCEND-Gründungsevent in Berlin

Das überregionale Zentrum für Translationale Pflanzenbiodiversitätsforschung (TRANSCEND) ist eine Initiative des nordrhein-westfälischen Exzellenzclusters für Pflanzenwissenschaften (CEPLAS) und des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. In der neuen Forschungsallianz bündeln die Spitzenforschungseinrichtungen ihre herausragenden Kompetenzen, Ressourcen und Infrastrukturen. Die Allianz soll den Forschungsstandort Deutschland stärken und die Pflanzenforschung international konkurrenzfähiger machen. Im Fokus stehen die Entwicklung innovativer Methoden für eine schnellere Pflanzenzüchtung und umweltfreundliche Konzepte für Pflanzenschutz und -ernährung.

Die Gründungsveranstaltung von TRANSCEND fand am 7. Juni im Futurium statt und damit in direkter Nachbarschaft zum Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das auch die Schirmherrschaft für das Event übernommen hatte. Geladen hatten Andreas Graner, Geschäftsführender Direktor des IPK sowie Andreas Weber und Maria von Korff Schmising von CEPLAS. Forschende aus den Pflanzenwissenschaften und Pflanzenzüchtung sowie Fachleute aus der Chemieindustrie und Landwirtschaft sowie Kommunikatoren aus der Pflanzen- und Bioökonomieszene waren gekommen.

Bundesministerin und Staatsekretärin begrüßen Initiative

„Wir werden in TRANSCEND Themen aus dem Bereich der Biodiversität bearbeiten, die sich von der Grundlagenforschung bis hin zu angewandten Fragestellungen reichen“, sagte Andreas Graner, Geschäftsführender Direktor des IPK Leibniz-Institutes. Judith Pirscher, Staatssekretärin im BMBF, beglückwünschte die Initiatoren von TRANSCEND zur Gründung und sprach sich im Namen ihres Hauses deutlich für eine weitere Förderung der Pflanzenwissenschaften aus. Sie betonte die große Bedeutung der Pflanzenzüchtungsforschung für eine klimaresiliente Landwirtschaft und eine nachhaltige Bioökonomie. „TRANSCEND zündet den Turbo für die Pflanzenforschung“, sagte Pirscher und nannte einige der Meilensteine, die die beteiligten Institute auch dank der Förderung durch das BMBF auf dem Gebiet der Nutzpflanzengenetik bereits erreicht haben.

Andreas Weber, Staatssekretärin (BMBF) Judith Pirscher, Andreas Graner, Maria von Korff Schmising
Andreas Weber, BMBF-Staatssekretärin Judith Pirscher, Andreas Graner, Maria von Korff Schmising

Konkret setze das BMBF auch in Zukunft auf die Förderung der Pflanzenforschung, um die in Mission zwei der Zukunftsstrategie Innovation und Forschung gesteckten Ziele zu „Klimaschutz, Klimaanpassung, Ernährungssicherheit und Bewahrung der Biodiversität“ zu erreichen. Dabei stünden auch besonders Kooperationen mit der freien Wirtschaft im Fokus, um aus den Erkenntnissen in der Wissenschaft auch konkrete Innovationen hervorzubringen.  

Die neuen Züchtungstechniken (NZT), zu denen unter anderem Werkzeuge wie die Genschere CRISPR-Cas gehören, habe die Bundesministerin zur Chefsache erklärt, so Pirscher. Man solle bei den Biotechnologien nicht den Fehler begehen, sich international abhängen zu lassen. Dazu zähle auch, Freilandversuche wieder zu ermöglichen.

In seinem anschließenden Vortrag ging Gastredner Paul Schulze-Lefert vom Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung auf diese Einschätzungen aus dem Ministerium ein. Er verdeutlichte, welch große Fortschritte durch eine verbesserte Pflanzenzüchtung möglich werden. Neben solchen technologischen Fortschritten seien aber auch Forschungsnetzwerke wie TRANSCEND von zentraler Bedeutung. Denn die Fragen und Zusammenhänge, mit denen sich die Forschung beschäftige, würden immer komplexer. Transdisziplinäre Zusammenarbeit sei deshalb essenziell.
Johan Bottmann von Bayer CropScience schilderte den Blick der Industrie auf die Entwicklungen in der Pflanzenforschung allgemein und die Gründung von TRANSCEND. Bayer investiere selbst große Summen in Forschung und Entwicklung und strebe eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit mit der universitären Pflanzenforschung an.

TRANSCEND – Die Partner

Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) wird vom BMBF gemeinsam mit den Ländern Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Das Exzellenzcluster für Pflanzenwissenschaften (CEPLAS) wird im Rahmen der Bund-Länder Initiative der Exzellenzstrategie gefördert. Darin arbeiten Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universität zu Köln, das Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung Köln und das Forschungszentrum Jülich zusammen.

Während das IPK insbesondere mit der Bundeszentralen Ex-situ-Genbank und den Phänotypisierungs-Plattformen wichtige Forschungsinfrastrukturen und Know-how im Bereich der Genomforschung und der molekularen Pflanzenphysiologie einbringt, haben die CEPLAS-Forschenden vor allem umfangreiche Expertise auf den Gebieten der Photosynthese- und der Mikrobiomforschung.

Expertise bündeln und stärken

Nach den beiden Gastrednern ging Maria von Korff Schmising näher auf die Ziele und Strategien von TRANSCEND ein. Als ein Zentrum für Translationale Pflanzenbiodiversitätsforschung sollen die Expertise von CEPLAS und dem IPK gebündelt werden und so auch die Pflanzenwissenschaften in Deutschland als Ganzes stärken und fördern. Konkret sollen partnerschaftliche Forschungsprojekte initiiert werden, die zum Beispiel die einzigartige Genbank für Nutzpflanzen in Gatersleben nutzen und mit der exzellenten Expertise von CEPLAS-Forschungsgruppen im molekularbiologischen Bereich kombinieren.

Die Finanzierung der Projekte von TRANSCEND speist sich vorerst aus den institutionellen Budgets von CEPLAS und IPK. Die Allianz ist darüber hinaus jedoch offen für weitere, zukünftige Kooperationspartner aus der akademischen Forschung und Privatwirtschaft, aber auch für Exzellenzcluster und wissenschaftliche Netzwerke.

Frische Ideen für eine nachhaltige Zukunft

Unter dem Titel „Mission 2050: Frische Ideen für eine nachhaltige Zukunft“ präsentierten im Anschluss junge Forschende in jeweils wenigen Minuten ihre Forschungsziele und -ansätze. Von der Züchtung des bisher züchterisch vernachlässigten Amaranths über die Nutzung von Genbanken für eine biodiversere Landwirtschaft, bis hin zum gezielten Einsatz von Zwischenfrüchten für einen nachhaltigeren Anbau – die Forschung an beiden Forschungseinrichtungen ist vielfältig. Und sie soll in Zukunft noch vielfältiger werden und besser vorankommen, dank der Kooperation innerhalb von TRANSCEND.  

Im letzten Teil der Veranstaltung entwickelte sich eine angeregte Diskussion. Anwesende Vertreter zum Beispiel des Deutschen Bauernverbands oder der Gesellschaft für Züchtungsforschung e.V., aber auch unterschiedlicher Forschungseinrichtungen meldeten sich zu Wort und diskutierten mit den Gründern von TRANSCEND. Thema waren unter anderem Fragen und unterschiedliche Ansichten zum Thema Schutz von geistigem Eigentum.

Man war sich einig, dass aus Grundlagenforschung auch konkrete Innovationen und damit auch Ausgründungen abgeleitet werden sollen. Denn nur so könnten Lösungen aus der Wissenschaft letztendlich auch konkret zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen. Andererseits müsse sichergestellt sein, dass Forschungsförderung aus öffentlicher Hand auch öffentlichen Interessen zugutekommt und nicht nur wirtschaftlichen Interessen. Insgesamt bräuchte es für die deutsche Pflanzenzüchtungsforschung mehr Wagnis und mehr Förderung, sind sich die Gründer von TRANSCEND einig. Dann kann sie zu der Erreichung politischer und gesellschaftlicher Nachhaltigkeitsziele einen signifikanten Beitrag leisten.

mr/pg