Regierung ebnet Weg für biobasierte Wirtschaft
Deutschland intensiviert seine Aktivitäten in der Bioökonomie. Dafür hat die Bundesregierung am 17. Juli 2013 die „Politikstrategie Bioökonomie“ beschlossen.
Deutschland intensiviert seine Aktivitäten in der Bioökonomie. Nachdem erste Forschungsanstrengungen mit der Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie angestoßen wurden, sollen nun weitere Rahmenbedingungen für den Ausbau einer biobasierten Wirtschaft geschaffen werden. Dafür hat die Bundesregierung die „Politikstrategie Bioökonomie“ beschlossen, die am 17. Juli von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sowie Bundesforschungsministerin Johanna Wanka vorgestellt wurde. Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft bewerten diesen Vorstoß als positives Signal für den Standort Deutschland.
Nachdem im Jahr 2010 unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie gestartet wurde, legt die Bundesregierung nun ein neues Papier vor. Mit der „Politikstrategie Bioökonomie“ sollen die Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der biobasierten Wirtschaft in Deutschland verbessert werden.
Deutschland wettbewerbsfähiger machen
Ziel ist es, die Industrie dazu zu bringen noch stärker als bisher auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen. „Wir müssen wegkommen vom Öl und lernen, stärker zu nutzen, was die Natur uns bietet“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Das Papier umfasst 17 strategischeAnsätze mit acht Handlungsfeldern und deckt damit aus Sicht der Bundesregierung alle Politikfelder ab, die für eine nachhaltige international wettbewerbsfähige Bioökonomie relevant sind. Es werden dabei nicht nur Maßnahmen für die Industrie-, Energie- und Agrarpolitik formuliert, sondern auch für die Klima- und Umweltpolitik sowie für die Forschungs- und Entwicklungspolitik. Neben dem BMELV und dem BMBF waren an der Erstellung des Papiers auch die Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Wirtschaft und Technologie (BMWi) und wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beteiligt.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betonte bei der Vorstellung des Papiers, dass es darauf ankomme, die in der Wissenschaft erarbeiteten Ansätze auch zum Markt zu bringen. Insgesamt 2,4 Milliarden Euro sind bis 2016 für Forschung und Entwicklung reserviert, dabei entfallen 1,6 Milliarden Euro auf das BMBF und entsprechende Fördermaßnahmen. „In den vergangenen Jahren konnten wir bereits etliche Initiativen – zum Beispiel in der industriellen Biotechnologie – auf den Weg bringen, für künftige Aktivitäten stehen noch etwa 270 Millionen Euro bereit“, sagte sie. Um die nachhaltige Nutzung von Agrarflächen zu stärken, wurde jetzt eine die neue Fördermaßnahme „Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie“ veröffentlicht.
Politikstrategie Bioökonomie
Die komplette Politikstrategie Bioökonomie als PDF-Download auf der BMELV-Website.
Bioökonomierat begrüßt Politikstrategie
Die Bioökonomie sei schon jetzt ein Wachstumsmarkt, betonte auch Christine Lang. Als Geschäftsführerin der Berliner Biotech-Firma Organobalance war sie als eine der beiden Vorsitzenden des Bioökonomierats ebenfalls bei der Präsentation des Strategiepapiers vor Ort. Der Bioökonomierat berät die Bundesregierung in Fragen der Bioökonomie (mehr...) und zeigte bei der Pressekonferenz einige aktuelle Beispiel für Produkte aus der Bioökonomie. Denn immer mehr Unternehmen setzen bei der Herstellung ihrer Produkte bereits heute auf einen Rohstoffmix aus verschiedensten nachhaltig erzeugten nachwachsenden Ressourcen und haben mit Hilfe der Wissenschaft bereits zahlreiche neue Produkte entwickelt (mehr...). So gibt es im Handel mittlerweile Trinkwasserflaschen aus pflanzlichen Rohstoffen. Aus Rizinusöl werden Kunststoffe für Dübel hergestellt, ein Automobilhersteller fertigt aus diesem Rohstoff Motorabdeckungen an und in der Textilwirtschaft können Fasern aus Reststoffen in der Milchproduktion genutzt werden.
So wurde etwa ein mit solchen Fasern hergestelltes Kleid von der Firma Qmilk vorgestellt. „Die Bioökonomie ist bereits heute Realität und sie wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Daher begrüßen wir als Bioökonomierat die Verabschiedung der Politikstrategie und sehen einige unserer Forderungen implementiert“, sagte Lang bei der Pressekonferenz. Angesichts der starken internationalen Konkurrenz komme das Papier zur rechten Zeit. „Im internationalen Wettbewerb müssen wir uns mit anderen Industrienationen sowie rohstoffreichen Ländern wie Brasilien messen. Wir müssen daher in Deutschland noch mehr als bisher darauf setzen, Rohstoffe zu veredeln, statt sie zu verbrennen und hier unsere Technologieführerschaft einsetzen“, so Lang. Der Fokus der Politikstrategie auf eine Stärkung der stofflichen Nutzung von Biomasse und einer verbesserten Nutzung auch von Reststoffen gehe dabei in die richtige Richtung. Auch die Thematisierung von Zielkonflikten bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe sei wichtig.
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter und der Verband der Chemischen Industrie begrüßten die Initiative ebenfalls. Konzepte dürften nicht in der Forschung stehen bleiben, sondern müssten in Deutschland im Markt ankommen. Dafür sende das Strategiepapier das richtige Signal.