Pestizide in Nahrung neu bewerten
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, einen neuen Indikator einzuführen, der die Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln über die Nahrung komplett abbildet.
Pflanzenschutzmittel leisten einen wesentlichen Beitrag zur Ertragssicherung in der Landwirtschaft und damit zur Welternährung. Doch die Chemikalien können oberhalb einer bestimmten Dosis ein Gesundheitsrisiko darstellen, wenn sie mit der Nahrung aufgenommen werden. Der Gesetzgeber hat daher Grenzwerte für die Rückstände der einzelnen Pflanzenschutzmittel festgelegt. Ein sogenannter Zustandsindikator soll nun noch mehr Informationen darüber bereitstellen, wie viel Pestizide die Bundesbürger im Durchschnitt zu sich nehmen. Das schlägt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als Teil eines Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) vor.
Höchstgehalt und Referenzdosis
Bislang gibt es zur Bewertung von Pestizidrückständen zwei Werte: den zulässigen Höchstgehalt und die akute Referenzdosis. Der zulässige Höchstgehalt ist ein sehr konservativ gewählter Wert, der bei in Verkehr gebrachten Lebensmitteln nicht überschritten werden darf. Die akute Referenzdosis liegt um ein Vielfaches höher und beschreibt jene Dosis, ab der gesundheitsschädigende Effekte nicht mehr ausgeschlossen werden können. Die deutsche Lebensmittelüberwachung erfasst stichprobenartig, wie häufig der zulässige Höchstgehalt überschritten wird.
Zustandsindikator als dritte Kennzahl
Das BfR hat nun vorgeschlagen, mit zwei Maßnahmen mehr Klarheit über die tatsächliche Gesundheitsbelastung durch Pestizidrückstände zu schaffen. Zum einen sollen neben Überschreitungen des zulässigen Höchstgehalts auch die der akuten Referenzdosis dokumentiert werden. 2017 war dies bei sieben von mehreren Tausend Proben der Fall. Zum anderen soll ein neuer Wert eingeführt werden, der sogenannte Zustandsindikator. Auf Grundlage von Verzehrstudien und Daten der Lebensmittelüberwachung soll die gesamte kurz- und langfristige Pestizidaufnahme des durchschnittlichen Bundesbürgers über Lebensmittel errechnet werden. Über den Vorschlag muss nun die Bundesregierung entscheiden.
Bessere Risikoidentifizierung
„Die Verbrauchersicherheit wird durch die wertvollen Hinweise zur Risikoidentifizierung gestärkt“, wirbt BfR-Präsident Andreas Hensel. „Auch die Politik profitiert, denn sie kann damit leichter und gezielter die nötigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergreifen.“ Zusätzlich wolle das BfR Indikatoren entwickeln, mit denen beurteilt werden könne, wie erfolgreich Maßnahmen sind, die das Anwenden von Pflanzenschutzmitteln sicherer machen sollen.
bl