Ökohöfe ziehen Schmetterlinge an

Ökohöfe ziehen Schmetterlinge an

Welche Rolle spielt die Landnutzung beim Insektenrückgang? Münchner Forscher haben dafür das Insektenaufkommen auf ökologisch und konventionell bewirtschafteten Flächen verglichen.

Der Purpurbär (Rhyparia purpurata) wurde auf dem Biohof nachgewiesen und ist in Bayern recht selten geworden. Er steht auf der Roten Liste in der Gefährdungsstufe 3 ("gefährdet").
Der Purpurbär (Rhyparia purpurata) wurde auf dem Biohof nachgewiesen und ist in Bayern recht selten geworden. Er steht auf der Roten Liste in der Gefährdungsstufe 3 ("gefährdet").

Schmetterlinge wie der Purpurbär gelten in der Insektenwelt als Schönheiten, die nicht zuletzt wegen ihrer Farbenpracht faszinieren. Doch der Prachtfalter Rhyparia purpurata ist auch hierzulande nur noch selten anzutreffen. Wie viele seiner Verwandten steht er auf der Roten Liste als gefährdete Art. Um den Rückgang der Insekten zu stoppen, will die Bundesregierung künftig 100 Mio. Euro in deren Schutz investieren, darunter auch in Insektenforschung und -monitoring. Studien hatten bereits in der Vergangenheit belegt, wie dramatisch die Situation auch in Deutschland ist. Nun zeigen Forscher der Zoologischen Staatssammlung München SNSB-ZSM, welche Rolle die Landnutzung für die Insektendiversität spielt.

Mehr Schmetterlinge auf Ökohöfen

Im Rahmen einer Vergleichsstudie hatte das Team Insektenfallen auf ökologisch sowie konventionell bewirtschafteten Agrarflächen in Bayern aufgestellt. Ziel war es, das Insektenaufkommen in beiden Gebieten zu analysieren. Die Ergebnisse sind wenig überraschend, aber überraschend eindeutig. Wie die Forscher im Fachjournal Ecology and Evolution berichten, gab es auf ökologisch bewirtschafteten Feldern 2,6-mal so viele Insekten wie auf konventionellen Flächen. Bezogen auf Biomasse, Artenvielfalt sowie Vorkommen stark gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Arten seien ökologisch bewirtschaftete Gebiete für die Insektenfauna ein klarer Vorteil, heißt es in der Studie.

Anteil gefährdeter Arten doppelt so hoch

Insgesamt wurden in beiden Untersuchungsgebieten 4.000 Arthropodenarten und 604 Schmetterlingsarten nachgewiesen. Mit einem klaren Vorsprung von 60% wurden demnach auf den Flächen des Ökohofs eindeutig mehr Schmetterlingsarten gesichtet als auf konventionell bewirtschafteten Äckern. Hier gingen den Forschern sogar gefährdete Arten wie der Purpurbär in die Fallen. Mit 30 gefährdeten Arten war deren Anteil doppelt so hoch wie auf der Vergleichsfläche.

Insekten mittels DNA-Referenzbibliothek schnell identifiziert

Am SNSB-ZSM werden mittels genetischer Artenbestimmung, dem sogenannten DNA-Barcoding, seit einigen Jahren in Bayern Insektenarten charakterisiert gespeichert. Auf diese DNA-Referenzbibliothek konnten die Forscher bei der Studie zurückgreifen und damit schnelle Ergebnisse liefern. Nur so war es möglich, die Vielzahl der Insektenarten, die den Forschern in die Fallen gingen, in kürzester Zeit zu identifizieren. „Wir konnten somit die Auswirkungen verschiedener Landnutzungsformen auf den Insektenbestand erstmals auf breiter Basis untersuchen“, so Axel Hausmann, Leiter der Sektion für Schmetterlinge an der Zoologischen Staatssammlung München.

Die Untersuchung wurde von der Firma HIPP und vom Bayerischen Pakt für Forschung und Innovation („SNSB-innovativ“) unterstützt und wird weitere fünf Jahre fortgeführt.

bb