Mit KI und Hightech Moore schützen
Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) entwickelt eine digitale Monitoring-Plattform, um den Zustand von Mooren in Echtzeit zu überwachen und so deren Wiedervernässung sowie eine nachhaltige Nutzung durch Paludikultur zu fördern.
Moore sind bedeutende Ökosysteme, die nicht nur seltene Pflanzen und Tiere beherbergen, sondern als Kohlenstoffspeicher auch eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen. Doch nur intakte Moore können das Klimagas fixieren. Durch die Trockenlegung der Flächen für Land- und Forstwirtschaft haben Moore jedoch nicht nur ihre Funktion als CO₂-Speicher verloren, sondern auch an Biodiversität eingebüßt. Im Rahmen des Projekts VALPEATS (Valuation Of Peatland Ecosystem Services) wollen Forschende vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) nun gemeinsam mit der Universität Greifswald und dem Greifswald Moor Centrum (GMC) eine digitale Monitoring-Plattform entwickeln, um den Zustand von Mooren einschätzen und bewerten zu können.
Moorschutz mit digitaler Echtzeit-Analyse
Für das Monitoring wird die Plattform mit Daten von Sensoren und Drohnen gespeist und mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet. „Bisher werden diese Daten überwiegend manuell erfasst und ausgewertet. Durch einen Multisensorik-Ansatz erfassen wir die Eigenschaften des Moors viel effizienter und können quasi in Echtzeit Analysen durchführen“, erklärt der wissenschaftliche Leiter Daniel Pönisch.
Neben Botanik-Experten, die vor Ort die Vegetation via App bestimmen, messen Sensoren verschiedene Parameter wie Wasserstand, Wetter und Geografie, während Drohnen die Vegetation mit RGB- und Multispektralkameras dokumentieren. Diese Daten werden dann durch KI integriert und analysiert, um ein vollständiges Bild des Moorzustands zu erstellen.
Nutzen für Planung und Landwirtschaft
Das Hauptziel von VALPEATS ist es, fundierte Daten bereitzustellen, die den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren erleichtern. Die gewonnenen Daten sollen sowohl Planungsbüros bei ihren Entscheidungen zur Wiedervernässung als auch Landwirte beim Betreiben von Paludikultur unterstützen. Die Plattform biete eine standardisierte, skalierbare Lösung, die Entscheidungsträgern Echtzeit-Analysen zur Verfügung stellt und somit Entscheidungsprozesse optimiere, schreiben die Forschenden.
„Die gemeinsame Betrachtung aller verfügbaren Informationen ermöglicht die Inwertsetzung der Ökosystemleistung. Diese ist in der Plattform gebündelt, analysiert und dargestellt“, erklärt Pönisch. Die Plattform kann zudem Paludikulturbetrieben helfen, intakte Moore zu nutzen, um beispielsweise Biomasse aus Nasswiesen, Schilf oder Torfmoosen zu gewinnen. Den Forschenden zufolge können Datenaufnahme und -analyse auch angepasst werden, etwa um Informationen zur Vegetation zu nutzen.
Paludikultur nach Ökostandards zertifizieren
Ein weiteres Potenzial der Monitoring-Plattform sehen die Forschenden in der Möglichkeit, Moorflächen und landwirtschaftliche Unternehmen im Bereich Paludikultur nach Ökostandards zu zertifizieren.
Im Rahmen des Moorprojektes „Rosenhäger Wiese“ in Mecklenburg-Vorpommern wollen die Forschenden die Anwendung ihrer neuen Plattform erproben: Auf einer 5,4 Hektar großen Fläche soll hier in den kommenden Jahren ein Moorbiotop entstehen, das CO₂ speichert und einen neuen Lebensraum für Tiere und Pflanzen schafft. „Wir müssen das gesellschaftliche Bewusstsein weiter stärken, dass wertvolle Moore geschützt und renaturiert werden müssen. Unsere Monitoring-Plattform und unsere KI-Werkzeuge bieten hier eine technologische Basis“, so Pönisch.
am/bb