Mikrobielles Eiweiß als Rindfleisch-Alternative

Mikrobielles Eiweiß als Rindfleisch-Alternative

Würde ein Fünftel des Fleischkonsums ersetzt, verringerte sich die Entwaldung auf die Hälfte und es entstünden weniger Treibhausgase.

Junge Rinder auf einer Weide
Die Rinderhaltung hat großen Anteil an der weltweiten Entwaldung und am Treibhauseffekt.

Der Markt für Fleischersatzprodukte ist klein, wächst jedoch rasant. Mikrobiellem Protein als Alternative zu Rindfleisch könnte dabei eine besondere Bedeutung zukommen, berichten nun Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im Wissenschaftsjournal „Nature“. Würde bis 2050 ein Fünftel des Rindfleischkonsums auf diese Weise ersetzt, würde das die Entwaldung gegenüber einem Weiter-so-Szenario halbieren, hat das Forschungsteam errechnet. Mikrobielles Protein ist bereits marktreif und beispielsweise in der Schweiz und Großbritannien im Supermarkt erhältlich.

Mikrobielles Protein benötigt weniger landwirtschaftliche Fläche

„Die Produktion und der Konsum von Nahrungsmitteln machen ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus, wobei die Produktion von Rindfleisch die größte Einzelquelle ist“, erläutert Florian Humpenöder, Forscher am PIK und Hauptautor der Studie. Zum einen werden für die Viehhaltung und deren Futtermittelanbau Kohlenstoff speichernde Wälder gerodet, zum anderen entstehen Treibhausgasemissionen durch die Wiederkäuer und durch Düngemittel. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Herstellung von mikrobiellem Protein viel weniger landwirtschaftliche Fläche erfordert als die gleiche Menge Protein aus Fleisch – sogar, wenn man den Anbau des Zuckers einrechnet, den die Mikroben benötigen“, ergänzt PIK-Forscherin Isabelle Weindl.

Steigende Lust auf Fleischprodukte bedienen

Die Zukunftsszenarien, die das Forschungsteam in seiner Analyse untersucht hat, reichen bis zum Jahr 2050. Parameter der Simulation sind das künftige Bevölkerungswachstum, die Nahrungsmittelnachfrage, die Ernährungsgewohnheiten und die Dynamiken der Landnutzung und der Landwirtschaft. Dabei gehen die Fachleute davon aus, dass eine wachsende Weltbevölkerung einen wachsenden Appetit auf Fleischprodukte haben wird.

Etablierte und sichere Technologie

Gegenüber pflanzlichen Fleischersatzprodukten und In-vitro-Fleisch halten die Forschenden mikrobielles Protein für die bessere Option: Es kommt dem Geschmack und dem Mundgefühl von Fleisch näher als die meisten heutigen pflanzlichen Proteinprodukte, und es ist deutlich günstiger herzustellen als In-vitro-Fleisch. Außerdem ist die Technologie seit den 1980er-Jahren etabliert und die erste mikrobielle Fleischalternative in den USA sogar seit 2002 als sicheres Lebensmittel zugelassen. Die Herstellung des Proteins erfolgt durch Pilzkulturen, die sich von Zucker ernähren, und ähnelt dabei den Verfahren zur Produktion von Bier oder Brot.

bl