Kaffeesatz als Rohstoffquelle
Reststoffe für biobasierte Produkte sind gefragt. Wie Kaffeesatz noch besser verwertet werden kann, wird ein Verbundprojekt nun prüfen.
Ob zu Hause, unterwegs oder im Büro: Kaffee ist für viele ein Genussmittel und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Was nach dem Aufbrühen übrig bleibt, landet jedoch für gewöhnlich im Abfalleinmer. Unmengen Kaffeesatz werden so täglich entsorgt. Ansätze den Reststoff zu nutzen, gibt es durchaus. Das Berliner Start-up Kafform verwendet beispielsweise den Abfall zur Herstellung von Kaffee- und Espressotassen. Im Projekt „InKa – Intermediate aus industriellem Kaffeesatz“ wollen Forscher vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT mit Partnern aus der Wirtschaft nun weitere Verwertungsoptionen prüfen. Das Vorhaben wird im Rahmen der Fördermaßname „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden drei Jahren gefördert.
Neue Produkte mit besseren Eigenschaften
Im Fokus des Projektes steht die Entwicklung neuer Zwischenprodukte als Rohstoffe für biobasierte Artikel. Aber nicht nur das. Die aus dem Kaffeesatz gewonnenen Komponenten sollen den Forschern zufolge zu „bisher nicht erreichbaren Eigenschaftsverbesserungen verschiedener Endprodukte führen, oder sogar als alternative Rohstoffquelle bei ernsthaften Rohstoffengpässen fungieren“.
Hoch innovatives Verfahren
Dafür will das Team den Kaffeesatz in wichtige Komponenten auftrennen, diese in Gruppen zusammenfassen und aufreinigen und so eine hochwertige Nutzung der daraus erzeugten Zwischenprodukte ermöglichen. „Das angestrebte Verfahren als Ganzes ist hoch innovativ und beinhaltet wichtige Beiträge zu aktuellen internationalen Forschungsfeldern wie In-situ-Umesterung im Kaffeesatz, chemische Modifizierung der isolierten Intermediate oder Entwicklung migrationsarmer Schlagzähigkeitsmodifikatoren“, sagt Inna Bretz, Projektleiterin beim Fraunhofer UMSICHT. „Dabei entwickeln wir den technischen Prozess vom Labor bis zum industriellen Scale-up.“
Kaffeeöl zur Papier-und Kartonherstellung
Kaffeeöl ist beispielsweise eine Komponente, die mittels Umesterung zu solch einem wertvollen Zwischenprodukt umgewandelt und zur Herstellung von Papier und Kartons genutzt werden könnte. „Der entölte Kaffee kann für spezielle Papier- und Kartonsorten eine gute Rohstoffergänzung sein. Er enthält Cellulose – ähnlich wie der Faserstoff, aus dem Papier entsteht. Der Kaffeesatz könnte aber auch als Prozesshilfsmittel interessant sein. Wir sind sehr neugierig, welche Potenziale sich mit diesem neuen Werkstoff heben lassen“, sagt Geschäftsführer Jürgen Belle vom Projektpartner BellePapier GmbH.
Transparente Stoffstromanalyse geplant
Im Rahmen des InKa-Projektes sollen aus dem Kaffeesatz aber auch andere organische Verbindungen wie Glycerin, Fettsäuren, Polysaccharide oder Aromastoffe gewonnen und für eine Verwertung bereitgestellt werden. Die Forscher hoffen, dass die Nutzung von Kaffeesatz als Rohstoffquelle die Rohstoffversorgung beeinflusst. Ob das tatsächlich der Fall sein kann, will das Team anhand einer Stoffstromanalyse am Ende des Projektes offenlegen.
Auf der Hannover Messe im Juli wird das Team das InKa-Projekt im „Schaufenster Bioökonomie" vorstellen.
bb