Insekten-Kost: Mit Vertrauen Akzeptanz schaffen

Insekten-Kost: Mit Vertrauen Akzeptanz schaffen

Mehr Informationen zu den Vorteilen von Insekten als Lebensmittel und deren nachhaltige Produktion können helfen, Vorbehalte zu mindern, wie eine Länderstudie der EU zeigt.

Seit Januar 2018 können auch in Deutschland insektenhaltige Produkte als Nahrungsmittel zugelassen werden. Doch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist weiterhin gering.

Insekten gehören in vielen Ländern schon lange zum Speiseplan. Sie sind nicht nur reich an Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen. Sie sind auch relativ anspruchslos in der Haltung und produzieren deutlich weniger Treibhausgase als Schweine oder Rinder. Seit 2018 sind Insekten in der Europäischen Union als Lebensmittel zugelassen. Mehlkäfer, Wanderheuschrecke, Hausgrille und Buffalowurm dürfen aber nur getrocknet oder pulverisiert zu Brot, Nudeln oder Chips verarbeitet werden. Angesichts einer stetig wachsenden Weltbevölkerung könnten Insekten einen Beitrag zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung leisten. Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts „Sustainable Insect Chain“ (SUSINCHAIN) hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Technischen Universität Berlin untersucht, wie groß die Akzeptanz von Insekten als Lebensmittel ist.

Die Umfrage konzentrierte sich auf die Länder Italien, Portugal und Deutschland. Insgesamt wurden 500 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Im Rahmen der Studie mussten sich die Teilnehmenden zunächst zwischen Fleischbällchen, die hauptsächlich aus Heuschrecken und Mehlwürmern bestanden, und klassischen Fleischbällchen aus Hühnerfleisch, das mit Insekten gefüttert wurde, entscheiden.

Kaum Akzeptanz für Lebensmittel aus Insekten

Dabei zeigte sich, dass Lebensmittel aus Insekten nach wie vor wenig beliebt sind. Die Akzeptanz für Fleisch von mit Insekten gefütterten Hühnern war hier nur leicht höher als für Fleischbällchen, die nur aus Insekten hergestellt wurden. „Wir wollten jedoch auch herausfinden, ob und wie man die Akzeptanz erhöhen könnte“, sagt Mariam Nikravech, wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU im Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft, die für die repräsentative Studie verantwortlich war.

Die Teilnehmenden erhielten daher zusätzliche Informationen – etwa zum Proteingehalt und zur nachhaltigen Produktion von Insekten. In Portugal führten diese Zusatzinformationen zu einer höheren Akzepanz gegenüber Fleischersatz aus Mehlwürmern. In Italien wirkten sich die Angaben zur Nachhaltigkeit lediglich positiv auf die Akzeptanz von Mehlwürmern aus. In Deutschland verbesserte sich dadurch die Akzeptanz gegenüber mit Insekten gefütterten Hähnchen und Heuschrecken. „Der Verweis auf den Insektenproteingehalt bewirkte dagegen weder in Deutschland noch in Italien einen Akzeptanzschub“, resümiert Nikravech.

Vertrauen für Akzeptanz entscheidend

Nach den Erkenntnissen der Forschenden spielt vor allem Vertrauen eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz von Insekten als Lebensmittel. „Bei Menschen, die Lebensmittel aus Insekten als sicher ansehen, sie also nicht als gesundheitsschädlich einschätzen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie solche Lebensmittel auch kaufen“, so die Politikwissenschaftlerin.

Dass Lebensmittel auf Insektenbasis Ausdruck eines modernen, urbanen Lebensstils sind, beeindruckte Deutsche, Portugiesen und Italiener hingegen nicht. 64% der Deutschen und 58% der Portugiesen gaben an, nie Insekten zu essen. Zur Überraschung der Forschenden war die Gruppe der „Never-Taker“ in Italien mit nur 2% sehr klein. Eine Erklärung für diesen Unterschied gibt es noch nicht.

Information als Hebel für Umdenken

Ekel und Angst, von Insekten krank zu werden, waren laut Umfrage die häufigsten Gründe für die Ablehnung. Doch auch bei dieser Gruppe konnten die Forschenden mit zusätzlichen Informationen die Barriere der strikten Ablehnung etwas senken. „Es war vor allem die Information, dass Insekten reicher an Proteinen und Mineralien sind als Fleisch, die die ‚Never-Takers‘ offener machte“, so Mariam Nikravech. Das Forschungsteam ist daher überzeugt, dass zusätzliche Informationen durchaus ein Hebel sind, die Akzeptanz von Insekten als Lebensmittel in Europa zu verbessern.

bb